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Gasthof Fielenbach in BirkTraditionskneipe in Lohmar sucht Nachfolger

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In dem Birker Gasthof stehen Doris und Norbert Fielenbach seit fast 47 Jahren hinter der Theke.  

Lohmar – Vor mehr als einem halben Jahrhundert mussten sogenannte Kanonenöfen drei Tage vor der Karnevalssitzung angeschürt werden, damit sich im Saal des Gasthofes Fielenbach die richtige Schunkel-Temperatur entwickelte. Norbert Fielenbach kann sich daran noch sehr gut erinnern, wie auch an den Kohleofen im Schankraum. Viele Geschichten hat der Inhaber der traditionellen Gaststätte im Ortsteil Birk im Repertoire. Schon seit 1975 ist der 72-jährige gelernte Koch mit Leib und Seele Gastronom, ähnliches gilt auch für seine sechs Jahre jüngere Frau Doris.

In den vergangenen 47 Jahren ist in der jahrhundertealten Gastwirtschaft viel passiert. Die Fielenbachs haben renoviert, modernisiert, erweitert und natürlich auch viel gefeiert. Es wurde ein Gesellschaftsraum installiert, die Kegelbahn verlegt und auf zwei Bahnen erweitert. Den im hinteren Teil angrenzenden Saal haben sie mit Trennwänden versehen, einen Biergarten geschaffen und die Küche stets auf dem Niveau der Zeit gehalten.

Der Gasthof Fielenbach bietet inklusive des Saals Räumlichkeiten für bis zu 200 Gäste und im Biergarten gibt es zusätzlich Platz für 60 Personen. Die Traditionseinrichtung ist Anlaufstelle für die meisten der 14 Ortsvereine. Jeder in Birk kennt den Gasthof und natürlich auch Norbert Fielenbach mit seinem markanten Schnurrbart.

Früher hieß das Lokal „Kaisersaal“

Der Gasthof Fielenbach kam in der heutigen Form 1952 in den Besitz von Hermann Fielenbach. Der Vater des heutigen Eigentümers Norbert Fielenbach hatte die ehemalige Gastwirtschaft „Kaisersaal“ nach dem Krieg von Josef Oligschläger übernommen. Angeblich soll der deutsche Kaiser im Saal der Gaststätte zu Gast gewesen sein.

Mit seiner Frau Christine bekam der Schreinermeister Hermann Fielenbach von 1948 bis 1960 sieben Kinder. Er erweiterte den Birker Gasthof kontinuierlich. Von 1965 bis 1975 verpachtete er den Gastronomiebetrieb, bevor sein zweitältester Sohn Norbert sich mit den Geschwistern darauf einigte, dass der junge Mann ihn weiterführen würde. (que) 

Unvergessen sind viele Feierlichkeiten im Saal, als es das fußläufig entfernte Bürgerhaus im Dorf noch nicht gab. „Unser Weiberfastnacht war immer der Mittwoch vor Karneval, weil dann die großen Künstler Zeit hatten, auch mal nach Birk zu kommen“, erinnert sich Norbert Fielenbach beispielsweise an legendäre Feuerwehrsitzungen.

Das Kirmes-Wochenende verlangte den Wirtsleuten Jahr für Jahr alles ab. „Da hatten wir hier im Saal in drei Tagen fünf Veranstaltungen.“ Norbert Fielenbach, Zweitältester von sieben Geschwistern, hatte in der Winterscheider Mühle den Beruf des Kochs erlernt und scheut bis heute keine Herausforderungen. „Wir haben vergangenen Woche noch in Köln ein Catering für 110 Personen gehabt“, sagt er.

Seine Frau ergänzt: „In den Anfängen des Bürgerhauses haben wir die komplette Bewirtung bei den Veranstaltungen übernommen, die dort stattfanden.“ Die gelernte Friseurin aus Spich hatte ihren Mann im elterlichen Betrieb kennengelernt. „Er war mein Modell“, erzählt sie. Sie schneidet ihm noch heute die Haare. Ihren Beruf hat sie früh aufgegeben, um ihren Mann zu unterstützen, der sich immer auch als Caterer gesehen hat. Bis zu 250 Essen auch mal auf türkisch oder italienisch waren und sind für ihn nie ein Problem gewesen.

Mittlerweile ist es ruhiger geworden um die Fielenbachs, die derzeit nur noch von Donnerstag bis Sonntag öffnen. In der langen Corona-Zeit haben sie vor allem sonntags fast mehr Essen außer Haus verkauft als im Lokal. Das Paar macht sich seit zwei bis drei Jahren Gedanken um die Nachfolge. Der 33-jährige Sohn Fabian hat als Veranstaltungstechniker einen anderen Weg eingeschlagen.

„Wir sind grundsätzlich offen und können uns unterschiedliche Szenarien vorstellen“, betonen beide. Über den Kontakt mit dem Gaststättenverband Dehoga gab es auch schon einen Interessenten, der aber wieder abgesprungen ist.

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„Laut Aussage der Experten ist der Betrieb fast zu breit aufgestellt; von daher muss ein möglicher Pächter viele Auflagen erfüllen und unter Umständen eine neue Konzession beantragen“, erklärt Norbert Fielenbach. Beiden werde es schwer fallen, nach so vielen Jahren das Zepter an Jüngere zu übergeben, räumt er ein.

Für Anfang März ist das erste Enkelkind angekündigt. Vielleicht geht den Fielenbachs der Abschied von der langen Gaststätten-Tradition von da an doch etwas schneller und leichter von der Hand, als sie es sich heute vorstellen können.  

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