Demo in Eitorf250 Beschäftigte von ZF gehen gegen Werksschließung auf die Straße

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Eitorf – Sie hupten, sie pfiffen, sie trugen Banner und Plakate: Rund 250 Demonstranten aus der Belegschaft von ZF Friedrichshafen und ihren Unterstützer – darunter auch Lokalpolitiker – zogen vom Werk in der Bogestraße durch die Siegstraße zum Marktplatz.

„Für die Zukunft von ZF in Eitorf“ stand auf einem mehrere Meter breiten Banner, das die Gesichter der Beschäftigten zeigte. Und das war es auch, was bei den hoch emotionalen Reden auf dem Marktplatz immer wieder durchkam: Mit dem gestern verkündeten Beschluss, den Eitorfer Standort Ende 2025 dicht zu machen, hat die Konzernleitung nicht nur das Schicksal des Werks besiegelt, sondern auch seiner Mitarbeiter und deren Familien.

Die Demonstrationstration soll nur der Auftakt des Kampfes um die Jobs sein

„Das betrifft auch den Bäcker und den Metzger“, sagte Michael Korsmeier, Geschäftsführer der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg. Er vermisse die soziale Verantwortung des Stiftungs-Unternehmens ZF Friedrichshafen. Die Demo sei nur der Auftakt, so Korsmeier: „Wir akzeptieren diese Konzernentscheidung nicht! Wir wollen Perspektiven für die Beschäftigten, für die Familien, für Eitorf, für uns alle!“

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Mit großen Bannern demonstrierten die ZF-Beschäftigten in Eitorf.

Rückendeckung kam von anderen Betrieben in der Region: Betriebsräte von Reifenhäuser und Mannstaedt aus Troisdorf und der Lohmarer Danfoss-Werke waren nach Eitorf gekommen. „Es freut mich, euch kampfstark zu sehen“, rief Andreas Papke von Danfoss. Heiko Schmitz von Reifenhäuser, selber Eitorfer, ergänzte: „Ich lasse es nicht zu, dass dieser Ort stirbt!“

Drohendes Aus für ZF in Eitorf: Rückhalt für die Beschäftigten von anderen Betrieben

Auch zwei Abgesandte des Betriebsrats aus dem ZF-Werk in Kreuztal waren nach Eitorf gekommen. Das Werk im Siegerland stand bis vor wenigen Wochen ebenfalls auf der Schließungsliste. „Wir haben gekämpft und es geschafft, das Blatt zu wenden. Wir hoffen, dass es bei euch ebenfalls gelingt“, machten sie ihren Kollegen Mut.

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Bürgermeister Rainer Viehof bekräftigte noch einmal, er werde das Gespräch mit der Firmenleitung suchen und für den Standort kämpfen.

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Rund 250 Berschäftigte machte ihrer Wut auf dem Marktplatz Luft. 

Auch aus dem Bundestag kam Unterstützung: Sebastian Hartmann (SPD) bezeichnete die geplante Schließung des Standortes als „mehrfachen Schlag in das Gesicht der Beschäftigten“ und forderte die Firmenleitung auf, ihre Entscheidung zurückzunehmen. 

Der Kampf um jeden Arbeitsplatz werde jetzt aufgenommen, er stehe an der Seite der ZF-Beschäftigten. „Wir brauchen einen konstruktiven Prozess zwischen Bund, Land, Gewerkschaften und Arbeitgeberseite mit dem klaren Ziel des Standorterhalts.“

Unterstützung bekommen ZF-Beschäftigte in Eitorf auch von Bundestagsabgeordneten

Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) betonte, dass ZF mehr aufgebe als sich aus den Bilanzzahlen des Standortes ablesen lasse – das Know-how der Fachkräfte in Eitorf.

Die Zeit bis 2025 müsse jetzt genutzt werden, um gute Anschlusslösungen zu finden, sagte sie:  „Ich hoffe, dass sich in Zeiten von Fachkräftemangel neue Investoren finden, die mehr zu schätzen wissen, was ihnen der Standort und vor allem seine Beschäftigten bieten können.“

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