99 Corona-FälleProduktion unter strengen Auflagen im Eitorfer ZF-Werk

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ZF Friedrichshafen produziert in Eitorf weiter.

ZF Friedrichshafen produziert in Eitorf weiter.

Eitorf – 220 Schnelltests bei den Mitarbeitern, zwei davon positiv: So begann die Woche für den Autozulieferer ZF Friedrichshafen. Landrat Sebastian Schuster informierte die Presse am Montagmittag, nachdem er eine einstündige Telefonkonferenz mit der ZF-Leitung und dem Eitorfer Bürgermeister Rainer Viehof hatte. Bei den großflächigen zweiten Testungen Ende der vergangenen Woche war die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeiter noch einmal in die Höhe gegangen. „518 Abstriche wurden bis Sonntag gemacht, acht zusätzliche Fälle sind nun dazu gekommen“, sagte Ralf Thomas, Leiter der Fachstelle für Covid 19 im Rhein-Sieg-Kreis.

Quarantäne bleibt bestehen

Insgesamt 99 positiv auf Sars-CoV-2 Getestete sind im Eitorfer Werk zu verzeichnen, das 660 aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Die beiden am Montag positiv Getesteten seien noch nicht dazugezählt, berichtete Thomas. Sie müssten beim Hausarzt noch einen PCR-Test machen, um das Ergebnis des Schnelltest, das zunächst nur als „dringendes Indiz“ für eine Infektion gelte, zu bestätigen.

Die Stoßdämpfer-Produktion wurde im Werk an der Bogestraße nach dem kurzfristigen Stopp der Bänder Ende vergangener Woche jetzt wieder hochgefahren. Jedoch unter strengen Auflagen, wie der Landrat erläuterte: Dienstag und Mittwoch müssen sich die rund 150 Arbeiter jeder Schicht vor Dienstbeginn einem Schnelltest unterziehen. Zusätzlich hat der Kreis Fiebermessen und eine Befragung der Mitarbeiter zu möglichen Symptomen wie Husten oder Schnupfen angeordnet. Falls alles unbedenklich sei, dürften die Beschäftigten arbeiten. Die Schnelltests muss ZF zahlen, die Befragungen selbst durchführen.

„Gesundheit hat Priorität“

„Am Donnerstag wird dann nochmal die gesamte Belegschaft getestet“, kündigte Schuster an. Gebe es dann keine weiteren Neuinfektionen, „wäre das die Voraussetzung, dass die Produktion Anfang kommender Woche wieder im gewohnten Umfang anlaufen kann“. Diese Auflagen seien bei ZF „nicht auf Begeisterung gestoßen“, berichtet der Landrat. „Uns ist bewusst, dass das de facto eine Werkschließung ist.“ Zwar habe er volles Verständnis für die wirtschaftlichen Nöte und Zwänge des Weltkonzerns, aber „Gesundheit hat Priorität“.

Man wolle nicht Wirtschaft gegen Gesundheit ausspielen, beteuert Unternehmenssprecher Andreas Veil gegenüber dieser Zeitung. Schließen werde das Werk aber nicht, im Gegenteil, man setze alles daran, „unsere Kunden mit Dämpfungsmodulen zu versorgen“.

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Auch herunterfahren werde man nicht. Zwar habe am Montag nur eine Schicht gearbeitet, für den Rest der Woche werde man aber zum Zwei-Schichten-System zurückkehren, „den Spagat müssen wir einfach hinkriegen“. Die Mitarbeiter fänden die Tests zwar lästig, aber sähen die Notwendigkeit; das Unternehmen werde ihnen dadurch entstandene Überstunden zahlen, so Veil. Glücklicherweise habe man ausreichend Schnelltests für den Standort besorgen können. „Wie aufwändig das wird, ob dadurch am Ende weniger Stückzahlen produziert werden, vermag noch keiner zu sagen.“

Die Quarantäne vor und nach der Arbeit, unter der alle am Eitorfer Standort bis hin zur Werksleitung stehen, bleibt bis Ende der Woche bestehen. Ins Werk dürfen nur wiederholt negativ getestete Mitarbeiter. Sogar ein Fahrdienst für diejenigen wurde eingerichtet, die sonst mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren.

Wie sich die Infektionen im Werk ausbreiten konnten, ist noch immer unklar. „Das war eine sehr diffuse Entwicklung“, sagt Ralf Thomas. Nicht nur die Mitarbeiter einer Schicht seien betroffen gewesen; bei den jüngsten PCR-Tests Ende der Woche seien Mitarbeiter positiv getestet worden, die in den vergangenen Tagen nicht einmal im Werk gewesen seien. Das passe zur Entwicklung in der Gemeinde: Dort wurden 28 neue Covid-19-Fälle registriert.

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