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„Schon jetzt in Rhein-Sieg drei Grad wärmer“Meteorologe Karsten Brandt blickt skeptisch auf Klimagipfel

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Ein Schriftzug für den bevorstehenden UN-Klimagipfel COP30 steht vor dem Pressezentrum in Belem im brasilianischen Bundesstaat Para.

Ein Schriftzug für den bevorstehenden UN-Klimagipfel COP30 steht vor dem Pressezentrum in Belem im brasilianischen Bundesstaat Para.

Ob die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gelingen wird, sieht Meteorologe Karsten Brandt skeptisch und blickt auf die Weltklimakonferenz.

In wenigen Tagen, am 10. November, beginnt die Weltklimakonferenz in Belém/Brasilien. Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Ich erwarte wenige bis gar keine Ergebnisse. Denn die globale Klimapolitik steht vor einem Scheitern. Woran mache ich das fest?

Von Jahr zu Jahr steigt der Kohlendioxidgehalt weiter an, in diesem Jahr ist der Anstieg besonders stark. All die Konferenzen der vergangenen 30 Jahre haben nicht dazu geführt, dass in absehbarer Zeit der Kohlendioxidgehalt der Erde stabilisiert wird – ganz im Gegenteil.

Konferenzen können gegensätzliche Interessen der Staatenwelt nicht überbrücken

Eine CO₂-Konzentration von rund 350-360 ppm (steht für „parts per million“) gilt als weitgehend „unbedenklich“ und ist mit einer globalen Erwärmung von ca. 1,5 bis 2,0 Grad verbunden. Dieser Wert sollte spätestens nach 2050/2060 wieder angestrebt werden. 

Am Rotter See in Troisdorf überwachen wir seit vielen Jahren den CO₂-Gehalt in der Luft. Selbst in ganz sauberer Atlantikluft erreichen wir hier kaum Werte unter 440 ppm. Bis 2050 werden im Mittel 500 bis 540 ppm auf der Erde erwartet, also weit über dem, was als „unbedenklich“ gilt.

Interesse an Klimaschutz hat seit Trumps Siegeszug spürbar nachgelassen

Die Klima-Konferenzen können die gegensätzlichen Interessen der Staatenwelt nicht überbrücken. Das Interesse an einer Begrenzung der Treibhausgase auf der Erde hat seit dem Siegeszug von Donald Trump spürbar nachgelassen, die Zahl der „Klimawandel-Leugner“ nimmt auch in Europa bedenklich zu.

Denkbar ungünstige Voraussetzungen für eine Klimapolitik, bei der nur die Weltgemeinschaft im Verbund dem Emissionsausstoß Einhalt gebieten kann.

Aber: Was bedeutet das für uns hier im Rhein-Sieg-Kreis? Vor allem sollten wir uns auf weiter zunehmende Treibhausgaskonzentrationen einstellen. Zudem sollten wir von Extremszenarien bei der Erwärmung ausgehen.

Besonders die rasche Erwärmung Europas wird sich weiter fortsetzen. Konkret ist es im Rhein-Sieg-Kreis schon jetzt drei Grad wärmer als vor 100 Jahren. Bis zum Jahr 2060 gehe ich von einem nochmaligen Temperaturanstieg von bis zu zwei Grad aus.


Der Weltklimagipfel wird in diesem Jahr im brasilianischen Belém ausgerichtet. Damit kehrt der Gipfel zu seinen Ursprüngen nach Brasilien zurück, wo vor 30 Jahren der erste Klimagipfel dieser Art in Rio de Janeiro stattfand. Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 190 Staaten werden in der Amazonasstadt zusammenkommen, um über die globalen Klimaziele zu sprechen. Ziel der internationalen Klimapolitik ist es, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad Celcius zu beschränken.

Bisher haben die Maßnahmen dazu bei weitem nicht ausgereicht. Schon im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. (at)