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Mordfall Trudel UlmenEhemann nach 16 Jahren verurteilt

Lesezeit 3 Minuten

Das Urteil im Prozess um den Tod von Trudel Ulmen ist gefallen.

Bonn – Mehr als 16 Jahre nach dem Verschwinden einer Arzthelferin aus Rheinbach bei Bonn ist der damalige Ehemann wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte hatte im Prozess vor dem Bonner Schwurgericht gestanden, seine Frau Trudel Ulmen am 20. März 1996 nach einem heftigen Streit mit einem Kissen erstickt zu haben. Bis Anfang des Jahres galt die Frau als vermisst.

Mit dem Urteil vom Dienstag blieb die Kammer unter dem Antrag des Staatsanwalts, der auf zwölf Jahre Haft plädiert hatte. Der Verteidiger hatte für seinen Mandanten eine Strafe von unter zehn Jahren beantragt. Das Gericht konnte nicht aufklären, was der Anlass des Streits gewesen und wie es zu der Eskalation gekommen war. Es gebe keine nachweisbaren Mordmerkmale.

Das Gericht sah es aber als erwiesen an, dass der heute 57 Jahre alte Angeklagte die Tote in einem Wald bei Bad Honnef verscharrte und dann der Familie und den Freunden erklärte, seine Frau habe sich mit einem reichen Portugiesen ins Ausland abgesetzt, ihr gehe es gut. Das Lügengeflecht hielt er 16 Jahre lang aufrecht, heiratete noch zweimal und wurde Vater zweier heute 14 und 6 Jahre alter Kinder.

Gertrud Gabriele Lenerz wird in Mayen (Eifel) geboren und wächst als mittleres von drei Kindern eines Lokführers auf. Nach sehr gutem Realschulabschluss absolviert sie eine Ausbildung zur Arzthelferin.

Vor dem Standesamt in Mayen heiratet Trudel Lenerz ihren langjährigen, gleichaltrigen Jugendfreund und nimmt dessen Nachnamen Ulmen an. Sie t zieht sie mit ihm nach Rheinbach

Das Ehepaar kauft und bezieht ein Einfamilienhaus am KAB-Ring.

Trudel Ulmen tritt eine Stelle als Halbtagskraft im Medizinischen Archiv des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe an.

Trudel Ulmen erscheint nicht an ihrem Arbeitsplatz. Am Folgetag erstattet ihr Mann Vermisstenanzeige bei der Bonner Polizei. Drei Tage später informiert er die Polizei darüber, seine Frau habe sich am Vortag, einem Sonntag, telefonisch bei ihm gemeldet und berichtet, sie habe sich mit einem Liebhaber ins Ausland abgesetzt. Sie sei wohlauf. Damit galt der Vermisstenfall als aufgeklärt, die Akte wird fünf Jahre später ordnungsgemäß vernichtet, so wie das bei aufgeklärten Fällen üblich ist.

In einem Waldstück nahe der Bad Honnefer Ortschaft Rottbitze, ganz in der Nähe der A3-Abfahrt Bad Honnef/Linz, entdeckt ein Radfahrer eine weibliche Leiche. Die Polizei ermittelt fieberhaft, stellt aber keinen Zusammenhang zwischen der unbekannten Toten und der nur vier Monate zuvor verschwundenen Rheinbacherin her.

Trudel Ulmens Mann reicht beim Amtsgericht Rheinbach die Scheidung ein. 1997 wird die Ehe in Abwesenheit der Ehefrau geschieden. Sie gilt nun als unbekannt verzogen.

In der Tageszeitung erscheint eine Bekanntmachung des Amtsgerichts Rheinbach. Darin wird Trudel Ulmen aufgefordert, sich bis zum 28. Februar 2012 in Zimmer 207 des Amtsgerichts einzufinden, weil sie sonst für tot erklärt wird.

In der Zeitung erscheint ein Bericht über den mysteriösen Fall und die Hintergründe der amtlichen Bekanntmachung des Gerichts. Nach 16-jähriger Pause nimmt die Kripo die Ermittlungen wieder auf.

Kriminaldirektor Hans-Willi Kernenbach reist nach Mayen, um die Familie des Opfers persönlich vom Tod ihrer Angehörigen zu unterrichten. Denn die unbekannte Tote aus dem Siebengebirge ist zweifellos Trudel Ulmen. Zur gleichen Zeit wird der Ex-Mann des Opfers im Präsidium vernommen. Kurz nach Mitternacht gesteht er dann die Tat. Haftbefehl wird beantragt und erlassen.

Das Verbrechen wurde erst Anfang des Jahres entdeckt, als die Familie der Frau die Vermisste vom Gericht für tot erklären lassen wollte. Die Polizei nahm daraufhin neue Ermittlungen auf, im April gestand der Angeklagte. (dpa)