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Für knapp eine Million Euro„Zum Alten Turm“ in Hennef-Stadt Blankenberg wird verkauft

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Die Gaststätte „Zum Alten Turm“ in Hennef-Stadt Blankenberg steht direkt gegenüber des Katharinenturms, dessen Schatten auf das Fachwerkhaus fällt.

Die Gaststätte „Zum Alten Turm“ in Hennef-Stadt Blankenberg steht direkt gegenüber des Katharinenturms, dessen Schatten auf das Fachwerkhaus fällt.

Inhaber Franz Drecker möchte gerne eine Schreinerlehre beginnen. „Zum Alten Turm“ macht aber mit geänderten Öffnungszeiten weiter.

Ein halbes Jahr hat Franz Drecker für einen aktiven Verkauf der Gaststätte „Zum Alten Turm“ in Hennef-Stadt Blankenberg angepeilt. Dafür hat er Yannick Brücher von Mannella Immobilien beauftragt. Am liebsten möchte er in dieser Zeit das gut laufende Restaurant, seit Generationen in Familienbesitz, loswerden. „Es wäre gut, wenn meine Eltern noch da wären. Für mich ist das eine Last, ich wäre froh, wenn sie weg wäre.“

Für 940.000 Euro wird das Anwesen gegenüber vom Katharinenturm, der aus dem 13. Jahrhundert stammt, angeboten. Es ist vermutlich eines der ältesten Gebäude in dem beliebten Ausflugsziel, erbaut um 1600. Seit 1720 ist die Familie Drecker, sagt Franz Drecker, in dem Gebäude bestrebt, Wohlfühlerlebnisse zu liefern. 1976 wurde ein Saal angebaut, im ersten Obergeschoss gibt es zwei Wohnungen von 167 und 106 Quadratmeter Größe.

Franz Drecker will das Restaurant verkaufen, um seinen Traum zu erfüllen. Er will eine Schreinerlehre machen.

Franz Drecker will das Restaurant verkaufen, um seinen Traum zu erfüllen. Er will eine Schreinerlehre machen.

Seit 2013 läuft die Eismanufaktur. Vor kurzem erst sind Fenster neu eingebaut, das Dach saniert und die Heizung erneuert worden. Insgesamt 250.000 Euro hat der Eigentümer investiert. Die Küche ist groß und technisch auf aktuellem Stand. Im sogenannten Ritterkeller war in den 1960er Jahren beliebte Dorfdisco. Und nahebei ist ein großer Parkplatz.

„Ich wollte es eigentlich nie machen“, verrät der 49-Jährige, „aber wenn du klein bist und bekommst immer gesagt, du machst das, dann machst du das. Ich wollte eigentlich immer eine Schreinerlehre machen.“ Statt seinen Traumberuf anzustreben, hat er das Restaurant richtig nach vorne gebracht. „Du musst davon leben, dann schaust du, dass du damit Geld verdienst. Also habe ich mich reingehängt.“

Es waren immer zwei Generationen im Haus.
Franz Drecker, Inhaber der Gaststätte „Zum Alten Turm“

„Zum Alten Turm“ war stets ein Familienbetrieb. „Es waren immer zwei Generationen im Haus“, erinnert er an frühere Zeiten. Vor einigen Jahren aber starb seine Mutter Helene. „Wen soll ich jetzt rufen und fragen?“ Mit seiner Frau Laura hat er im vergangenen Jahrzehnt einen Vorzeigebetrieb entwickelt, der in allen Bewertungsportalen Top-Noten erreicht. Doch das Paar hat sich getrennt, Franz Drecker steht alleine da. 

Zusammen hatten sie zuletzt bis zu 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie hatten sich die Arbeit aufgeteilt, Franz in der Küche, Laura im Service. Jetzt muss er beides machen und Personal war noch nie seine Stärke, wie er offen zugibt. Inzwischen ist er bei weniger als 20 Menschen, die er beschäftigt, hat die Öffnungszeiten auf Montag bis Freitag gelegt.

