Ein Zahnarzt für das PferdChristian Schütte kümmert sich um die besondere Zahnpflege

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Mit vollem Körpereinsatz arbeitet Tierarzt Christian Schütte. 

Hennef – Auch Pferde haben Zahnweh. Wenn die Kanten scharf sind und die Mundschleimhaut verletzen, wenn die Schneidezähne nicht mehr richtig schließen, dann ist das ein Fall für Tierarzt Christian Schütte aus Bonn-Hoholz am Rande des Siebengebirges. Schon im Studium vor über 20 Jahren spezialisierte der Veterinär sich auf Pferdezahnheilkunde, damals lernte er in Texas. Heute ist die Fachrichtung auch in Deutschland verbreitet. Mit seiner rollenden Praxis ist Schütte fast überall im Kreisgebiet unterwegs, heute sind er und Assistentin Nina Neuland in Hennef.

Die alte Pferdedame Estrella kann ihr Futter nicht mehr richtig kauen. Damit Schütte mit der Kopflampe auch tief genug ins Pferdemaul schauen und die Ursache dafür finden kann, wird ein anatomisch angepasstes Maulgatter angelegt, das den Mund offenhält und zugleich die empfindlichen Lippen schützt. Der Kopf ruht dabei auf einem gepolsterten Ständer. Und damit die 26 Jahre alte Paso-Peruano-Stute das auch alles brav mitmacht, bekommt sie eine Beruhigungsspritze.

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Der Wackelzahn: Die Wurzeln sind schon kurz, der Zahn war locker. 

Zwölf Schneidezähne hat ein Pferd, mit denen es Gräser abbeißt, und 24 Backenzähne, mit denen das Futter zermahlen wird. Zwei bis vier Millimeter werden so im Jahr vom Zahn abgerieben, aber alles andere als gleichmäßig, wie Schütte erklärt: „Der Oberkiefer ist breiter als der Unterkiefer, deshalb entstehen scharfe Kanten. Einmal im Jahr sollte man das Gebiss schon kontrollieren lassen. In freier Wildbahn ist das nicht nötig, da fressen Pferde eher harte Gräser, auch mal Sand, das schleift.“

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Bei Estrella dagegen muss er mit der elektrischen Feile ran. Von einer Spezialfirma aus Frankreich stammen die verschiedenen Schleif- und Raspelaufsätze, und obwohl sie an einen Motor angesteckt werden, ist die Arbeit schweißtreibend. Mit vollem Körpereinsatz lehnt sich der Tierarzt nach vorn und glättet die vorstehenden und messerscharfen Zahnkanten. Ein Job, den kaum noch jemand machen wolle, erzählt er: „Es gibt Tiermedizin-Absolventen, aber die wollen keinen Dienst in den Praxen machen. Ich habe niemanden mehr, der mich vertritt.“

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Mjam: Einige Tage nach der Zahnbehandlung kann die Pferdeseniorin wieder in den Apfel beißen.

Bis 20 oder 21 Uhr sei er fast täglich unterwegs, dazu Dienst an jedem zweiten Wochenende, berichtet der zweifache Vater. Spaß mache das nicht mehr, Zeit für Sport, für sein eigenes Pferd habe er kaum noch. „Aber es muss sich ja jemand um die Pferde kümmern!“

Und das macht er mit Herzblut. Er beruhigt Estrella, während er an ihren Zähnen arbeitet, schleift, fühlt, korrigiert und zum Schluss mit einem Spiegel jeden einzelnen Zahn kontrolliert. Und siehe da: Ein Backenzahn wackelt. „Der muss raus“, entscheidet Schütte und greift zur Zange. Weil die Backenzähne immer weiter aus dem Zahnfleisch nachschieben, wird die Wurzel kürzer – die Zähne können bei alten Pferden locker werden. Ein beherzter Ruck, und schwupp: Da ist der Zahn schon draußen.

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