Kommentar zum SeilbahnprojektSeilbahn zum Venusberg wäre deutschlandweite Sensation

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Seilbahn_London

In London schwebt schon eine Seilbahn über einen Fluss hinweg.

Wenn im Jahr 2027 in Bonn die Seilbahn aus dem Rheintal hinaus auf den Venusberg zur Universitätsklinik führe, dann wäre das nichts weniger als eine Sensation von deutschlandweiter Bedeutung. Die Stadt Bonn hätte nach Jahrzehnten des Stillstands bei der ÖPNV-Infrastruktur in der Bundesstadt endlich ein neues Angebot für den Umstieg aus dem individuellen eigenen Fahrzeug in ein Massentransportmittel.

Und ein innovatives dazu: Eine Seilbahn versiegelt verglichen mit Straßen- oder Gleisbau sehr viel weniger Fläche, stößt im Betrieb keine das Klima noch weiter anheizenden Treibhausgase aus und ist überdies auch noch recht leise.

Trasse_Seilbahn_Bonn (1)

Der geplante Verlauf der Seilbahn-Trasse

Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner und die von ihrer Partei, den Grünen, geführte Vierer-Ratskoalition mit SPD, der Linken und Volt könnten mit diesem Projekt zeigen, dass die Verkehrs- und Mobilitätswende, die sie sich vornehmen, nicht nur aus Einschränkungen für den Pkw-Fahrer – Stichwort: Autofreie Innenstadt – und Straßensperrungen zugunsten von Radfahrern und Fußgängern - Stichwort: Autofreies Rheinufer – besteht, sondern auch aus einem neuen Angebot zum Umstieg in ein zukunftsweisendes Transportmittel, das perfekt zu der Kessellage der Stadt im Rheintal passt. 

Seilbahn wäre vergleichsweise günstig und schnell zu haben

Ein Transportmittel, das im Übrigen vergleichsweise günstig zu haben und zu betreiben ist. Von den geschätzten Investitionskosten in Höhe von 66 Millionen Euro müsste Bon nach jetzigem Stand nur etwa zwölf Millionen Euro zahlen. 

Und schließlich wäre die Seilbahn mit einer Kapazität von täglich 15.000 Fahrgästen auch noch in rekordverdächtig kurzer Zeit in Betrieb. Sechs Jahre nach dem positiven Befund der Standardisierten Bewertung könnte die erste Kabine vom Ramersdorfer Schießbergweg starten oder vom Uniklinikum auf dem Venusberg, prognostiziert Stadtbaurat Helmut Wiesner. Sechs Jahre!

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Der Ausbau der S-13-Bahnlinie von Troisdorf bis Oberkassel dauert zehn Jahre, wenn alles nach Plan läuft. Und das ist nur die reine Bauzeit. Und wenn wir einen innerstädtischen Bonner Vergleich hernehmen wollen, was fällt uns da ein? Richtig, die Hardtbergbahn, ach nein, sie heißt seit zwei Jahren Westbahn. Das Projekt befindet sich seit 1970er Jahren in Planung. Der beim Bau der Bonner U-Bahn unter dem Hauptbahnhof bereits angelegte Abbiegestutzen in Richtung Bonner Talweg verrottet vor sich hin. Ob und wann die Westbahn je kommen wird, ist völlig offen.

Oder die rechtsrheinische Straßenbahntrasse von Bonn-Beuel über Niederkassel bis Köln-Zündorf. Da gibt es zwar Vorplanungen, das Projekt soll ebenso wie die Seilbahn in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes aufgenommen werden. Aber wann sie gebaut wird, weiß noch niemand.

Das Seilbahnprojekt könnte also auch in dieser Hinsicht neue Maßstäbe setzen. Man kann den Verantwortlichen - und den Bonnern, die sich täglich im Stau oder überfüllten Bussen den Venusberg hochquälen – nur wünschen, dass es auch so kommt. 

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