Kommentar zur BürgermeisterwahlMatthias Großgarten steht in Niederkassel vor großen Herausforderungen

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Matthias Großgarten steht an einem Mikrofon.

Matthias Großgarten gab noch während der Auszählung ein erstes Interview.

SPD-Kandidat fuhr bei der Stichwahl einen Erdrutschsieg ein. Er tritt zum 1. Januar 2024 sein neues Amt als Bürggermeister an.

Matthias Großgarten ist am Ziel. Im zweiten Anlauf zieht der Sozialdemokrat als Bürgermeister ins Niederkasseler Rathaus ein. 2020 war er dem beliebten Amtsinhaber Stephan Vehreschild (CDU) noch deutlich unterlegen. Jetzt setzt sich Großgarten in der Stichwahl gegen den machtbewussten CDU-Kandidaten Marcus Kitz durch.

Der künftige Bürgermeister profitiert dabei offensichtlich von einer deutlichen Wechselstimmung bei den Niederkasslerinnen und Niederkasselern, die ja schon bei der ersten Runde der Bürgermeisterwahl mit drei Kandidaten unübersehbar war. Da hatten sich fast 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen den Kandidaten der CDU ausgesprochen, die die Niederkasseler Kommunalpolitik seit Jahrzehnten maßgeblich bestimmt – um nicht zu sagen dominiert.

Das Wahlergebnis legt die Vermutung nahe, dass die Menschen die aktuellen Probleme der Stadt – in erster Linie den Gang in die Haushaltssicherung und die drastisch steigenden kommunalen Steuern – vor allem der CDU anlasten. Die Christdemokraten werden das mit einer gewissen Berechtigung als ungerecht empfinden, denn das Gros der politischen Entscheidungen im Stadtrat ist in den vergangenen Jahren einstimmig oder zumindest mit großer Mehrheit gefällt worden.

Niederkassels neuer Bürgermeister wird vor allem als Sparkommissar fungieren müssen

Eine weitere Erklärung für die Niederlage der CDU könnte sein, dass eine Mehrheit Großgarten zutraut, den von ihm angekündigten neuen Stil in die Niederkasseler Politik zu bringen, während man der erfolgsverwöhnten CDU und ihrem Kandidaten eine gewisse Überheblichkeit und Arroganz zuschreibt.

Fraglich ist, ob man Matthias Großgarten zu seinem Wahlerfolg uneingeschränkt gratulieren kann. Wenn er am 1. Januar 2024 sein neues Amt antritt, liegt eine große Last auf seinen Schultern. Sein Gestaltungsspielraum dürfte auf absehbare Zeit erheblich kleiner sein als bei vielen seiner Vorgänger. Angesichts der problematischen städtischen Finanzen wird er zunächst wohl vor allem als Sparkommissar fungieren müssen – und dafür in der Kritik stehen.

Umso wichtiger ist es, dass er jenseits des Themas Finanzen eigene Akzente setzt und damit gegen den Vertrauensverlust ankämpft, den die gesamte Niederkasseler Kommunalpolitik in den vergangenen Monaten hinnehmen musste.

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