Streit um AbbruchWie das Siegburger Bartmännchen seinen schützenden Nachbarn verlor

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Neben einem alten Fachwerkhaus in Siegburg klafft eine Baulücke.

Das ehemalige Lokal Bartmännchen neben der abgerissenen Mauer zum Möbelhaus Duve hin.

Der Eigentümer des ehemaligen Weinlokals sieht die Stadtverwaltung nach dem Abbruch einer schützenden Mauer in der Haftung. Dort weist man Vorwürfe zurück.

Bartmännchen sind kleine Tonkrüge, die von einem männlichen behaarten Gesicht geziert werden und erfreuen sich als Geschenk mit Siegburger Lokalkolorit großer Beliebtheit – ebenso wie einst das Weinhaus an der Burggasse, das den Trinkgefäßen seinen Namen verdankt.       

Ungemütlich wurde es jetzt für das Häuschen, als das benachbarte Möbelhaus Duve abgebrochen wurde, um Platz für ein wichtiges Projekt in der Innenstadt zu schaffen; den „Steg zur Burg“, der in naher Zukunft den Allianzparkplatz, auf dem eine große Wohnanlage geplant ist, mit der Ringstraße zu verbinden. 

Nach dem Abbruch des Möbelhauses Duve wurde es ungemütlich

Besitzer des Bartmännchens ist gemeinsam mit seiner Ehefrau Linda Peter Kittlaus, der sich über den Ablauf der Arbeiten ärgert: Zu einem wurde direkt vor der Tür des Hauses ein Bauzaun aufgestellt und eine Grube ausgehoben, in der über einige Wochen archäologische Funde gesichert wurden. 

Vor allem wurde eine Mauer am Bartmännchen abgebrochen, sodass eine bröckelige und offenkundig sanierungsbedürftige Wand aus Fachwerk daneben freigelegt wurde. Nur ein kleiner, kaum mannshoher Rest der trennenden Mauer blieb vom Bagger verschont.

Kittlaus kritisiert, es habe seitens der Stadt vorab keinerlei Gespräche über die Arbeiten gegeben habe. „Jeder normale Nachbar spricht vorher mit der Nachbarschaft solche Aktivitäten ab.“ Teile der alten Stadtmauer, die die Rückwand des Gebäudes bilden, stünden zudem unter Denkmalschutz, hebt er in einem Schreiben an die Redaktion hervor. „In der Stadtverwaltung tut man so, als gebe es das Bartmännchen gar nicht.“

Nach Bohrungen auf dem Areal des Bartmännchens habe man zu dem die Spuren nicht beseitigt. „Sucht man einen Ansprechpartner, so erhält man entweder keinen Rückruf oder spricht mit Personen, die keine Entscheidungen treffen dürfen“, moniert Kittlaus. 

Technischer Beigeordneter aus Siegburg weist Vorwürfe zurück

Der Technische Beigeordnete der Kreisstadt Stephan Marks weist die Darstellung zurück. „Es wird suggeriert, dass nie gesprochen wurde“, sagt er auf Anfrage, das aber sei nicht der Fall. So habe es sehr wohl eine Kontaktaufnahme durch das städtische Immobilienmanagement gegeben, und auf dem Grundstück habe vor den Abbrucharbeiten eine Beweissicherung stattgefunden.

Ein orangefarbener Bagger auf einem Schuttberg auf einer Abbruchbaustelle

Durch den Abbruch des Möbelhauses Duve wird eine Verbindung von der Burggasse zur Ringstraße möglich

Wenn es bei Bohrungen zu Verunreinigungen gekommen sei, sei es kein Problem, diese zu beseitigen. Am 6. Dezember habe er eine Mail an Kittlaus geschrieben und vorgeschlagen, die offene Fachwerkwand durch eine Plane vor der Witterung zu schützen. Kittlaus hätte nichts dagegen, besteht aber darauf, dass die Stadt nach dem Abbruch der Mauer zum ehemaligen Möbelhaus hin in der Haftung sei.       

Anwalt in Streit um abgebrochene Mauer neben dem Bartmännchen eingeschaltet

 Nach Ansicht von Marks handelt es sich bei der fraglichen Mauer um die Gebäudeabschlussmauer des Möbelhauses, das die Stadt vor zehn Jahren gekauft hatte. Kittlaus sieht das anders. Er geht davon aus, dass sich dabei um die Grenzmauer zwischen den beiden Gebäuden gehandelt habe und hat einen Anwalt in der Sache eingeschaltet. Er betont aber auch: „Ich bin für Gespräche offen.“

Bartmännchen und Möbelhaus wurden Stephan Marks zufolge um 1908/1909 gebaut. Das Lokal wurde 2011 restauriert, danach fand sich dort für kurze Zeit ein griechisches Restaurant mit einer Holzterrasse auf dem gegenüberliegenden Parkplatz. Seitdem kann es als „Eventlocation“ gebucht werden, wurde aber Kittlaus zufolge schon seit längerem nicht mehr gemietet. Die Duve GmbH bezog das benachbarte Möbelhaus 1980, der Betrieb wurde 2007 abgemeldet.

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