Projekt für GenerationenVorburg von Herrnstein wird für 1,5 Millionen saniert

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Auf dreieinhalb Metern zeigt diese Karte von 1559 die wichtigsten Gebäude im Bröltal.

Auf dreieinhalb Metern zeigt diese Karte von 1559 die wichtigsten Gebäude im Bröltal.

  • Seit 19 Generationen lebt die Familie Nesselrode auf der Burg Herrnstein.
  • Und 45 Jahre Streit habe es um die geplante Sanierung gegeben.
  • Jetzt hat eine Partei nachgegeben.

Ruppichteroth – Das Schild mit dem roten Punkt hängt schon im Fenster mit dem alten, verwitterten Rahmen. Die Bagger rollen aber erst im kommenden Frühjahr an, um die Vorburg von Herrnstein wieder auf Vordermann zu bringen. Die paar Monate Wartezeit, bis es losgeht – ein Klacks für Max Graf Nesselrode. Schließlich hatte bereits sein Großvater eine Sanierung ins Auge gefasst, dann aber wegen der Auflagen der Behörden das Projekt nie begonnen.

45 Jahre Streit habe es um die Sanierung der Fachwerkhäuser und der angrenzenden Wirtschaftsgebäude gegeben, berichtet Nesselrode. Denn der gesamte Gebäudekomplex – sowohl die alten Gemäuer der Burg als auch das Bruchsteingebäude auf dem Wirtschaftshof mit den zugehörigen Fachwerkhäuschen – stehen unter Denkmalschutz.

Auch jüngere Teile geschützt

Aus dem Jahr 1559 stammt eine farbige Prozess-Karte, die auf einer Länge von dreieinhalb Metern die wichtigsten Gebäude im Bröltal zeigt, darunter zahlreiche Mühlen, die Burg Herrnstein und ihre Vorburg mit Stufengiebeln und Außenmauern. Die Vorburg war damals durch einen Mühlengraben vom Hauptgebäude getrennt. Die Karte hatten zwei Streitparteien anfertigen lassen, die jeweils alleinigen Anspruch auf die Wasser- und Fischereirechte erhoben: Anne Steck, Witwe Bertrams von Nesselrode, und Hermann von der Hees.

Seit 19 Generationen lebt die Familie Nesselrode auf der Burg Herrnstein.

Seit 19 Generationen lebt die Familie Nesselrode auf der Burg Herrnstein.

Dass der Denkmalschutz nicht nur für die wirklich alten Gebäudeteile der Vorburg aus dem 16. Jahrhundert gilt, sondern auch für die später dazugekommenen Fachwerkhäuser, sieht Nesselrode durchaus kritisch: „Sie stammen aus dem 20. Jahrhundert und sind drittverwendet worden; ein Potpourri aus alten und modernen Baustoffen.“ Das Fachwerk, nichts anderes als ein Steck-System massiver Balken, war zuvor bereits zweimal an anderen Orten auf- und wieder abgebaut worden. Der Bruchsteinsockel ist bereits aus maschinell geschnittenen Steinen gemauert, die ebenen Kanten der verbauten Steine verraten dem Hausherrn das.

Strenge Auflagen des Denkmalschutzes

Ob diese Steine im Sockel ebenso zu erhalten sind wie Teile des Fachwerks, was verändert werden darf und was nicht, ab wann in die Substanz eingegriffen wird – das zog lange Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde nach sich. „Der Urzustand soll erhalten bleiben – aber welcher ist das? Muss ich dann aufs Plumpsklo?“, fragt er überspitzt. „Ich will in einem Denkmal leben dürfen, das heutigen Anforderungen entspricht. Ich will nicht leben müssen wie im Mittelalter.“

Der heutige Hausherr Max Graf Nesselrode nahm die Sanierung in Angriff.

Der heutige Hausherr Max Graf Nesselrode nahm die Sanierung in Angriff.

Dennoch: Nesselrode entschied sich zur umfassenden Sanierung unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Auf den 560 Quadratmetern Wohnfläche der Vorburg leben Menschen, die mit Herrnstein eng verbunden sind. Auf dem gesamten Burggelände sind es fünf Parteien, Nesselrodes Familie ebenso wie Mitarbeiter und deren Angehörige. Und die sollen sich wohl fühlen, zu eng lebe und arbeite man hier zusammen. „Wollen wir eine lebendige Kommunität auf dem Hof haben, ein Gemeinschaftsleben, dann müssen die Gebäude saniert werden“, sagt er pragmatisch.

Insgesamt 1,5 Millionen Euro Kosten

Im Mai 2016 gab es die denkmalrechtliche Baugenehmigung, nach dem erwünschten Beginn im kommenden Frühjahr hat er drei Jahre Bauzeit veranschlagt. Insgesamt 1,5 Millionen Euro wird ihn die Sanierung der Vorburg kosten, eine Summe, die auch für den Chef der Gräflich Nesselrodeschen Forstverwaltung nicht mal eben so zu stemmen ist.

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Denn auch Burg Herrnstein selbst, Lebensmittelpunkt der Familie seit 19 Generationen, geht ins Geld. Eine „hohe fünfstellige Summe jedes Jahr“ fließe in die Erhaltung der Burg aus dem späten Mittelalter. Das Leben auf Herrnstein, das er und seine Familie sich so und nicht anders vorstellen können, sei keinesfalls mit den Standards eines modernen Passivhauses vergleichbar: „Für mich darf Holz arbeiten, aber Risse und Löcher im alten Parkett sind nicht jedermanns Sache. Genau wie unsere rosa gekachelten Badezimmer aus den 70er Jahren.“

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