Ladenlokale vermietetNRW-Förderprojekt soll gegen Leerstände in Königswinter helfen

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Ortstermin: (v.l.) Andreas Pätz, Holger Matissek und Anya Geider sind zufrieden mit dem Förderprojekt.

Königswinter – Von einem „super Angebot“, das vielleicht noch nicht bekannt genug sei, spricht Emrah Emet, der zusammen mit seinem Geschäftspartner Christian Moll den Computerladen „com-mo“ in der Fußgängerzone in der Altstadt von Königswinter betreibt. Dass die Unternehmer mit ihrem Geschäft, in dem sie auch eine Postfiliale managen, kürzlich ein paar Häuser weiter in ein größeres Ladenlokal ziehen konnten, ist auch einem Förderprojekt des Landes NRW zu verdanken, das laut Anya Geider, der Leiterin des städtischen Geschäftsbereichs Planen und Bauen, ein „tolles Programm, gerade für eine Kleinstadt“ ist.

Vermieter verzichten auf  30 Prozent der üblichen Miete

Über das NRW-Programm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren, das unter anderem leerstehende Ladenlokale reaktivieren beziehungsweise Leerstände verhindern will, hat die Drachenfelsstadt einmal 69.300 Euro (2020 und einmal 171.000 Euro (2021) bewilligt bekommen. In der Altstadt sind Leerstände sei langem ein großes Problem, das auch während der am Ende nur begrenzt erfolgreichen Altstadtsanierung (2004–2017) nicht wirklich gelöst werden konnte.

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Hat das Förderprogramm genutzt: Emrah Emet in seinem Geschäft mit Postfiliale in der Fußgängerzone. 

Das aktuelle Fördermodell, das sich beispielsweise an Start-ups oder Einzelhändler richtet, sieht so aus: Vermieter leerer Geschäfte senken die normale Miete (zum Beispiel 1000 Euro) auf 70 Prozent (700 Euro). Die Stadt mietet die Räume so an und gibt sie an einen Interessenten weiter, der aber nur 20 Prozent (im Beispiel 200 Euro) Miete zahlen muss. Die Differenz (im Beispiel 500 Euro) tragen das Land (90 Prozent = 450 Euro) und die Stadt (10 Prozent = 50 Euro). Das Ganze läuft über maximal zwei Jahre.

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Für die beiden Computerexperten war die Förderung mit ein wesentlicher Grund, den Umzug in ein größeres Ladenlokal in der Hauptstraße 413 zu vollziehen, sagt Emrah Emet dieser Zeitung. Dort wolle man das Sortiment erweitern und unter anderem noch eine Lotto-Annahmestelle einrichten, so Emet, der mit Blick auf die zwei Jahre Befristung hofft, dass auch die neuen Angebote von den Altstädtern gut angenommen werden.

Keine hohen bürokratischen Hürden

Die bürokratischen Hürden des Programms seien relativ niedrig, sagt Anya Geider bei einem Ortstermin zusammen mit Andreas Pätz, Chef der städtischen Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG), und dessen Projektentwickler Holger Matissek, vor dem neuen Restaurant Jules Verne. Das ist laut Geider ebenfalls über das Programm gefördert worden und wurde das kürzlich im Erdgeschoss des restaurierten Hotels Bergischer Hof an der Drachenfelsstraße eröffnet. Potenzielle Mieter müssten nur ein einfaches Nutzungskonzept (eine Art Businessplan light) vorlegen, so Geider. Als drittes Projekt laufen derzeit Gespräche über eine Immobilie in der südlichen Hauptstraße, in der ein Fotostudio aufmachen könnte.

Altstadtmanager

Die Stadt Königswinter will demnächst mit der Ausschreibung für einen Altstadtmanager an die Öffentlichkeit gehen, kündigt Anya Geider an. „Er soll Ansprechpartner für alles sein“, sagt die Geschäftsbereichsleiterin Planen und Bauen bei der Stadt Königswinter. 487 000 Euro fließen unter anderem für das Altstadtmanagement und für ein Programm zur Haus- und Fassadensanierung und zur Entsiegelung von Innenhöfen aus Städtebaufördermitteln des Landes.

Die Maßnahmen stehen neben vielen anderen Projekten im Integrierten Handlungskonzept für die Altstadt. „Zur Durchführung des Altstadtmanagements soll ein Auftrag an einen externen Dienstleister vergeben werden“, hieß es im Sommer 2021 in einer Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung. Und: „Um eine Vor-Ort-Präsenz zu gewährleisten, soll ein Altstadtbüro vor Ort eingerichtet werden.“ (csc)

„Das sind alles kleine Bausteine zur Attraktivierung der Altstadt“, meint Anya Geider. Die WWG hatte zuvor laut Holger Matissek die Eigentümer leerer Immobilien angeschrieben oder aufgesucht. Manche hätten nicht auf die 30 Prozent Miete verzichten wollen und vertrauten darauf, dass sie einen Mieter zu normalen Konditionen finden. In anderen Fällen habe ein Sanierungsstau die sofortige Nutzung des Geschäfts – eine Vorgabe des Programms – verhindert.

Laut Anya Geider ist noch Geld im Topf. Allerdings sei das Programm bis zum 31. Dezember 2023 befristet. Mieter und Eigentümer, die jetzt noch einsteigen wollten, kämen daher nicht mehr über die vollen zwei Jahre in den Genuss der Zuschüsse.

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