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„Erfreuliches Rekordtief“ im Rhein-Sieg-KreisKriminalität stark zurück gegangen

Lesezeit 3 Minuten

Über die Kriminalstatistik des Jahres 2019 informierten Burkhard Rick, Landrat Sebastian Schuster und Dirk Schuster (v.l.).

Rhein-Sieg-Kreis – 17 579 registrierte Straftaten gab es 2019 im rechtsrheinischen Kreisgebiet (ohne Bad Honnef und Königswinter). Dieses „erfreuliche Rekordtief“ verkündeten Landrat Sebastian Schuster und der Leiter der Polizeidirektion Kriminalität, Dirk Schuster, am Montag bei der Vorstellung der neuen Kriminalstatistik.

Wie hat sich die Zahl der Straftaten entwickelt?

Im Vergleich mit dem Jahr 2018 (20 265 Delikte) wurden 2686 Taten weniger bekannt, das ist ein Minus von 13,25 Prozent. Auffällig ist ein enormer Rückgang bei den Betrugsfällen (minus 38,83 Prozent).

Hier wirkt sich aus, dass sogenannte Umfangsverfahren beim Warenkreditbetrug mit zahlreichen Opfern eines Internetshops die Zahl für 2018 in die Höhe getrieben hatten. Einen Rückgang verzeichnen die Statistiker bei der Aufklärungsquote, die von 57,24 auf 52,1 Prozent gesunken ist.

Wie stellt sich die Lage bei den Wohnungseinbrüchen dar?

Auf diesem Feld unternimmt die Kreispolizeibehörde seit Jahren erhebliche Anstrengungen, unter anderem mit Beratung zum Einbruchschutz, was sich offenbar auszahlt: Die Fallzahl hat sich noch einmal, von 592 auf 519, reduziert. Im Jahr 2015 wurden mehr als doppelt so viele Wohnungseinbrüche gezählt.

Bei welchen Delikten gab es Verschlechterungen?

Als besorgniserregend bezeichnete Landrat Schuster das „traurige Thema“ Kinderpornografie. Seit 2015 ist die Zahl der registrierten Fälle von Herstellung, Besitz und Verbreitung entsprechender Dateien von Jahr zu Jahr auf nun 46 gestiegen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

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Das zuständige Fachkommissariat wurde deshalb personell verstärkt. Erneut zugenommen haben Angriffe auf Polizeibeamte um 20 auf 112. Rechnet man Beleidigungen, Drohungen und Nötigung hinzu, wurden insgesamt 251 Polizisten sowie Angehörige von Rettungsdiensten und Feuerwehren im Dienst angegangen. Die Behörde dringt auf gerichtliche Verurteilung.

Welche Menschen begingen wo die Straftaten?

Beim Alter der insgesamt 6983 Tatverdächtigen sticht die Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit 1453 Personen (1124 Männer, 329 Frauen) hervor. Rückläufig ist die Zahl der Jugendlichen (687). Überrepräsentiert im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil (10,4 Prozent) sind die nichtdeutschen Täter (31,19 Prozent). Bei den Tatorten liegen die großen Kommunen mit guter Verkehrsanbindung klar vor den kleineren.

Besondere Ereignisse

Zwei Cannabisplantagen zählten 2019 zu den spektakulären Kriminalfällen. Im Keller eines Firmengebäudes in Niederkassel wurden 1400 Pflanzen entdeckt, in einer Hennefer Lagerhalle sogar 2700.

Ein Familiendrama ereignete sich in Siegburg: Ein 27-Jähriger stach mit einem Messer auf seine Ex-Freundin (19) ein, die seitdem im Wachkoma liegt. Als versuchte Tötung gilt auch der Messerangriff eines 40-Jährigen auf einen Senior und dessen Enkel in Siegburg. Er wollte Rache nehmen wegen einer angezeigten Ruhestörung.

Ein Taxifahrer setzte sich in Troisdorf massiv gegen zwei junge Männer zur Wehr, die ihn in einen Hinterhalt gelockt hatten, und verteidigte so sein Geld.

Ein 17-Jähriger wurde in Siegburg von zwei Männern über mehrere Tage gefesselt, gefoltert und vergewaltigt. Haupttäter (30) war ein polizeibekannter Drogendealer. (kh)

So entfielen 4046 Straftaten auf Troisdorf, 3794 auf Siegburg, 2674 auf Sankt Augustin und 2346 auf Hennef, während in Ruppichteroth und Much nur 315 beziehungsweise 328 Fälle verortet sind. Mit einer Häufigkeitsziffer von 4751 Straftaten pro 100 000 Einwohner steht der Kreis im Vergleich mit ganz Nordrhein-Westfalen (6847) sehr gut da.

Gab es Morde?

2019 wurden acht „Straftaten gegen das Leben“ angezeigt. Es gab zwei Mordopfer zu beklagen. Weitere drei Menschen verloren ihr Leben durch fahrlässige Tötung. Zudem sind ein Mordversuch und zwei Totschlagversuche dokumentiert. Die Ermittler konnten alle acht Tötungsdelikte aufklären.