Diskussion um „Blackfacing“In Troisdorf wird schon seit Jahren kein Sternsinger mehr dunkel geschminkt

Lesezeit 4 Minuten
Kinder in den Kostümen der Sternsinger mit Sternen und selbst gebastelten Kronen.

Die Sternsinger sind wieder unterwegs. In den meisten Gemeinden sinkt ihre Zahl.

Rund um den Dreikönigstag sind traditionell die Sternsinger unterwegs. Doch ihre Zahl nimmt ab. Auf den Segen muss dennoch niemand verzichten.

„Die Sternsinger kommen“, heißt es derzeit wieder. Doch es sind immer weniger Jungen und Mädchen, die sich auf den Weg machen, den Segen an die Häuser schreiben oder kleben und Spenden sammeln. 

„In Spich schafft man maximal die Hälfte“, bedauert Pastoralreferent Joachim Bourauel. Obwohl dort wie in Sieglar die kleinen Könige an zwei Tagen unterwegs sind. Waren es im vergangenen Jahr noch über 50 Kinder, so konnte der seit vielen Jahren aktive Vorbereitungskreis nur noch wenig mehr als 20 Anmeldungen verzeichnen.

Sternsinger: Troisdorfer spenden trotz Energiekrise

Etwas gestiegen ist die Zahl der Freiwilligen auf etwas mehr als 20 Kinder in Oberlar, dort seien aber auch Kita-Kinder in einigen Straßen unterwegs, weiß Bourauel. Relativ stabil ist erfreulicherweise das Spendenaufkommen: um die 8000 Euro in Spich, zwischen 2500 und 3000 Euro in Oberlar. „Und wir hatten 2023 ja schon die Energiekrise“, so Bourauel.

Wir machen keinen mehr schwarz
Joachim Bourauel, Pastoralreferent

„Wir machen keinen mehr schwarz“, antwortet der Pastoralreferent auf die Frage nach dem „Blackfacing“: Seit Jahren schon werde kein Kind mehr dunkel geschminkt. „Das macht keiner mehr“, sagt auch Natalie Hagedorn aus Niederkassel-Rheidt. Seit mindestens 20 Jahren gehe auch in Sankt Augustin kein dunkel geschminktes Kind mehr als Sternsinger los, betont Anne Linden, Gemeindereferentin im Seelsorgebereich. 

Eine Kinderhand hält eine Sammelbüchse, in die jemand Zehn-Euro-Scheine steckt.

Von den Spenden sollen in diesem Jahr Kinder im Amazonasgebiet unterstützt werden.

„Es werden immer weniger Kinder,“ bedauert Jutta König, die gemeinsam mit Nicole Heinz die Sternsingeraktion in Ober- und Niederdollendorf sowie Königswinter-Tal organisiert, die schrumpfende Zahl kleiner Könige. „Früher haben wir geschaut, dass wir alle erreicht haben, die katholisch sind,“, sagt König. Seit fünf oder sechs Jahren läuten die Kinder vor allem da, wo sie das möchten – „eher ökumenisch“ sei das dann.

In Sankt Augustin machen Kitas und OGS-Gruppen mit

„Das ist nicht rein katholisch“, wirbt Anne Linden für die Teilnahme an der Aktion. Denn auch im Seelsorgebereich Sankt Augustin ist die Hauptschwierigkeit, Kinder zu gewinnen. „Durch Corona ist das noch einmal zurückgegangen“, die Hilfsbereitschaft sei weiter gesunken. 

Anne Linden wünscht sich mehr Unterstützung durch die Eltern. Wenn sie in Schulen geht, wenn im Unterricht die Not der Kinder weltweit besprochen wird, „dann rührt das die Kinder an.“ Die bräuchten aber auch den Rückhalt durch die Eltern. „Ganz traurig“ findet sie es, wenn die Sammlung für notleidende Kinder als Betteln bezeichnet werde.

Dabei hält sie es für eine „ganz wichtige Kompetenz, dass Kinder lernen, sich für andere einzusetzen.“ Jederzeit könnten noch Kinder zu den Sternsingergruppen dazustoßen, so Linden; Unterstützung kommt auch aus Kitas und OGS-Gruppen. „Wahnsinnig engagiert“ seien die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer: „Das sind zum großen Teil die Jugendleiter, die das stemmen.“

In Königswinter zögern die Kinder weniger als die Eltern

36 Kinder haben sich in diesem Jahr bei Jutta König und Nicole Heinz gemeldet, obwohl die beiden nach eigenem Bekunden viel Reklame in Schulen und Kitas gemacht haben. Zögern würden aber oft gar nicht die Kinder, so ihre Erfahrung, sondern die Eltern.

Da werde dann gerne auf das letzte Ferienwochenende verwiesen, das man doch anders verplanen wolle. „Wenn wir kommen, werden wir freudig empfangen“, erzählt Jutta König. Engagement der Erwachsenen vermissten sie aber vielfach.

Gute Erfahrungen haben König und ihre Freundin Nicole Heinz mit einem Sternsingerstand gemacht, den sie seit wenigen Jahren vor dem Rewe in Oberdollendorf aufbauen: Mit Segensstreifen zum Abholen und einer Spendenbox. „Da haben wir sehr viele Menschen erreicht, die auch sehr großzügig gespendet haben.“

Wie in Oberdollendorf, so wird es auch vor dem Netto-Markt in Niederkassel-Rheidt am kommenden Samstag, 6. Januar, einen Sternsingerstand geben. Besucht werden nur „die Menschen, die uns haben wollen“; ganze Straßenzüge besuchen die Kinder nicht. Dabei freut sich Koordinatorin Natalie Hagedorn in diesem Jahr über eine Rekordbeteiligung von 75 Kindern.

„Wir haben das in den vergangenen Jahren wieder aufgebaut“; dabei gebe es immer einen engen Zusammenhang zwischen dem Engagement der Eltern aus dem Erstkommunionjahrgang und der Zahl der Sternsinger. Doch schon in der Nachbarpfarre der Pfarreiengemeinschaft Siegmündung sind die Zahlen weniger rosig.

Die Zeiten haben sich geändert
Jutta König, Sternsinger-Koordinatorin

„Immer weniger Bereitschaft, durchs Dorf zu ziehen“ – die erfährt Kerstin Lenders, ehrenamtliche Koordinatorin für St. Laurentius in Niederkassel-Mondorf. „Die Zeiten haben sich geändert.“ Und deshalb blieb man hier bei der zu Coronazeiten eingeführten Praxis, an vier Standorten im Dorf präsent zu sein. 

56 Jungen und Mädchen werden am 13. Januar bereitstehen, um den Segen auszuteilen und Spenden zu sammeln. Die Rückmeldungen sind positiv, weiß Kerstin Lenders: „Die Menschen sind froh, weil sie die Chance haben, den Sternsingern zu begegnen“, während sie sonst an Samstag oft nicht zuhause waren.

Von der Siegmündung geht das Spendengeld nach Kenia

Wer mag, kann aber nach wie vor das Segenstaxi bestellen : Dann kommt der Segen wie gewohnt an die Haustür. Die Spenden aus der Pfarreiengemeinschaft Siegmündung fließen übrigens in diesem Jahr nicht in den großen Spendentopf der Sternsinger. Stattdessen wird damit die Erweiterung der Schule in der kenianischen Partnergemeinde unterstützt.

KStA abonnieren