Universitäten in den USA stehen unter Druck. Dadurch könnten einige hoch qualifizierte Köpfe nach Bonn kommen.
Nach Angriffen auf HochschulenBrain-Drain unter Trump – Universität Bonn ist Anlaufstelle für US-Forscher

Die Exzellenzuniversität Bonn zieht Spitzenköpfe aus aller Welt an. Jetzt sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von US-amerikanischen Universitäten kommen.
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Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn führt derzeit Gespräche mit mehreren Forscherinnen und Forschern von US-amerikanischen Universitäten im Hinblick auf mögliche Stellenbesetzungen. Das bestätigt ein Sprecher der Hochschule gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Es sei gut möglich, dass „die USA in Zukunft wichtige Forscherinnen und Forscher verlieren, insbesondere in Disziplinen, die derzeit global besonders gefragt sind.“
Genaue Zahlen könne er nicht nennen, da viele Anfragen zunächst informell zwischen den Forschenden ausgetauscht würden, bevor die Universitätsleitung einbezogen werde. Die Gespräche werden nach Angaben des Sprechers mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Qualifikationsstufen geführt. „Die Fachgebiete reichen von Künstlicher Intelligenz über die Klimaforschung bis hin zu Agrarwissenschaften.“
Forschende aus den USA orientieren sich an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Sowohl Lehrende als auch Studierende der Hochschulen in den USA stehen seit der zweiten Amtszeit von Donald Trump unter zunehmendem Druck. Der US-Präsident hat mehrere Dekrete unterzeichnet, die unter anderem die Finanzierung der Hochschulen betreffen. Insbesondere Diversitätsprogramme stoßen bei ihm auf Ablehnung.
Nachdem sich die Elite-Universität Harvard den Forderungen der US-Regierung nicht beugte, wurden Fördergelder in Milliardenhöhe eingefroren. Nach US-amerikanischen Medienberichten hat die Regierung sogar die Steuerbehörde IRS beauftragt, zu prüfen, ob Harvard die Gemeinnützigkeit entzogen werden kann.
Auch Studierende sehen sich zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert. So war die türkische Doktorandin Rumeysa Öztürk im März auf offener Straße festgenommen worden, als sie auf dem Weg zum Fastenbrechen war. Ihr wurde vorgeworfen, sich für die terroristische Hamas eingesetzt zu haben. Inzwischen ist sie wieder in Freiheit.
Medienberichten zufolge befürchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den USA, dass ihnen in naher Zukunft die Finanzierung ihrer Forschung entzogen wird. Darüber hinaus könnten Menschen, die aus Drittländern an US-Universitäten kommen, sich mit Schwierigkeiten bei Einreise oder Aufenthalt konfrontiert sehen.
Universität Bonn ist offen für Bewerbung – keine gezielte Abwerbung
Eine gezielte Abwerbung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern will die Universität Bonn nach Angaben des Sprechers aber nicht betreiben. „Unsere Tür steht allen offen. Zugleich legen wir Wert darauf, nicht den Eindruck zu erwecken, wir würden die aktuelle Lage in den USA auf Kosten unserer Partnerinstitutionen ausnutzen.“
Die Beziehungen zu den amerikanischen Universitäten würden durch zahlreiche, enge Partnerschaften gepflegt. „Die USA sind seit vielen Jahren eines der wichtigsten Partnerländer der Universität Bonn, aber auch für NRW, Deutschland und die internationale Wissenschaftskooperation insgesamt.“
Nach Angaben des Sprechers habe die Exzellenzuniversität bereits zuvor im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe gestanden. Beispielsweise sei die Uni Bonn regelmäßig auf der German Academic International Network-Konferenz (GAIN) vertreten, einer zentralen Plattform für deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Nordamerika. Derzeit arbeiteten 36 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler aus den USA an der Universität Bonn.