Veranstalter reagiertGroße Schäden an der Bonner Rheinaue nach Querbeat-Festival

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Festivalbesucher gehen in der Bonner Rheinaue vor den Bühnen über eine große Matschfläche. Es ist bewölkt.

Umbauarbeiten und Regen sorgte auf dem Festival-Gelände für Schlamm und Matsch, was der Begeisterung der Besucher keinen Abbruch tat.

Nach dem Querbeat-Festival am Wochenende in Bonn versinkt die Rheinaue im Matsch. So reagieren Stadt und Veranstalter. 

Eine Große Blumenwiese ist die Veranstaltungsfläche in der Bonner Rheinaue diese Woche nur noch im Namen. Nach dem „Querbeat: Randale und Freunde“-Festival vom Wochenende ist der Rasen fast komplett zerstört, Matsch und Sand stattdessen fast überall.

„Von Wiese war eigentlich vorher schon nicht mehr die Rede“, sagt Sandro Heinemann, Sprecher von Rheinevents, die unter anderem das Querbeat-Festival organisieren. „Im Grunde muss man sagen, dass die Rheinaue insbesondere durch den Abbau von Rhein in Flammen, was ja im Mai stattfand, schon im Vorfeld sehr in Mitleidenschaft gezogen worden war“, so Heinemann.

Die Stadt Bonn bestätigt diese Einschätzung. Sprecherin Lea Hoffmann teilt mit, dass durch die Veranstaltung „bereits die Grasnarbe zerstört“ worden war. Der angegriffene Boden habe die starken Regenfälle der vergangenen Wochen dann nicht mehr richtig aufnehmen können, das Wasser versickerte nicht richtig – aus Wiese wurde Matschfeld. 

Bonn: Große Blumenwiese am Rhein steht unter Denkmalschutz

„Und wenn dann Fahrzeuge drüberfahren, Bühnenaufbau stattfindet und auch noch zusätzlich 55.000 Füße drüberlaufen, dann sieht die Wiese leider so aus, wie sie jetzt aussieht. Was nicht besonders schön ist“, so Heinemann. Am Freitag hatte sich der Einlass des Musikfestivals verzögert, weil Rettungs- und Fluchtwege mit Baggern vom Matsch befreit werden mussten, bevor Besucherinnen und Besucher auf das Festivalgelände gelassen werden konnten. Im Vorfeld des Festivals hatte es Diskussionen darum gegeben, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden könne. Ein Eilantrag eines Anwohners war am Donnerstag abgelehnt worden.

Auch weitere Maßnahmen als Reaktion auf das Wetter und den Zustand des Bodens habe man durchaus ergriffen, schildert Heinemann. Fahrwege zur Bühne seien mit Schwerlastboden ausgelegt worden, um wenigstens die Schäden der besonders großen Lkw im Boden gering zu halten. Das gesamte Gelände mit Platten auszulegen, hält er aber für keine Lösung.

Zum einen stehe die Rheinaue unter Denkmalschutz, erinnert er. Eine Abdeckung der Flächen für mehrere Wochen oder Monate sei kaum im Sinne der Stadt. Es würde dem Rasen außerdem auch nicht helfen, die Pflanzen würden unter den Abdeckungen ja auch kaputtgehen. Und schließlich sei es auch einfach nicht wirtschaftlich. Ganz zu schweigen davon, dass es den Charakter der Großen Blumenwiese als Veranstaltungsort am Rhein „ad absurdum“ führen würde, macht Heinemann deutlicht.

Stadt Bonn rechnete mit großen Schäden nach Querbeat-Festival

In Zukunft wolle man „schauen, dass man ein wenig besser im Bereich Fahrweg auslegen arbeitet“, so der Veranstalter, „aber grundsätzlich ist es in der Rheinaue nicht zu verhindern, dass bei einer so schlechten Wetterlage wie jetzt in den vergangenen Wochen der Rasen in Mitleidenschaft gezogen wird.“ Auch für die Verwaltung kommt der Zustand der Wiesen nicht unerwartet. „Beschädigungen kommen regelmäßig bei Veranstaltungen vor.“ Stadtsprecherin Lea Hoffmann räumt aber ein: „Die Verwaltung schätzt die aktuellen Schäden höher ein als in den letzten Jahren.“

Und jetzt? Früher sei es so gewesen, erklärt Sandro Heinemann, dass jeder Veranstalter nach seinem Konzert oder Festival selbst die Rekultivierung der Flächen angewiesen und gezahlt hätte. Nur ergebe das wenig Sinn bei der engen Taktung der Veranstaltungen auf den Wiesen im Sommer. „Ein Rasen braucht etwa sechs Wochen, um sich wieder zu erholen“, erinnert die Stadt. Und das bei geeigneten Wetterverhältnissen – die im Moment etwa nicht herrschen. Der frisch ausgesäte Rasen würde also direkt wieder zertreten, bevor er die Chance hätte, Wurzeln zu schlagen. 

Veranstalter beseitigt große Schäden in kommenden Wochen selbst

Stattdessen haben sich die Veranstalter freiwillig dazu verpflichtet, je nach Größe ihrer Events in einen Rekultivierungsfonds einzuzahlen, mit dem kleinere Schäden nach der Veranstaltungs-Saison behoben und die Neuaussaat des Rasens durch Fachleute finanziert werden können. Außerdem erhebt die Stadt in der Regel eine Kaution, um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen ihrem Auftrag, Schäden zu beseitigen, nachkommen. 

„Massive Schäden, also Schäden wie wir sie jetzt leider sehen, werden nicht von dem Fonds übernommen. Das muss der jeweilige Veranstalter unmittelbar nach der Veranstaltung wiederherstellen“, so Rheinevents-Sprecher Heinemann. Das erfolge in aller Regel in der gleichen Woche oder je nach Wetterlage in der Woche danach. Angesichts des anhaltenden Regens der vergangenen Tage und der Aussichten für den Rest der Woche rechne er damit, dass die Arbeiten erst in der kommenden Woche durchgeführt werden können.

Wann die Große Blumenwiese wieder wie eine solche aussehen wird, hängt also vom Verlauf des Sommers ab. Neuer Rasen wird nach dem Ende der Saison, also nach „Jeck im Sonnesching“ Anfang September, ausgesäht. Im Oktober könnten Rheinauen-Spaziergänger auf der Wiese also wieder grün sehen. 

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