Zahlreiche Jugendeinrichtungen, das Amt für Kinder, Jugend und Familie sowie Hennefer Schulen hatten zu Kundgebung und Fahne hissen aufgerufen.
„Idahobit“400 Menschen demonstrierten in Hennef gegen Homo- und Transphobie

Das Amt für Kinder, Jugend und Familien sowie die Schulen organisierten Demo und Kundgebung zum Idahobit, dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Die Regenbogenfarben herrschten vor beim Treffen an der Fritz-Jacobi-Straße. Schülerinnen und Schüler hielten Plakate in die Höhe mit klaren Botschaften: „Make love not war“, „Gott liebt alle Menschen“ oder „Kiss who ever the f*ck you want!“ Anlass für den Auftakt mit rund 400 Menschen war der „Idahobit“, der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit.

Viele Teilnehmende kamen mit Plakaten zum Demonstrationszug nach Hennef.
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Das Amt für Kinder, Jugend und Familie organisierte die Veranstaltung gemeinsam mit verschiedenen Jugendeinrichtungen in Hennef, wie dem Jugendzentrum Key, dem JWD, dem evangelischen Jugendtreff Klecks, dem Jugendpark Hennef sowie den Hennefer Schulen. Lehrerinnen und Lehrer, städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler beteiligten sich mit Aufklebern, bunt geschminkten Gesichtern oder Regenbogenfahnen.
Es ist wichtig ein Zeichen zu setzen für eine vielfältige, bunte, offene und diverse Stadtgesellschaft.
Gegen 12.15 Uhr setzte sich ein Demonstrationszug mit etwa 200 Menschen in Bewegung. Über die Königstraße und die Frankfurter Straße ging es zum Marktplatz. Bürgermeister Mario Dahm hisste um 12.30 Uhr die Regenbogenfahne vor dem Historischen Rathaus „als klares Zeichen für Vielfalt und Respekt in unserer Stadt“. Ein Windstoß bauschte kurzfristig den Stoff, sodass die Farben erkennbar waren.

Der Windstoß kam zur richtigen Zeit und zeigte die volle Regenbogenfahne den Teilnehmenden.
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Auf dem Marktplatz versammelten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Abschlusskundgebung. Dahm betonte noch einmal die Bedeutung dieses Tages. In dieser Form sei die Aktion im Kreis einzigartig. „Es ist wichtig, dieses Zeichen zu setzen für eine vielfältige, bunte, offene und diverse Stadtgesellschaft“, verkündete er und erntete dafür viel Beifall seines meist jungen Publikums, „in der alle sein dürfen und können, wie sie sind.“
Blick in die Geschichte: Rechte queerer Menschen bedroht
Das sei leider auch heute noch nicht selbstverständlich. Weltweit gebe es Diskriminierung und auch staatliche Verfolgung. An Orten, wo es schon mal besser war – er nannte die Vereinigten Staaten – seien die Rechte queerer Menschen bedroht. In der politischen Agenda der extremen Rechten werde Vielfalt diskreditiert, „weil das ‚Wir‘ dort exklusiv ist und immer ein ‚die‘ braucht, um sich selbst überlegen zu fühlen“.
Auch in Deutschland gebe es diese Bestrebungen, plump und verhetzend etwa in den sozialen Medien, wie er befürchtete, als auch viel subtiler durch Äußerungen wie: So was brauchen wir doch nicht mehr. Doch genau das werde benötigt. Michelle, die mitgegangen ist, konnte das nur bestätigen: „Es gibt viele, die sich darüber lustig machen.“ Sie hatte während der Demo erhobene Stinkefinger gesehen und blöde Bemerkungen gehört.
Mit einem Blick in die Geschichte zeigte der Bürgermeister, wie Menschen ausgegrenzt wurden, etwa unter den Nationalsozialisten. Wer sich damals in einen Menschen des gleichen Geschlechts verliebte, wurde verfolgt und viele wurden von den Nazis gar ermordet. Und in der Bundesrepublik war Homosexualität viel später noch im Strafgesetzbuch als Delikt verankert.
Es reicht nicht, nur tolerant zu sein, sondern wir müssen auch dafür einstehen.
„Wir wollen eine Gesellschaft, in der jeder sein kann, wie er ist, nicht wie er sein soll, in der jeder lieben kann, wen er will“, wünschte sich Dahm. „Eine Gesellschaft, die sich nicht selbst begrenzt, sondern die sich durch Vielfalt immer gewinnbringend erweitert. Dafür stehen wir als Stadt.“
Die Schülersprecherin der Gesamtschule Hennef-West, Bianca Spitzer, sagte: „Wir setzen ein Zeichen gegen Hass und Diskriminierung, für Liebe.“ Immer noch gebe es Menschen, die Angst haben müssen. „Jede und jeder soll so sein können, wie er oder sie ist. Es reicht nicht, nur tolerant zu sein, sondern wir müssen auch dafür einstehen.“ Sie hatte ein schönes Motto: „Laut für Liebe, leise gegen Hass.“
Vertrauenslehrer Sven Rochler forderte die Schülerinnen und Schüler auf, tolerant zu sein: „Seid wie ihr seid.“ Er redet von seinem Partner wie ein Heterosexueller von seiner Frau: „Wir lieben, was wir lieben.“ Schülerin Jona fand die Veranstaltung sehr gut: „Es ist so wichtig, das zu thematisieren.“ Carmen ergänzte: „Es ist toll, dass so viele Leute mitmachen.“ Und Nicole meinte: „Ich will ein Zeichen setzen für unsere Community.“