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Umzug nach EitorfZuckerbäckerei ist jetzt in der Orangerie von Schloss Merten Zuhause

4 min
Der Blick von der Terrasse geht in den Schlosspark, auf Springbrunnen, alte Klostergebäude und die Kirche St. Agnes.

Der Blick von der Terrasse geht in den Schlosspark, auf Springbrunnen, alte Klostergebäude und die Kirche St. Agnes.

Nachdem ihr Vermieter an der Lindenstraße in Hennef die Miete stark erhöht hatte, suchte die gelernte Konditorin Katrin Ewers nach einer Alternative - und fand sie in Eitorf.

Es hat sie hart getroffen. Anfang des Jahres erhielt Katrin Ewers die Änderungskündigung für ihre Zuckerbäckerei an der Lindenstraße in Hennef. „So viel Miete konnte ich nicht zahlen“, sagt sie freimütig. „Ich wäre da auch gerne geblieben.“ Elf Jahre hat sie dort Süßes und kleine herzhafte Speisen sowie leckeren Kaffee angeboten. „Das war und ist unser Anspruch, etwas Besonderes zu tun.“

Und plötzlich tat sich etwas Neues auf. Patrick de Schrevel, der das Alten- und Pflegeheim Schloss Merten in Eitorf betreibt, war in Hennef einer ihrer Stammkunden. „Er hat vor Jahren schon gesagt, ich habe da was Schönes.“ Die neobarocke Orangerie des Schlosses war über Jahre eine Cafeteria, die für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Gäste offen stand. Auch Wanderer auf dem Natursteig Sieg kehrten hier ein. Doch nach der Corona-Pandemie war das Angebot eingeschlafen.

In der Orangerie in Eitorf wird das Speisenangebot noch erweitert

Ich habe es mir über Jahre nicht angeschaut, gibt Ewers zu, vor drei Jahren war ich dann mal hier und war schockverliebt. Nachdem klar war, dass in Hennef Schluss ist, kamen die beiden schnell überein. „Er hat mir absolut gute Bedingungen geboten für die Eingewöhnung“, lobt sie ihren neuen Vermieter. Einen wichtigen Umbau hat er zudem finanziert. „Jetzt gibt es neben dem Gastraum eine Backstube“, freut sie sich.

Das war und ist unser Anspruch, etwas Besonderes zu tun.
Zuckerbäckerin Katrin Ewers

Denn was auf den Tisch kommt im zentralen Kuppelbau oder draußen auf der Terrasse, wird frisch produziert. Und weil es jetzt mehr Platz dafür gibt, wird Ewers ihre Speisenpalette erweitern. Die Gäste können einen Blick auf die Arbeit werfen. Frische Quiche, vegetarische Klappstullen, Brezeln sollen Wanderer und Besucher gleichermaßen stärken.

Zuckerbäckerin Katrin Ewers und Hausherr Patrick de Schrevel sind sehr zufrieden miteinander.

Zuckerbäckerin Katrin Ewers und Hausherr Patrick de Schrevel sind sehr zufrieden miteinander.

Was bleibt ist die Teatime, mit Scones, Clotted cream und der Auswahl aus sechs Teesorten. Wie das große Frühstück ist allerdings eine Vorbestellung notwendig. Liebevoll angerichtet sind die Törtchen und Eclairs, die Muffins mit speziellen, saisonalen Toppings oder für die Fußballfans die Formen für Bundesligaklubs.

„Wir haben unsere aus Hennef mitgebracht und hier reingestellt“, erklärt sie mit einem Blick auf die Inneneinrichtung. Obwohl es ganz unterschiedliche Möbel sind, sehen sie so aus, als gehörten sie schon immer in das historische Ambiente. „Das sieht schon so fertig aus“, freut sich Hausherr de Schrevel. „Sie ist der größte Gewinn seit Jahren.“

Katrin Ewers hat ihre Möbel, Geschirr und Besteck aus Hennef mitgebracht. Sie passen perfekt zum zentralen Kuppelbau.

Katrin Ewers hat ihre Möbel, Geschirr und Besteck aus Hennef mitgebracht. Sie passen perfekt zum zentralen Kuppelbau.

Ewers stammt ursprünglich aus Itzehoe. 1999 kam sie nach Bonn, um Ernährungswissenschaften und Biologie auf Berufsschullehramt zu studieren. Eine Ausbildung zur Konditorin hatte sie schon abgeschlossen. Bei einem Praktikum ist sie in Bad Honnef in einer Konditorei hängen geblieben. Als sie dann eine neue Wohnung suchte, hat sie gleich das Café mit gemietet. Das war vor elf Jahren. Und jetzt der nächste Schritt.

Am 29. Dezember wird erstmals ein Paar in der Orangerie getraut

„Hier ist noch viel Potenzial“, ist sie sich sicher. Gerade arbeitet sie an einer Alkoholkonzession. Die benötigt sie auf jeden Fall am 29. Dezember. Denn dann heiratet Alwin Müller, Vorsitzender des Heimatvereins Eitorf, seine Lebensgefährtin, am 20. Jahrestag ihres Kennenlernens. Damit wird die Orangerie auch zum Trauzimmer der Gemeinde. „Ich bin von allen Seiten mit offenen Armen empfangen worden, alle bemühen sich.“

Wein möchte sie darüber hinaus zum Flammkuchen reichen, der ihr als Idee für den kommenden Sommer vorschwebt, wenn zum Beispiel Wandergruppen Pause einlegen möchten. Die Terrasse liegt am höchsten Punkt des Schlossgeländes und bietet einen bezaubernden Blick über den parkähnlichen Garten, auf die alten Klostergebäude und die dreischiffige, romanische Basilika St. Agnes aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Ein Springbrunnen plätschert in dem großen Bassin, in der Sichtachse taucht ein Tempel auf. Es sind Bauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts. 1909 nämlich übernahm die Grafenfamilie Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein das erstmals 1217 erwähnte Kloster und baute es zum Schloss. In diesem Zuge entstand auch die Orangerie sowie das „Phantom“, ein Tempelportal auf der gegenüberliegenden Siegseite. Im Zuge der Regionale 2010 frei gelegt, ist es inzwischen wieder zugewachsen, jetzt im Winter aber wieder zu erahnen.

Es kommen noch viele Hennefer zur Teatime, sagt sie, der Anfang war sehr abwechslungsreich. Bewohnerinnen und Bewohner richten Geburtstage im gegenüberliegenden Kaminzimmer aus, Ewers liefert die Leckereien. Im Moment hat sie von Montag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, kann sich im Sommer aber gut längere Öffnungszeiten vorstellen.