EhrenamtWalter Wiehlpütz führt ein Leben für seine Heimat Hangelar

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Der Flugplatz war für Walter Wiehlpütz schon als Kind ein besonderer Ort. Inzwischen ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer.

Sankt Augustin – Die Sonne schimmert auf dem Rollfeld, immer wieder drehen die Motoren kleiner Propellerflugzeuge auf, die hier starten und landen. Walter Wiehlpütz ist unruhig. Er will den Hangelarer Flugplatz präsentieren, der für ihn besonders wichtig ist, hat aber nur wenig Zeit. Er führt ein Leben in und für Hangelar, besonders für den Flugplatz: Der ehemalige Mitarbeiter der Kreisverwaltung, ist der Prototyp eines Streiters für die Heimat.

Engagement in der Heimat Hangelar - Kirche, Sportverein, Männerballett

Den Blick stur geradeaus gerichtet, läuft Wiehlpütz immer einen Meter voraus. Ist das sein Fahrrad, das dort drüben am Zaun lehnt? „Jaja“, murmelt er. Ist es ein E-Bike? Jetzt guckt er zum ersten Mal nicht mehr nach vorn. „Natürlich nicht“, sagt er – und schaut verdutzt über die Schulter. Wiehlpütz ist 69 Jahre alt. Aber das heißt für einen wie ihn noch lange nicht, sich auf ein Fahrrad mit Hilfsmotor zu setzen. Warum sollte man nicht selbst strampeln, solange man dazu in der Lage ist?

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Wer sich sein Engagement für das heimatliche Hangelar anschaut, merkt schnell, dass Wiehlpütz lieber selbst macht als machen lässt. Beruflich war der studierte Diplom-Verwaltungswirt 47 Jahre lang als Kommunalbeamter in der Kreisverwaltung beschäftigt. Dazu Kirche, Sportverein, Männerballett, ein Sitz im Aufsichtsrat der VR-Bank Rhein-Sieg.

Geschäftsführung des Flugplatz Hangelar ist „neue Herausforderung“

Wofür sein Herz nach der Familie am höchsten schlägt, ist klar: für den Flugplatz. Es gehörte zu seinen Aufgaben in der Verwaltung, sich um das Areal zu kümmern, denn der Rhein-Sieg-Kreis ist einer der Gesellschafter des Hangelarer Flugplatzes – Walter Wiehlpütz saß im Aufsichtsrat.

Flugplatz Hangelar

Im Juli wurde der Hangelarer Flugplatz 110 Jahre alt. Er gehört damit zu den ältesten Flugplätzen in Europa. Laut Betreiberangaben gibt es rund 65 000 Flugbewegungen im Jahr. Der ADAC betreibt hier eines seiner Wartungszentren für Helikopter. In den Hallen am Rand des Flugfeldes sind Hubschrauber und Kleinflugzeuge geparkt.

Der Bedarf für solche Stellplätze wächst, neue Hallen zur Unterbringung von Flugzeugen dürfen aber trotzdem nicht gebaut werden. In der Gegend wachsen seltene Pflanzen. Wer sich den Flugbetrieb aus der Nähe anschauen möchte: Es gibt eine Besucherwiese, von der aus Starts und Landungen zu sehen sind. (mm)

Mittlerweile ist er einer von zwei ehrenamtlichen Geschäftsführern des Flugplatzes. Der Wechsel vom Aufsichtsrat ins operative Geschäft war nicht leicht für ihn. „Im Aufsichtsrat stellt man in der Regel Forderungen. Als Geschäftsführer muss man die Forderungen erfüllen“, sagt er. „Von daher war und ist das schon eine ganz neue Herausforderung.“ Dass Wiehlpütz dem Flugplatz auch nach der Pensionierung erhalten bleibt, war für ihn aber selbstverständlich.

Schon als er ein kleiner Junge war, sei der Flugplatz ein Ziel für Sonntagsausflüge mit seinen Eltern gewesen, erinnert er sich. „Der Flugplatz war immer die Attraktion schlechthin in Hangelar.“

Flugplatz wird als Teil der Infrastruktur benötigt, meint Wiehlpütz

Für Walter Wiehlpütz ist der Flugplatz aber nicht nur ein Ort der Nostalgie. Er ist überzeugt: „Wir brauchen ihn als Teil der Infrastruktur hier in der Region.“ Immerhin sind mehr als 50 Prozent Prozent der Flüge gewerblich – Hangelar ist also alles andere als nur ein Sportflugplatz für Hobbypiloten. Vor allem Industrielle, aber auch Prominente und hochrangige Politiker nutzen ihn.

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Im Tower des Flugplatzes ist Walter Wiehlpütz regelmäßig mit Fernglas zu finden.

Wiehlpütz sagt, er könne nicht verstehen, dass manche Leute das nicht zu schätzen wüssten. Gegner des Flugplatzes beschweren sich vor allem über den Lärm der startenden und landenden Maschinen. „Wer hierher zieht, weiß doch, worauf er sich einlässt“, hält Wiehlpütz dagegen. Er beteuert, es sei schon viel gemacht worden, um den Lärm zu reduzieren. „Wir achten darauf, dass die An- und Abflugrouten eingehalten werden.“ Und: „Ich will einfach nur den Status quo erhalten.“ Er kämpft zwar für den Flugplatz, fliegt selbst aber nicht. Der Flugschein, sagt er, sei ihm früher zu teuer gewesen und sei ihm heute nicht mehr wichtig.

Ruhestand lässt mehr Zeit für Hobbys - und die Enkelkinder

Seit sieben Jahren ist Wiehlpütz nun im Ruhestand und hat immerhin ein bisschen mehr Zeit, seinen Hobbys nachzugehen. Seit 25 Jahren segelt er im Sommer über das Mittelmeer. Und er joggt. „Nein“, betont er gleich: „Ich jogge nicht. Ich laufe.“ Früher auch bei Wettkämpfen.

Die anderen Engagements in Kirche und Sportverein hat er zurückgefahren. Dafür ist ein neues dazugekommen. Wenn er darüber spricht, breitet er die Arme aus, die beim Thema Fluglärm noch verschränkt waren. Er grinst. Zwei seiner drei Enkelkinder – Zwillinge im Grundschulalter – wohnen im Nachbarhaus. „Ich betreue sie, wenn die Eltern arbeiten, und unternehme wahnsinnig gerne etwas mit ihnen.“

Dann steigt Wiehlpütz auf sein Fahrrad und radelt los – er holt die Kinder von der Schule ab.

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