InvestitionEitorfer Pharmakonzern Krewel-Meuselbach gibt Millionen für Verbesserungen aus

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Ein Mann in Schutzkleidung und Haarhaube bedient eine moderne Verpackungsanlage mit Computerbildschirm.

Prokurist Dr. Hendrik Schütte ist Apotheker und zuständig für die Produktentwicklung und Zulassung.

Mehrere der Veränderungen an den Standorten in Eitorf und Ilmenau (Sachsen) tragen zur besseren Vermeidung von Produkt-Kontaminationen bei.

Es sind positive Signale, die das Pharma-Unternehmen Krewel-Meuselbach aussendet. „Wir haben eine Menge investiert“, berichtete Prokurist und Vertriebschef Thomas Blom bei einer Präsentation. Rund drei Millionen Euro seien für Veränderungen an beiden Firmen-Standorten, am Hauptsitz in Eitorf und im thüringischen Ilmenau, aufgewendet worden. Kredite habe man dafür nicht aufnehmen müssen.

Getrennte Verpackungsstrecken in Eitorf

Mehrere der Veränderungen tragen zur besseren Vermeidung von Produkt-Kontaminationen bei. Räume wurden zu diesem Zweck umgewidmet oder neu strukturiert. Bei der Konfektionierung wurden Primär- und Sekundärverpackung strikt getrennt.

Eine Frau in weißer Schutzkleidung bedient eine Verpackungsanlage

Für flüssige und feste Arzneien gibt es Konfektionierungslinien.

Was das heißt, zeigte der für die Entwicklung und Zulassung der Arzneien zuständige Prokurist Dr. Hendrik Schütte. So wurden zwei Konfektionierungslinien räumlich getrennt und der Abschnitt eingehaust, in dem zum Beispiel der Hustensaft Hedelix maschinell in kleine Flaschen abgefüllt wird. In der Raumluft befänden sich weniger Partikel als außerhalb, erklärte Schütte.

Roboter packen Hustensaft Hedelix in Pappschachteln

Erst wenn der Verschluss aufgeschraubt ist, gelangen die Hustensaft-Flaschen über ein Förderband durch eine kleine Öffnung zu den nächsten Automaten. Dort werden Etiketten aufgeklebt, die Beipackzettel gefaltet und mit den Flaschen in Pappschachteln gedrückt, ehe ein Roboter 24 Packungen fasst, in einen Karton steckt und diesen Karton auf einer Palette platziert. Pro Minute gehen 50 bis 60 der 100-Milliliter-Flaschen raus.

Höhere Hygiene-Standards erfüllt Krewel-Meuselbach auch durch zusätzliche Personal- und Materialschleusen. Ein Stichwort ist die GMP-Konformität. GMP (Good Manufacturing Practice) steht für eine gute Herstellungspraxis, die hohen Qualitätsansprüchen genügt.

„Wir haben uns hier frühzeitig an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst“, sagte Blom. Eine Stilllegung der Produktion während der Umbauarbeiten, wie in Ilmenau über vier Monate bis Anfang Juni, war in Eitorf nicht nötig.

Flüssige und feste Arzneien an der Siegtalstraße

In dem Werk an der Siegtalstraße werden sowohl flüssige als auch feste Arzneien hergestellt. Es gibt etliche spezielle Gerätschaften und Behältnisse, zum Beispiel den Flaschenausbläser, Siebmaschinen sowie einen 1000 und einen 3000 Liter fassenden Ansatzkessel für Flüssigkeiten zum Homogenisieren.

Tanks aus Edelstahl mit Zuleitungen und Messinstrumenten.

In großen Ansatzkesseln werden die flüssigen Arzneien vorbereitet.

In anderen Tanks muss das blau eingefärbte Gurgelkonzentrat Mallebrin, ein alter Krewel-Klassiker, eine Weile stehen, ehe es zur Abfüllung geht. Im sogenannten Intensivmischer wird Pulver in Granulat gewandelt. Dessen körnige Struktur ist Voraussetzung für die Pressung zu Tabletten, die in der zweiten Konfektionierungslinie in Blister verpackt werden.

Eitorfer Lager ist 20 Meter hoch

Das Abfüllen und Verpacken übernimmt Krewel-Meuselbach auch für Pharmaprodukte anderer Hersteller. Lagerkapazitäten bietet ein mehr als 20 Meter hohes automatisiertes Hochregal. Die Arzneien werden mit dem Lkw in Eitorf abgeholt, Fernexporte zumeist zu den Häfen in Rotterdam und Antwerpen gebracht.

Am Montag zum Beispiel seien mehrere Seecontainer auf den Weg nach Saudi Arabien geschickt worden, so Blom. Krewel-Meuselbach hat sich nach Worten des Managers zunehmend auf den Export konzentriert. 75 Prozent der Produktion gingen ins Ausland auf allen Kontinenten, 25 Prozent entfielen auf das Deutschland-Geschäft. In Osteuropa habe das Unternehmen Tochtergesellschaften, in anderen Ländern setze man auf Vertriebspartner.

Etwa ein Viertel der Arzneien würden nach Russland und in andere ehemalige GUS-Staaten exportiert. Durch den Russland-Ukraine-Krieg ist dieses Geschäft nicht eingebrochen. „Bisher waren Arzneimittel noch nie von Sanktionen betroffen“, erläuterte Blom, „wir liefern weiter nach Russland und in die Ukraine.“ Und die Rohstoffe, ergänzte Schütte, kämen, wie Efeuextrakt und Thymian, zumeist aus anderen europäischen Ländern.

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