Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

30.000 Unterschriften gesammeltAbschiebung drohte – Abdou Diallo darf in Sankt Augustin bleiben

3 min
Abdou Diallo mit seinem Betreuer Hansjörg Kuhl.

Abdou Diallo (rechts) mit seinem Betreuer Hansjörg Kuhl. (Archivbild)

Abdou Diallo, der aus dem Senegal geflüchtet ist, kann aufatmen. Eine Härtefallkommission entschied, dass er in Sankt Augustin bleiben dürfe.

Die Ungewissheit hat ein Ende: Abdou Diallo darf in Deutschland bleiben. Die Härtefallkommission habe entschieden, dass der 27-Jährige nicht abgeschoben werden solle, berichtet sein Betreuer Hansjörg Kuhl.

Ein offizielles Schreiben liege noch nicht vor, der Ortsvorsteher von Birlinghoven erfuhr die gute Nachricht durch einen Anruf bei der Ausländerbehörde. „Abdou ist total erleichtert – jetzt kann er seine Ausbildung beginnen und sich ein Leben aufbauen“, berichtet er. Die Härtefallkommission habe argumentiert, dass der Senegalese seinen Lebensmittelpunkt nun in Sankt Augustin habe, aus dem man ihn nicht herausreißen solle.

Abdou Diallo kann nun aus der Unterbringungseinrichtung in eine Wohnung ziehen

„Das ist an ein paar Bedingungen geknüpft, von denen ich noch nichts weiß. Wahrscheinlich geht es um eine Ausbildung, aber die Stelle hat er ja sicher.“ Diallo könne nun aus der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) an der Alten Heerstraße in eine normale Wohnung ziehen. „Er war zuletzt sowieso kaum da und hat bei einem Fußballkumpel gewohnt, damit man ihn nicht antreffen konnte, falls er abgeschoben werden sollte“, sagt Kuhl.

Abdou Diallo stammt aus einem Dorf im Senegal und kam im November 2022 nach Deutschland. In seiner Heimat wurde er nach eigenen Angaben durch ein Familienmitglied mit dem Tod bedroht. Weil sein Asylantrag zuvor in Spanien abgelehnt worden war, wiesen auch die deutschen Behörden sein Gesuch zurück. Doch Diallo hatte mittlerweile in Birlinghoven Anschluss, Freunde und sogar eine Arbeit gefunden.

Abdou Diallo verbringt viel Freizeit mit Fußballfreunden vom SV Birlinghoven

„Er hat einen Ausbildungsplatz als Elektroingenieur angeboten bekommen, diesen darf er wegen seines ungeklärten Aufenthaltsstatus aber nicht antreten“, erklärt Kuhl. Er vermittelte ihm deswegen eine Stelle als Tankschutzmonteur. Fast seine gesamte Freizeit verbringt der 27-Jährige mit den Mannschaftskameraden vom SV Birlinghoven. „Er ist total hilfsbereit und bei allen Treffen dabei“, sagt Kuhl. Als Diallos Asylantrag abgelehnt wurde, starteten die Fußballer eine Petition, die mehr als 30.000 Unterschriften erzielte. Auch Bürgermeister Max Leitterstorf setzte sich für Diallo ein.

Anfang Juli fuhr Kuhl mit Diallo in den Düsseldorfer Landtag, um bei der Härtefallkommission vorzusprechen. Er erreichte zunächst, dass seine Duldung um drei Monate, bis Mitte September, verlängert wurde. „Es gibt in Deutschland viele Regeln, über die man sich manchmal ärgert. Das Asylgesetz ist sehr genau. Um eine Ausnahme zu erkennen, braucht es die Härtefallkommission. Ich hatte Vertrauen, dass sie seinen Fall genau prüft.“

Eine Aufenthaltserlaubnis ist eigentlich erst nach drei Jahren im Land möglich, bei Diallo also erst kommenden Monat. „Ich finde das durchaus sinnvoll, denn es braucht seine Zeit, sich zu integrieren – Abdou hat es halt früher geschafft“, sagt Hansjörg Kuhl. Als nächstes will er sich um eine Wohnung für seinen Schützling kümmern. „Wir werden schon was finden.“ Auch das Umfeld der Unterstützerinnen und Unterstützer sei erleichtert. „Seine Chefin will eine große Party für ihn organisieren.“