Studie der IHKGroßteil der Brücken im Rhein-Sieg-Kreis ist marode

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Ein Baustellenstellengerüst an der gesperrten Drachenbrücke der B 42 in Könisgwinter.

Die Drachenbrücke über die Bundesstraße 42 in Königswinter.

Starre, lange Verfahren sowie fehlende Personalkapazitäten verzögern die Instandhaltung von Brücken. 

Der Zustand vieler Brücken im Rhein-Sieg-Kreis ist schlecht oder sogar sehr schlecht. Das geht aus einer Studie hervor, die die Industrie- und Handelskammern (IHK) im Rheinland mit der mit dem Institut für Straßenwesen (ISAC) der RWTH Aachen erstellt hat.

Mehr als 1000 Brücken im Rheinland in der Zuständigkeit von Bund und Land sind marode – so das Ergebnis der Studie. Im Rhein-Sieg-Kreis sind vor allem die Brücken betroffen, über die die Autobahnen 3, 59 und 560 führen, die Brücken über die B42, aber auch Brücken auf der Bundesstraße 502 wie die Jabachbrücke in Lohmar-Geber und die Wahnbachbrücke in Neunkirchen.

Ein Bagger der Firma Maaßen beim Abriss der Autobahnbrücke der A3 über der Zeithstraße.

Die A3-Brücke über die Zeithstraße in Siegburg wurde im Februar abgerissen.

In allen Fällen liegt die Tragfähigkeit deutlich unter dem Niveau, das für ein solches Bauwerk vorgesehen ist. Zusätzlich wurden für den Zustand der Brücken Noten vergeben, die von 2,5 (noch ausreichender Bauzustand) bis 4 reichen (ungenügender Zustand).

Hinter der schlechtesten Note können Korrosionsschäden am Bauwerk oder auch fehlende Gitterstäbe im Geländer stehen. Das Problem der maroden Brücken ist bekannt: Bereits seit 2019 saniert die Autobahn GmbH auf der gut sechs Kilometer langen Strecke zwischen dem Autobahnkreuz Bonn/Siegburg und der Anschlussstelle Lohmar 13 Brücken, zum Teil müssen diese neu gebaut werden.

Leistungsfähige Brücken sind systemrelevant, sie sind eine Grundvoraussetzung für effiziente Mobilität und – damit einhergehend – für den Wirtschaftsstandort Rheinland
Professor Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg

Laut Professor Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, sei der Instandhaltungsbedarf hoch, doch starre, lange Verfahren sowie fehlende Personalkapazitäten verzögerten die Instandhaltung. Statt einer schnellen Sanierung griffen dann Notmaßnahmen: Brücken müssten abgelastet oder für den Verkehr gesperrt werden, wie im Fall der Leverkusener Rheinbrücke. Der Sanierungsstau habe erhebliche Auswirkungen auf Pendler und Lkw-Verkehr, was wiederum unternehmerische und volkswirtschaftliche Folgen habe, die sich schädlich auf die Region auswirken könnten.

Die IHK habe daher eine Reihe von Vorschlägen, die Prozesse standardisieren und beschleunigen könnten, sagt Wimmers: „Das ist wichtig, um einen fließenden Warenverkehr zu stärken und dadurch die Infrastruktur für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand sicherzustellen.“

In einem begleitenden Papier zur Studie ist unter anderem die Einführung einer verwaltungsinternen Termin- und Projektsteuerung aufgelistet, die klare Bearbeitungsfristen in der Verwaltung festschreibe.

Aufgeführt werden auch verkürzte Planungsprozesse oder modulare Bauweisen: Durch vorgefertigte Teile könnten Engpässe schneller beseitigt und die Dauer von Sperrungen deutlich reduziert werden, heißt es in dem Papier, dass die Industrie- und Handelskammern in NRW sowohl dem Bund als auch den Abgeordneten zukommen ließen.

Von der Politik wünsche man sich auch die Schaffung eines Sondervermögen Rheinbrücken. „Durch ein zweckgebundenes Sondervermögen wären die Mittel sofort verfügbar“, sagt Wimmer. „Wir dürfen beim Erhalt unserer Infrastruktur keine Zeit mehr verlieren.“


Kontrollen

Regelmäßig werden Brücken kontrolliert. Jede Brücke wird im Abstand von sechs Jahren einer Hauptprüfung durch speziell ausgebildete Ingenieure unterzogen, bei der alle Bauteile überprüft werden. Drei Jahre danach erfolgt eine einfache Prüfung. Alle sechs Monate beobachten und kontrollieren außerdem die jeweils zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien die Brückenbauwerke auf augenscheinliche Schäden. (seb)

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