Abo

Leiter weist Vorwürfe zurückFreiwillige Feuerwehr Königswinter steckt in einer Krise

4 min
Mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen auf einer Straße.

„Uneingeschränkt leistungsfähig?“ Die Freiwillige Feuerwehr Königswinter streitet über die neue Führungsspitze.

Ein Disput um die Besetzung der Führungsspitze der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter sorgt für Verunsicherung unter den Mitgliedern.

Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Königswinter steckt offenbar in einer handfesten Krise. Hintergrund ist die anstehende Wieder- beziehungsweise Neubesetzung der Feuerwehrführung. Die sechsjährigen Amtszeiten von Michael Bungarz (Leitung) und Michael Klingmüller (Stellvertreter) enden im März kommenden Jahres. Hinter den Kulissen ist ein heftiger Streit entbrannt. Eine für den 20. November angesetzte Anhörung der Gesamtwehr für die Neubestellung der Wehrführung ist deshalb von der Stadt zunächst abgesagt worden.

In Unterlagen und Mail-Korrespondenzen, die der Redaktion dieser Zeitung anonym zugespielt wurden, ist von einer „Führungskrise“, „internen Spannungen“ und „wachsender Verunsicherung“ die Rede. Was aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger besonders besorgniserregend klingt: Die namentlich nicht genannten „Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter“ werfen die Frage auf, ob angesichts der Gemengelage „die Feuerwehr derzeit in allen Bereichen uneingeschränkt leistungsfähig ist“.

Kreisbrandmeister Ganselau weist Zweifel an Einsatzfähigkeit zurück

Immerhin gehe es „um eine sicherheitsrelevante Organisation, deren Funktionsfähigkeit im Notfall lebensentscheidend sein kann“. Allerdings weisen sowohl Kreisbrandmeister Stefan Gandelau als auch Königswinters Feuerwehrleiter Michael Bungarz diese dramatisch klingende Darstellung zurück.

Die Bürgerinnen und Bürger müssten sich „Null“ Sorgen machen, erklärte Gandelau. Michel Bungarz sprach von „Blödsinn“. An der Darstellung sei nichts dran. Viel mehr wollten beide zur Krise bei der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter dann aber nicht sagen. Gandelau verwies auf die Zuständigkeit der Stadt Königswinter, Bungarz auf die städtische Pressestelle.

Königswinters Bürgermeisterin Heike Jüngling wollte nach eigenen Angaben „nicht so weit gehen“ von einer „Krise“ zu sprechen. Sie habe Vertrauen in die Feuerwehr, deren Mitglieder „pflichtbewusst und leistungsstark“ seien, betonte sie gegenüber dieser Zeitung. Das Stadtoberhaupt bestätigte, dass es in der Vergangenheit mehrere Bewerbungen für die Leitung und die Stellvertretung gegeben habe, die zum Teil aber auch wieder zurückgezogen worden seien.

Stand Dienstag (9. Dezember) bewirbt sich Michael Bungarz erneut für den Chefposten und möchte als Stellvertreter an seiner Seite Jens Bellinghausen sehen, den stellvertretenden Leiter des Löschzugs Oelberg (Thomasberg/Heisterbacherrott). Der bisherige Stellvertreter Michael Klingmüller hat nach Angaben von Kennern und Mitgliedern der Feuerwehr, die von der Redaktion dieser Zeitung angesprochen wurden, die ihren Namen aber nicht veröffentlicht haben möchten, im September überraschend seinen Hut in den Ring geworfen. Diese Mitteilung habe zu einem Eklat in der Feuerwehrführung geführt, heißt es.

Zwei Feuerwehrleute von hinten.

Wehrleiter Michael Bungarz (r.) bei einem Einsatz.

In einer (ebenfalls anonymisierten) E-Mail schreibt ein Mitglied, „dass die aktuellen personellen Unstimmigkeiten vor allem durch das Verhalten des derzeit beurlaubten, stellvertretenden Leiters der Feuerwehr ausgelöst wurden“.

Michael Klingmüller stellte auf Anfrage indessen klar, dass seine Kandidatur etwas ganz Normales und sein demokratisches Recht sei. Michael Bungarz sei von seiner Ankündigung zwar nicht begeistert gewesen, habe sich aber auch nicht auf eine andere Lösung eingelassen. Daraufhin habe er sich auf eigenen Wunsch in seiner Funktion als Stellvertreter zunächst selbst beurlaubt.

Er sei aber natürlich weiter im Einsatzdienst aktiv, betonte Michael Klingmüller. Er führe derzeit viele Gespräche, wolle Irritationen beseitigen, Kritik ausräumen und einige Sachen geraderücken, bleibe aber bei seiner Kandidatur und wolle die Anhörung der Gesamtwehr jetzt abwarten.

Ein Mitglied mit Führungsfunktion in der Feuerwehr berichtete dieser Zeitung, dass sich schon vor der später abgesagten Anhörung Führungskräfte und engagierte Wehrleute für die Doppelspitze Bungarz/Bellinghausen ausgesprochen hätten. Der Feuerwehrmann betonte aber auch: „Die Feuerwehr ist zu hundert Prozent einsatzfähig.“

Kandidaten für stellvertretende Leitung werden teils kritisch gesehen

Ein Kenner der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter erklärte, zum Teil würden die (derzeit vier) Bewerber für die Stellvertretung durchaus kritisch gesehen. Ein anderes Mitglied zeigt sich auf Anfrage skeptisch, ob bei der nun für den 17. Dezember geplanten Anhörung der Gesamtwehr ein Ausweg gefunden werden könne. Es müsse eine externe Hilfe eingeschaltet werden.

Jemand anders vermutet, dass wegen der verfahrenen Lage wahrscheinlich viele Wehrleute der Anhörung fernbleiben würden. Unter dem Strich spiegelt sich in den Aussagen große Verunsicherung wider. Solche Vorgänge habe man noch nie erlebt, das Ganze sei belastend, heißt es, man wolle wieder Ruhe in die Feuerwehr bekommen. „Es fühlt sich schlecht an“, sagte ein Feuerwehrmann.

Sowohl auf Anfrage als auch in dem Schreiben der „Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter“ wird Kritik an der Verwaltung und an Bürgermeisterin Heike Jüngling geäußert. Anders als im Wahlkampf, in dem sie Feuerwehr und Sicherheit zu einem Schwerpunktthema gemacht hatte, halte sich das Stadtoberhaupt jetzt zurück. Die Verwaltungsleitung hätte moderierend eingreifen und das Auswahlverfahren ordnen müssen, heißt es.

Ihr sei es jetzt wichtig, so die Bürgermeisterin gegenüber dieser Zeitung, die für den 17. Dezember angesetzte Anhörung gut hinzubekommen. Im Frühjahr müsse man sich dann zusammen mit einer starken Wehrführung Zeit nehmen, um zu klären, wie es zu der jetzigen Situation habe kommen können. Jüngling sprach davon, dass man die Lage selbstkritisch analysieren müsse.