Galerie NeuerburgHennefer Galerie zeigt Werke von Helga Schmidhuber

Lesezeit 3 Minuten
Helga_Schmidhuber1

Ausgestopfte Tiere kombiniert Helga Schmidbauer in der Galerie Neuerburg mit ihren flirrenden Gemälden.

Hennef – 750 Kilogramm schwer und doch zum Knuddeln: Das war Antje, viele Jahre Maskottchen des NDR, das 2003 an Altersschwäche starb. Anschließend wurde die Walross-Dame präpariert. In diesem Frühjahr war der Koloss in der Hamburger Kunsthalle zu bewundern: Helga Schmidhuber hatte ihn zum Mittelpunkt ihrer Installation „Arche endemisch“ gemacht.

Ein Teil dieses raumgreifenden Kunstwerks trat jüngst die Reise nach Hennef an. Die leibhaftige Antje ist zwar nicht dabei – der Transport wäre zu aufwendig gewesen – , doch sie präsentiert sich in der Malerei Schmidhubers, die Susanne Neuerburg neben Objekten der Wiesbadener Künstlerin (Jahrgang 1972) in ihrer Galerie vorstellt.

Schmidhuber vereint die Welten von Natur und Kunst

Eine spektakuläre, multimediale Schau erwartet die Besucher. Denn Helga Schmidhuber vereint die Welten von Natur und Kunst in großformatigen, suggestiven Bildern und ausgestopften Tieren, in merkwürdigen Schaukästen und Assemblagen. Da ist der Dachs, der eine Kette aus blanken Fuchsschädeln trägt. Die schwarz angemalte Schnepfe, die über dem Objekt „Kolonialwarenhandlung“ mit schwarzer Schildkrötpuppe und alter Kaffeemühle wacht. Oder der Nerz, unter dessen Bauch ein Mini-Kälbchen Schutz sucht.

Susanne_Neuerburg

Galeristin Susanne Neuerburg zeigt eine multimediale Schau.

Gemalte Tiere finden sich auf ausrangierten Schlagzeugfellen, die auf Besenstiele montiert sind. Bandagierte und bemalte Äste lehnen an den Wänden. „Versorgen und vervollkommnen“ nennt Schmidhuber den Prozess des Umwickelns, der den Pflanzenrest in ein magisches Objekt verwandelt.

Auf schwarzen Kissen sind Kabelreste, Weihnachtsbaumschmuck und Fundstücke vom Strand zu preziösen Kunstwerken arrangiert, die wie Fetische aus einer anderen Welt wirken, durchwoben von Naturmystik. „Does Voodoo work?“ lautete denn auch der Titel einer Ausstellung, die Schmidhuber 2014 im Museum ihrer Heimatstadt präsentierte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Mittelpunkt ihrer assoziativen Arbeit aber steht die Malerei: Helga Schmidhuber hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und war Meisterschülerin von Albert Oehlen. 2020 wurde sie mit dem renommierten Hans-Platschek-Preis ausgezeichnet. Ihre Affinität zu Tiermotiven findet auch auf den großformatigen Leinwänden ihren Niederschlag, wobei sich Abstraktion und figurative Motive, schnelle gestische Malerei und akribische Zeichnung auf raffinierte Weise verbinden.

Flirrende Gemälde faszinieren den Betrachter

Zunächst schüttet die Künstlerin Farbe auf die Leinwand, daraus zieht sie ein Gespinst von Linien. Bildschichten überlagern sich, aus denen schemenhaft Tiergestalten auftauchen; ein Einsiedlerkrebs, eine Heuschrecke oder ein Gürteltier, das sich im grün-violetten Dickicht wie an einem Baum festzukrallen scheint.

Ob sich hier „die Bedrohung oder die auratische Ausstrahlung dieser Individuen zeigt“, wie Galeristin Susanne Neuerburg rätselt, bleibt in der Schwebe, was die Faszination dieser flirrenden Gemälde ausmacht.

Die Ausstellung von Helga Schmidhuber in der Galerie Neuerburg, Frankfurter Straße 91, wird am Sonntag, 20. Juni, eröffnet (Vernissage: 12 bis 18 Uhr). Sie ist bis 5. September zu sehen, Mittwoch, Donnerstag, Freitag 15 bis 18.30 Uhr und nach Vereinbarung unter 0173/9135565. Preise der Werke: 900 bis etwa 14 000 Euro.

KStA abonnieren