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Nacht der TechnikRhein-Sieg-Unternehmen öffnen Türen für einen Blick hinter die Kulissen

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Männer und Frauen in Warnwesten stehen neben einem Erdhaufen.

Nach drei Wochen Gärung ist aus dem Bioabfall Kompost geworden.

Die Teilnehmenden erfuhren allerhand Interessantes beim Besuch von Industrieanlagen in der Region.

Mit „Bioabfallregen“, warnte Cynthia Kaufhold, sei in der Biogas-Anlage der RSAG in Sankt Augustin-Niederpleis durchaus zu rechnen – denn wo Biomüll zu Kompost wird, entsteht Feuchtigkeit. Während der „Nacht der Technik“, bei der zahlreiche Unternehmen ihre Werkhallen öffneten, blieben die Förderbänder aber ausgeschaltet.

Die Besucherinnen und Besucher erfuhren, dass ihr Grünschnitt, Obstschalen und Gartenabfälle in einem von 16 sogenannten Rottetunneln landen. Die sind so groß, dass problemlos ein Sattelschlepper darin parken könnte. In den Tunneln gärt der Abfall einen Monat lang bei 75 Grad vor sich hin, wird nach zwei Dritteln der Zeit einmal gewendet. Nach mehreren Aussiebe-Verfahren wird daraus Kompost. 25 Tonnen davon produziere die RSAG jährlich, erklärte Kaufhold.

In Sankt Augustin entsteht Güte-zertifizierter Kompost

„Es ist Güte-zertifizierter Kompost mit einem Kunststoffanteil von maximal einem Prozent. Das klingt wenig, ist angesichts der Gesamtmenge aber viel.“ Sie ließ die Gäste in einem frischen Komposthaufen nach kleinen Folienschnipseln suchen. „Das passiert, wenn Plastikmüll in der Biotonne landet. Den Kompost verteilen Bauern auf ihren Feldern und durch die Ernte gelangt Mikroplastik in unsere Körper“, warnte sie. Die Besucherinnen und Besucher machten Erinnerungsfotos vor dem großen gelben Radlader, mit dem die verschiedenen Haufen umgeladen werden.

Ein Mann und ein Junge schauen sich ein technisches Bauteil an.

Eine Hausanschlussmuffe gab es bei Westnetz in Siegburg zu bestaunen.

Rund 2000 Menschen erkundeten am Freitagabend die Unternehmen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Bei Harry-Brot in Troisdorf ließen sie sich die riesigen Förderbänder zeigen. Am Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg konnten sie Dubai-Schokolade herstellen. Initiiert wurde die vierte Techniknacht vom Verband der Ingenieure (VDI) und dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE).

Die Troisdorfer Stadtbetriebe öffneten die Tore des alten Wasserwerks in Oberlar, auf dem Gelände des Solarparks an der Autobahnauffahrt. Trinkwasser wird hier schon seit über zehn Jahren nicht mehr gefördert, das geschieht in Eschmar. Doch weil eben diese Anlage in Betrieb ist, darf sie neugierigen Blicken nicht ausgesetzt sein – sie gilt in Zeiten wie diesen als kritische Infrastruktur. Das Verfahren bei der Trinkwassergewinnung ist aber dasselbe geblieben. Dicke Rohre führen aus dem Boden nach oben und wieder herunter.

Chlor im Troisdorfer Trinkwasser musste nach und nach reduziert werden

Florian Wöhrle, von Beruf Wassermeister, erklärte den Gästen, dass Legionellen im Trinkwasser ganz normal seien. „Sie sind Teil der Mikroorganismen, die im Trinkwasser drin sind. Aber nur, wenn Wasserdampf entsteht, zum Beispiel bei einer warmen Dusche, werden sie freigesetzt – das könnte vorerkrankte Menschen treffen.“ Könnte, denn die Stadtwerke achteten genau auf die Zusammensetzung des Trinkwassers. Zur Not helfe die Chemiekeule.

Ein Mann fotografiert mit seinem Handy in einem tunnelartigen Gewölbe.

Besucher machen Fotos im Alten Wasserwerk in Oberlar. Trinkwasser wird dagegen seit über zehn Jahren in Eschmar gefördert.

„Zwischen Sommer 2017 und Januar 2019 mussten wir mal anderthalb Jahre lang chloren.“ Der Grund sei folgender: „Wir hatten einen Schaden in den Rohren, der war nach drei Tagen behoben. Für die Verunreinigung haben wir das Wasser gechlort. Aber dabei werden sämtliche Mikroorganismen abgetötet. Danach kämen wieder sämtliche Keime hinzu – deswegen muss die Dosis langsam reduziert werden, über anderthalb Jahre“, schilderte er. „Das war die langwierigste Arbeit, die ich in meiner Karriere hatte, vor allem mit der Dokumentation.“

Bei Westnetz in Siegburg floss der Strom: Ein heller Lichtblitz, über 30.000 Volt, hilft den Mitarbeitenden dort bei der Arbeit. In dem sie Strom in das Erdkabel leiten, können sie einen Schaden unter der Erde feststellen, ohne das Kabel auszugraben. Dabei helfe auch ein besonders sensibles Bodenschallmikrofon. Schäden könnten altersbedingt auftreten, durch Bauarbeiten und ganz besonders durch den Glasfaserausbau, bei dem Firmen Schäden fahrlässig oder versehentlich verursachten. Doch die Fehler: Die finden die Mitarbeitenden von ihrem Fahrzeug aus. Im kommenden Jahr findet die Nacht der Technik am 15. Oktober statt.