KreisgesundheitsamtBundeswehr soll im Rhein-Sieg-Kreis helfen

Lesezeit 3 Minuten
Im benachbarten Rheinisch-Bergischen Kreis hilft die Bundeswehr bereits vom Kreishaus in Bergisch Gladbach aus bei der Nachverfolgung der Kontakte.

Im benachbarten Rheinisch-Bergischen Kreis hilft die Bundeswehr bereits vom Kreishaus in Bergisch Gladbach aus bei der Nachverfolgung der Kontakte.

Rhein-Sieg-Kreis – Das Kreisgesundheitsamt wird bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie jetzt doch die Hilfe der Bundeswehr in Anspruch nehmen. Er werde noch in dieser Woche um Unterstützung der Bundeswehr bitten, kündigte Landrat Sebastian Schuster auf Anfrage der Redaktion an.

Wie bereits in vielen anderen Kommunen bundesweit sollen die Militärs die Kreisverwaltung bei der Nachverfolgung der Kontakte von Personen eingesetzt werden, die positiv auf das Virus getestet wurden. Noch vor wenigen Wochen hatte Schuster abgelehnt, auf die Dienste von Bundeswehr-Angehörigen zurückzugreifen, unter anderem mit der Begründung, dass diese Personen zunächst angelernt werden müssten und nicht sofort für die Kontaktverfolgung zur Verfügung stünden.

Allerdings gelte diese Aussage nur, solange sich das Infektionsgeschehen in der Region nicht „sprunghaft“ entwickle, relativierte der Landrat seine Aussage. Seinerzeit lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis bei rund 59. Am Donnerstag betrug dieser Wert 147.

Kritik von der SPD

Vor der Entscheidung, das Gesundheitsamt durch Bundeswehr-Mitarbeiter zu verstärken, hatte die SPD die bisherige Haltung des Landrats kritisiert. „Die Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kreisgesundheitsamt ist enorm, und wir haben einen hohen Respekt vor der Arbeit die dort geleistet wird“, sagte Fraktionschef Denis Waldästl. „Gerade deshalb verwundert es uns, dass das Unterstützungsangebot der Bundeswehr scheinbar abgelehnt worden ist, denn dies hätte zur Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen können.“ Die Bekämpfung der Corona-Pandemie könne nur gelingen, wenn alle staatlichen Ebenen Hand in Hand agierten, so Waldästl.

Die Sozialdemokraten werfen dem Landrat auch vor, die Ermittlung der Kontaktpersonen auf die Ordnungsämter der 19 Städte und Gemeinden in der Region abzuwälzen – zur Überraschung der betroffenen Kommunen, aber auch der Politik im Kreis. Dieser Darstellung widerspricht der Landrat. „Es ist überhaupt keine Rede davon, die Kontaktpersonenermittlung auf die kommunalen Ordnungsämter zu verlagern“, lässt Schuster über die Pressestelle des Kreises mitteilen. „Abhängig vom jeweiligen Infektionsgeschehen verfährt der Rhein-Sieg-Kreis nach unterschiedlichen Strategien in der Kontaktpersonennachverfolgung.“

Neues Verfahren

Wegen der steigenden Zahlen gehe man beim Kreis ab sofort von einem individualisierten Verfahren ab und hin zu einem generalisierten Verfahren. Das bedeute, dass die von den positiv Getesteten gemeldeten Kontaktpersonen nicht mehr vor Erteilung einer Ordnungsverfügung telefonisch kontaktiert würden. „Mein Gesundheitsamt prüft vielmehr anhand der »Aktenlage« die Schlüssigkeit der Meldung und gibt die Namen der ermittelten Kontaktpersonen an die Ordnungsbehörden weiter, die ihrerseits – wie bisher auch - eine Ordnungsverfügung erstellen“, so Schuster.

Oberstes Ziel sei es, schnell Infektionsketten zu unterbrechen, da letztlich jede Kontaktperson als ansteckungsverdächtig gelte. „Zum Schutz der Gemeinschaft muss deshalb das individuelle Verfahren dann eingestellt werden, wenn das Infektionsgeschehen es verlangt“, argumentiert der Landrat. Sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass eine Kontaktperson zu Unrecht unter Quarantäne gestellt worden sei, erfolge „natürlich“ die Aufhebung der Ordnungsverfügung.

KStA abonnieren