Wohl mit Luftgewehr getötetTierschützer finden erschossene Nutria-Babys in Bonner Rheinaue

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Eine Biberratte, auch Nutria genannt, sitzt auf einem herbstlichen Feld.

Ein Tierarzt röntgte die getöteten Tiere und fand Projektile, vermutlich von einem Luftgewehr. (Symbolbild)

Tierschützerinnen fanden die getöteten Jungtiere am Samstag in der Rheinaue. Offenbar hat eine Privatperson geschossen.

Unbekannte haben am Samstag, 28. Oktober, in Bonn zwei Nutria-Jungtiere erschossen. Das bestätigte die Polizei Bonn am Dienstag auf Anfrage. Zunächst hatte der Bonner Generalanzeiger berichtet. Die toten Tiere wurden am Samstagnachmittag von Tierschützerinnen in der Rheinaue gefunden. Neben ihnen ein Aufkleber mit den Worten „Ist der Abend rot, sind die Nutrias tot“. Auch das bestätigte ein Polizeisprecher. 

Die Finderinnen brachten die toten Tiere noch am Wochenende zu einem Tierarzt, der bei einer Röntgenuntersuchung Projektile, vermutlich von einem Luftgewehr, in den Kadavern identifizierte. Auf den Verdacht, dass es sich bei den Abschüssen nicht um die kontrollierten, autorisierten Tötungen der von der Stadt beauftragten Jäger handelt, wurde am Montag, 30. Oktober eine Online-Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutz-, Waffenschutz- oder Jagdgesetz gestellt. Inwiefern die Tatbestände hier erfüllt sind, sei jetzt Gegenstand der Ermittlungen, so ein Polizeisprecher. 

Nutria-Population problematisch für Ökosystem der Rheinaue

Die Stadt Bonn bestätigte am Dienstag, dass die Jungtiere nicht in ihrem Auftrag starben. Vizestadtsprecher Marc Hoffmann betont, dass für die Nutriajagd ausschließlich Personen beauftragt werden, „welche die erforderlichen Genehmigungen sowie Sachkundenachweise besitzen und die erforderlichen Voraussetzungen für den Waffenumgang im öffentlichen Raum erfüllen.“ 

Nutrias, auch Biberratten genannt, haben sich in den vergangenen Jahren in der Rheinaue angesiedelt. Die Stadt Bonn spricht von etwa 60 Exemplaren bei einer Erhebung aus dem Jahr 2021. Hier können sich die Nager gut und einfach vermehren – und tun das auch. Problematisch ist dabei, dass die invasive Spezies nützliche Wasserpflanzen frisst, Muschelarten gefährdet, die geschützt werden sollen und außerdem Baumrinde beschädigt. Vermehrt sich die Population weiter, könnte sie Naturschutzgebiete wie die Siegaue oder den Hochwasserschutz im Stadtgebiet gefährden.

Jungtiere offensichtlich nicht von professionellen Jägern getötet

Die Jäger und Jägerinnen der Stadt Bonn haben zur Populationskontrolle Lebendfallen aufgestellt, in denen die Tiere dann direkt vor Ort erlegt werden. Die beiden erschossenen Jungtiere sind also definitiv außerhalb dieser Vorgaben getötet worden.

Zu diesem Zeitpunkt kann die Bonner Polizei zum Zeitpunkt der Ermittlungen noch nichts sagen. Ähnliche Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit jedenfalls seien dem Polizeisprecher nicht bekannt, hieß es am Dienstag.

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