Musikprojekt „All inclusive”Der erste Konzertbesuch ihres Lebens

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Anspruchsvoll war das Programm, das Dariya Maminova vorbereitet hatte.

Anspruchsvoll war das Programm, das Dariya Maminova vorbereitet hatte.

  • Im Musikprojekt „All inclusive” treffen sich in Lohmar Menschen mit und ohne Handicaps ein Mal im Monat zum Musizieren.
  • Die Bürgerstiftung finanzierte für die Projektteilnehmer nun ein Konzert mit der Pianistin Darya maminova.
  • Für viele Besucher war es das erste Konzert ihres Lebens.
  • Projektbetreuer Jürgen Krause würde sich noch mehr Jugendliche wünschen, die dabei sind.

Lohmar – Zum Finale musste es natürlich Beethoven sein. Mit einem Menuett des diesjährigen Jubilars beendete die aus Sankt Petersburg stammende Komponistin und Pianistin Dariya Maminova ihren Auftritt in der Villa Friedlinde, der für viele der Zuhörer der erste Konzertbesuch ihres Lebens war. Denn das Publikum bestand aus Freunden und Mitgliedern des inklusiven Musikprojekts „All Inclusive“, das sich einmal im Monat unter Federführung der städtischen Musikschule zum gemeinsamen Musizieren trifft.

„Es ist ein Angebot an Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Handicap“, sagt Jürgen Krause, der das Projekt betreut. Dabei wird niemand aufgrund seiner Beeinträchtigung abgewiesen, betonte Krause: „Hier ist nicht ein möglichst perfektes musikalisches Ergebnis das Ziel, sondern wir wollen mit der Musik gemeinsam eine schöne Zeit erleben.“

Gemeinschaftsgefühl wächst

Seit über zwei Jahren trifft sich die Gruppe inzwischen. Meistens kommen um die zehn Jugendliche zusammen, viele begleitet von ihren Alltagsassistenten, die in das musikalische Programm mit eingebunden werden. Die Erfolge sind unverkennbar, betont Krause: „Es entwickelt sich immer mehr ein Gemeinschaftsgefühl, man vertraut einander, und das hat auch schon die eine oder andere Blockade gelöst.“

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Die Reihe „All Inclusive“ wurde auf Anregung der Musikschulleiterin Raika Lätzer zu einer dauerhaften Einrichtung, die das Ensemble auch weiterhin betreut. „Das ist eine Aufgabe, die mir sehr viel Spaß macht, weil von der Gruppe viel zurückkommt“, sagt Krause. Es wird vor allem gemeinsam gesungen, dazu kommen Instrumente wie Rasseln oder Trommeln zum Einsatz. Das Konzert mit Dariya Maminova, das die Bürgerstiftung finanzierte, sollte ein weiterer Höhepunkt werden. „Die Mitglieder von All Inclusive können aufgrund ihre Beeinträchtigungen kaum Konzerte besuchen“, erläutert Jürgen Krause.

Die 31-jährige Dariya Maminova hatte für dieses Konzert ein durchaus ambitioniertes Programm zusammengestellt. „Ich weiß schon, dass es ein besonderes Publikum ist, aber ich bin neugierig und lasse mich auf das ein, was passiert.“ Mit einem Nocturne von Frederic Chopin, einer Suite von Johann Sebastian Bach und mit dem „Opening“ von Philip Glass setzte sie auf emotionale Stücke, die durch Tempo- oder Stimmungswechsel die Spannung hoch hielten. Später folgten Eigenkompositionen und das poetisch-schwermütige „Morenica“, das Maminova sang.

„Das war eine sehr angenehme Aufgabe“

Das Konzept ging auf. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Zuhörer das Konzert, auch die Interpretin war zufrieden. „Das war eine sehr angenehme Aufgabe“, sagte sie. Jürgen Krause würde gerne noch mehr Jugendliche zu „All Inclusive“ einladen. „Aber leider weigern sich die Versorgungsämter aus Datenschutzgründen, uns die Kontaktdaten von Jugendlichen mit Handicaps zu überlassen.“ Wer sich an dem Projekt beteiligen will, kann sich bei ihm per E-Mail melden.

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