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BarrierefreiheitUmbau der öffentlichen Toilette in Königswinter könnte bis zu 140.000 Euro kosten

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Ein Arkadengang, links der Eingang zu einer öffentlichen Toilette.

Sieben Tage die Woche geöffnet, aber nicht barrierefrei: die Toilette unter dem Arkadengang am Rathaus Königswinter.

Die Seniorenvertretungen in Königswinter und Bad Honnef setzen sich für öffentliche Toiletten ein. Die Barrierefreiheit ist in der Altstadt ein teures Unterfangen.

In einer alternden Gesellschaft gewinnt das Thema öffentliche Toiletten an Bedeutung, besonders aber die Frage nach barrierefreien WCs. Kaum überraschend daher, dass sich Seniorenvertretungen des Themas annehmen.

In Königswinter hat die Seniorenvertretung am 28. Januar 2024 beantragt, die öffentliche Toilette am Marktplatz (im Arkadengang des Rathauses in der Altstadt) barrierefrei auszubauen. Jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass es damit vor 2027 nichts wird.

Von den hohen Kosten für die Barrierefreiheit „ein bisschen erschrocken“

Der Grund: Der Umbau ist mit bis zu 140.000 Euro deutlich teurer als erwartet. Man sei über den Betrag schon „ein bisschen erschrocken“ gewesen, sagte Königswinters Technischer Beigeordneter Fabiano Pinto jüngst im Bauausschuss.

Der beschloss zwar einstimmig, nach 2026 Mittel im städtischen Haushalt anzumelden. Die Stadtverwaltung solle sich wegen der Kosten aber gleichzeitig auch auf die Suche nach alternativen Standorten machen. „Personen mit Einschränkungen“ würden, so die inzwischen neu gewählte Seniorenvertretung in ihrem Antrag, derzeit auf die Toiletten im Rathaus verwiesen.

Die stünden aber nur während der Verwaltungszeiten zur Verfügung. Der Rathausplatz sei jedoch auch durch Besucher und Touristen ein „hochfrequentierter Platz, sodass die Notwendigkeit einer behindertengerechten Toilette gegeben ist“.

Eine erste Prüfung der vorhandenen WC-Anlage hat laut Stadtverwaltung ergeben, dass ein Umbau „grundsätzlich möglich“ wäre. Über einen gemeinsamen Vorraum könne das Behinderten-WC und die Damen- und Herrentoiletten erschlossen werden. Allerdings sei auch ein „erheblicher Instandhaltungsstau festgestellt“ worden. Daher die hohen Kosten von insgesamt 130.000 bis 140.000 Euro.

Er stimme dem Antrag und dem Anliegen hundertprozentig zu, sagte Klaus Ruppert (Grüne). „Aber muss sie da sein, wo sie jetzt ist?“, brachte er die Standortfrage in Spiel. Womöglich sei die Barrierefreiheit woanders preiswerter zu haben.

Toilette am Markt in Königswinter sieben Tage die Woche geöffnet

Fabiano Pinto spekulierte nach eigenen Angaben ein bisschen, ob das Unternehmen Explorado, das das ehemalige Sealife-Gebäude ab Ostern mit einer „Dino-Welt“ neu beleben will, für die besondere Zielgruppe die Toiletten zur Verfügung stellen können. Das ovale Gebäude an der Rheinallee ist jedenfalls über eine Rampe barrierefrei erreichbar.

Die Toilette am Arkadengang ist nach Angaben der Stadt ganzjährig und sieben Tage die Woche von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bei Veranstaltungen auf dem Markt gebe es Sonderregelungen. Betreut werde die Anlage von einer städtischen Mitarbeiterin. Da es zurzeit keine Vertretung gebe, könne die Toilette zum Beispiel im Krankheitsfall auch mal nicht geöffnet sein.

Ein Ausschussmitglied brachte unterdessen die Aktion „Nette Toilette“ ins Gespräch, über die zum Beispiel Gastronomen ihre Toiletten auch Nichtkunden zur Verfügung stellen und dafür von der Stadt einen finanziellen Ausgleich für die Pflege bekommen. Für die Betriebe hätte das den Vorteil, erklären die Initiatoren auf der Internetseite, dass sie neue Kunden gewinnen könnten.

Die Teilnahme an der Aktion sei in anderen Kommunen über die Wirtschaftsförderung gelaufen, sagte Fabiano Pinto. Jemand müsse schließlich rumgehen und die Betriebe ansprechen. Er wisse nicht, ob die Wirtschaftsförderung das leisten könne.

Ausweislich der Nette-Toilette-App machen in der Nachbarstadt Bad Honnef vier Gastronomiebetriebe bei der Aktion mit. Zusätzlich wird das Rathaus aufgeführt, das aber auch in Bad Honnef nur eingeschränkt geöffnet ist. Für Königswinter zeigt die App kein Ergebnis an.

Die inzwischen durch einen Fachbeirat ersetzte Seniorenvertretung in Bad Honnef hatte es mit viel Durchhaltevermögen geschafft, dass auf der Insel Grafenwerth eine mobile und barrierefreie Toilette installiert wurde. Insgesamt dauerte die Umsetzung zwei Jahre, die Stadt musste das Projekt zweimal ausschreiben. Im Herbst 2024 ging die Anlage aber in Betrieb.

Sie war auch nicht gerade preiswert: 170.000 Euro musste die Stadt für das Toilettenhäuschen neben dem Insel-Café ausgeben.