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Für Auf- und AbfahrtDritte Klappe auf der Rheinfähre Königswinter spart Zeit

Lesezeit 3 Minuten
Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger verlassen eine Fähre

Über die neue Klappe (Rot) verlassen Fahrzeuge und Fußgänger die Fähre; die Aufstellfläche für die Pkw ist durch die Pylonen begrenzt, wenn kein Hochbetrieb ist.

Die Rheinfähre Königswinter hat in den Umbau ihres Schiffes investiert. Außerhalb des Hochbetriebs muss es nicht mehr gegen den Strom fahren.

Zwei Jahre lang haben sich Michael Birk und sein Team von der Rheinfähre Königswinter viele Gedanken gemacht, wie sie den Betrieb des 1996 gebauten Schiffes optimieren können. Gefunden haben sie eine Lösung, die dem Schifffahrtslaien kaum eingefallen wäre: Birk und seine Mannschaft haben eine dritte Klappe installiert, über die Autos auf die Fähre kommen beziehungsweise von ihr herunterfahren können.

Die neue Zu- und Abfahrt spart dem traditionsreichen Fährunternehmen ein Drittel Weg und Zeit und insgesamt rund 20 Prozent an Energie. „Das ist eine tolle Sache“, betont der Geschäftsführer der Fährgesellschaft. Das 46 Meter lange und 20 Meter breite Fährschiff „Königswinter IV“ verfügte bisher über zwei Klappen, die sich jedoch auf derselben Seite befinden. Intern werden sie als „Klappe Königswinter“ und „Klappe Mehlem“ bezeichnet.

Jetzt muss die Rheinfähre nicht mehr auf dem Fluss drehen, um die Passagiere abfahren zu lassen

Die Rheinfähre am Anleger in Königswinter, im Hintergrund führt ein Frachtschiff vorbei.

In einem „perfekten Zustand“: Die 1996 gebaute Fähre „Königswinter IV“, hier die Seite mit den beiden „regulären“ Zufahrtsklappen.

Wenn die Fähre ablegte, musste sie konstruktionsbedingt erstmal rund 100 Meter gegen den Strom rheinaufwärts fahren und auf dem Fluss drehen, um die Fahrzeuge auf der anderen Seite wieder von Bord lassen zu können. Durch die dritte Klappe, auf der gegenüberliegenden Seite, kann das Schiff jetzt geradeaus mit der Strömung über den Rhein „gieren“ und muss nicht mehr „bergauf“ fahren und wenden.

Rund neun Pkw kann sie so aufnehmen und transportieren, was laut Michael Birk außerhalb der Berufspendlerzeiten im Schnitt reicht. Sind es mehr Fahrzeuge, lassen die Mitarbeiter die Autofahrer sich wie bisher vor den „alten“ Klappen aufstellen. Dann haben rund 40 Pkw pro Tour Platz.

LED-Anzeige soll Fahrern zeigen, wie sie auf der Fähre halten sollen

Zurzeit weisen die Kassierer die Fahrer entsprechend ein. Bald soll eine LED-Anzeige auf der Fähre anzeigen, wie die Autos jeweils auf dem Schiff halten sollen. „Es bleibt keiner stehen, jeder findet hier seinen Platz“, betont Michael Birk.

Die steigenden Energiepreise waren ein Grund für die Investition in die rund sieben Meter lange Klappe, die in der Werft in Oberwinter gebaut, mit einem Kran nach Königswinter gebracht und während des laufenden Betriebs in vierwöchiger Arbeit mitsamt aufwendiger Hydraulik installiert wurde. Fachleute der Schiffsuntersuchungskommission haben die neue Technik schon untersucht und für gut befunden.

Man habe auch darüber nachgedacht, eine komplett neue Antriebstechnik einzubauen. Die Fähre in Niederdollendorf fährt inzwischen bekanntlich elektrisch. Aber die Gesellschaft in Königswinter verfüge nur über ein Schiff, für einen Umbau hätte es fünf bis sechs Monate außer Betrieb genommen werden müssen. Birk: „Das überlebt ein kleines Unternehmen nicht.“

Die Fähre „Königswinter IV“ ist noch in einem perfekten Zustand

Eine Neuanschaffung sei ebenfalls nicht infrage gekommen. „Die Königswinter IV ist noch in einem perfekten Zustand“, betont Birk mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Mit Diesel aber werde die Fähre schon seit rund fünf Jahren nicht mehr angetrieben. Stattdessen komme GTL-Kraftstoff zum Einsatz, ein synthetischer Diesel, der aus Erdgas gewonnen wird.

Im Schnitt rund 800 Pkw bringt die Fähre, so Birk, täglich über den Rhein. An Wochenenden kommen circa 1200 Fußgänger und etwa 800 Radfahrer hinzu. „Wir sind hier schon ein Stück Infrastruktur“, betont der Geschäftsführer die Bedeutung der Fähre Königswinter–Mehlem, die 13 Mitarbeiter beschäftigt.


Jubiläum

Im 15. Jahrhundert hat die Fähre Königswinter ihre Wurzeln. 1473 wurde das Fährrecht erstmals urkundlich erwähnt. Die Rheinfähre Königswinter GmbH gibt es unterdessen seit genau 125 Jahren. Dieses Jubiläum wird am Freitag, 16. Mai, gefeiert. Um 18 Uhr stellt die Fähre an diesem Tag den Betrieb ein, ab 19 Uhr öffnen auf dem Fährschiff ein Bierwagen und ein Imbisswagen. Auf einer Bühne spielt die Band „Gooseflesh“. (csc)