Der Saal wurde 1976 angebaut, um Platz zu schaffen für weitere Gäste und Feiern.

Der Saal wurde 1976 angebaut, um Platz zu schaffen für weitere Gäste und Feiern.

„Da gab es natürlich viele Kommentare, warum wir am Wochenende geschlossen haben“, sagt Drecker. „Ich bin ein Bauchmensch und ich habe das Gefühl, dass es mit weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie anderen Öffnungszeiten besser laufen wird.“ Es lässt sich bislang gut an, am ersten Schnitzel-Tag hat er rund 140 Gerichte verkauft. Die Zuversicht teilt Immobilienmakler Brücher aus Vermarktersicht durchaus.

Denn eins ist klar, trotz aller Verkaufsabsichten bleibt die Gaststätte geöffnet, von Montag bis Freitag von 11.30 bis 15 sowie von 17 bis 22 Uhr. Die Karte ist dieselbe geblieben: gehobene, gut bürgerliche Küche. Neben besagtem Schnitzel-Tag am Montag gibt es am Dienstag Maultaschen und am Freitag Reibekuchen.

Geschlossene Gesellschaften ab 50 Personen macht Drecker am Wochenende auch künftig noch

In den vergangenen Jahren hat er geschafft, was er als große Herausforderung sieht. „Hier musst du die Leute erstmal hinbringen in der Woche.“ Laufkundschaft gibt es da wenig. Selbstbewusst sagt Drecker: „Wer das kauft, hat einen guten Start. Nicht zuletzt durch den Auftritt in den sozialen Medien, dem rund 2700 Menschen folgen.“

Übrigens muss sich niemand Sorgen machen, der eine Feier am Wochenende geplant hat. „Geschlossene Gesellschaften mache ich noch, auch neue, aber dann erst ab 50 Personen.“ Weihnachten wollte er erst ganz zu machen, ist aber jetzt mit einer Schicht am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag am Start.

Was bei den neuen Öffnungszeiten leidet, ist der Eisverkauf. „Das hat mir Spaß gemacht zu produzieren.“ Gerade in der Nachmittagszeit ging so manche Kugel auf die Faust raus. Jetzt gibt es das noch zum Dessert. „Früher gab es an einem Sechser-Tisch vielleicht einen Nachtisch, mit dem Eis aber fast durchweg sechs Bestellungen“, erklärt er, „und unsere Windbeutel, das sind richtige Sturmsäcke.“ Große Portionen sind halt gefragt bei seinen Gästen.

Geschlossen wird das Restaurant aber nicht, da ist Drecker sicher. „Am liebsten wäre es mir, der Yannick verkauft es. Ich kann es nicht mehr und ich will es nicht mehr, vor allem, wo ich es jetzt alleine mache. Das muss klappen.“ Er geht davon aus, einen Gastronomen zu finden, der Spaß an dem Objekt hat. Und wenn es nicht klappt? „Ich komme über die Runden, dann muss ich mir neue Konzepte überlegen.“ 

Das Gebäude ist eines der ältesten erhaltenen in Stadt Blankenberg und ist wohl um 1600 erbaut worden.

Das Gebäude ist eines der ältesten erhaltenen in Stadt Blankenberg und ist wohl um 1600 erbaut worden.

Das mit dem Schreiner meint er ernst, gegebenenfalls macht er den Alten Turm und Ausbildung parallel.„ Ich schau mich schon um.“ Er sucht eine Ausbildungsstelle, wo er mit Hobel, Bohrmaschine, Hammer und Stechbeitel arbeiten kann. „Ich möchte was schaffen, was in 30 Jahren noch Bestand hat“, begründet er seinen Traum. „Holz ist ein schöner, warmer Werkstoff. Der Geruch macht mich total an.“ Angebote nimmt er gerne entgegen.