„Von da an ging es bergab“Vor 90 Jahren wurde Windeck Teil des Siegkreises

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Die Aufschrift „Kreis Waldbröl“ wurde mit „Kreis Oberberg“ übermalt. 

Waldbröl/Windeck – Es ist ein Gerücht, das sich bis heute hartnäckig im Thal Altwindeck hält: „Von da an ging es bergab.“ Gemeint ist die Auflösung des preußischen Landkreises Waldbröl mit der Gebietsreform 1932. Noch vor der Zeit des Nationalsozialismus wurden vor 90 Jahren die Gemeinden Dattenfeld und Rosbach dem Siegkreis zugeschlagen.

Waldbröl, Morsbach, Denklingen und Eckenhagen gehörten fortan zum neuen Oberbergischen Kreis mit der Kreisstadt Gummersbach. Hervorgegangen war der Kreis Waldbröl aus dem bergischen Amt Windeck. Die Begriffe bergisch und oberbergisch leiten sich nicht etwa von der hügligen Landschaft ab. Vielmehr verweisen sie auf die Landesherren des Mittelalter derer von Berg.

Burg Windeck als Verwaltungssitz gab dem Amt Windeck seinen Namen

Das Herzogtum Berg hatte 1250 das Amt Windeck gebildet, zu dem die Kirchspiele Dattenfeld, Rosbach, Morsbach, Waldbröl, Leuscheid, der Reichshof Eckenhagen, Denklingen und als Enklave Much gehörte. Die Burg Windeck als Verwaltungssitz gab dem Amt den Namen. Der blieb auch nach Umzügen der Verwaltung nach Much, Waldbröl und in die Burg Denklingen.

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Diese Zehn-Pfennig-Scheine von Waldbröl aus dem Jahr 1921 sind im Museum Altwindeck ausgestellt. 

Als Folge des Wiener Kongresses, der das Herzogtum Berg an Preußen fallen ließ, wurde aus dem Amt Windeck der Kreis Waldbröl mit Kreishauptort Waldbröl, der erst 1957 Stadtrechte erhielt. Der Kreis reichte im Norden bis an die Agger vor die Tore Gummersbachs.

Bei der Kreisreform von 1932 wurde dieser Landkreis aufgelöst, Rosbach und Dattenfeld dem 1816 entstandenen Siegkreis zugeschlagen, die nördlichen Kommunen dem neuen Oberbergischen Kreis. Dass das keine Begeisterungsstürme auslöste, geht nicht zuletzt aus einem privaten Brief vom Dezember 1940 hervor.

Nachwirkungen des Kreises Waldbröl bis heute zu spüren

Der Nazi-Spitzenfunktionär Robert Ley hatte gerade seine Pläne vorgestellt, Waldbröl nach dem Vorbild Wolfsburgs zur Stadt der Volkstraktorenwerke umzubauen. Von 80.000 Einwohnern, Oper, Theater und U-Bahn war unter anderem die Rede.

Ley wollte das Landratsamt von Gummersbach nach Waldbröl umsiedeln. „Es schadet ihnen nichts, sie haben uns lange genug an der Nase geführt, Jahrzehnte, nicht wahr?“, heißt es in dem Brief über die unbeliebten Gummersbacher.

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Nachwirkungen des Kreises Waldbröl sind bis heute zu spüren. So gehören zum Amtsgerichtsbezirk Teile der Gemeinde Windeck. Nach wie vor öffnet das Straßenverkehrsamt einmal pro Woche eine Zulassungsstelle.

Über Jahrzehnte war das Waldbröler Gymnasium auch für Windecker Schüler die Anlaufstelle und die Stadt im Süden Oberbergs mit ihrem Markt Geschäftszentrum. Mit der Regionale 2025 stehen wieder Projekte an, mit denen sich die beiden Kommunen um Fördergeld bei Land, Bund und EU bewerben.

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Das ursprüngliche Wappen Windecks aus dem Jahr 1900. 

Als Museum des Amtes Windeck und des Kreises Waldbröl sieht sich das Heimatmuseum in Altwindeck. Dort ist unter anderem Waldbröler Geld von 1921 zu sehen.

In einem der historischen Gebäude hängt auch noch ein altes Ortsschild aus dem heute zu Reichshof gehörenden Dorf Dreslingen. Deutlich ist zu erkennen, dass seinerzeit der „Kreis Waldbröl“ mit „Kreis Oberberg“ übermalt wurde.

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