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Offenes OhrNRW-Schulministerin Dorothee Feller besucht das Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin

Lesezeit 4 Minuten
Die Ministerin sprach in einem Klassenraum während der Dalton-Stunde mit Mia über ihre Erfahrungen mit dem pädagogischen Konzept.

Die Ministerin sprach in einem Klassenraum während der Dalton-Stunde mit Mia über ihre Erfahrungen mit dem pädagogischen Konzept.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller machte einen Rundgang durch die Schule und ließ sich die Fortschritte beim rund 25 Millionen Euro teuren Neubau zeigen.

170 bis 180 Schulen hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller schon besucht, exakt konnte sie es gar nicht sagen. Doch diesem gesunden Selbstbewusstsein wird sie wohl nicht überall begegnen. „Ihr seid das Wichtigste“, sagte sie zu den Schülervertretern bei ihrem Besuch im Neubau des Rhein-Sieg-Gymnasiums in Sankt Augustin. „Wir nehmen das genau so wahr“, antwortete Schülersprecher Dinesh Nithi.

Wir nehmen das genau so wahr.
Schülersprecher Dinesh Nithi

Arrogant war das allerdings überhaupt nicht gemeint, eher als erlebte Realität. Wir haben enorme Partizipationsmöglichkeiten, ergänzte Nithi, wir haben die Stimme mitzuentscheiden. Dabei geht es ganz konkret um Veranstaltungen zur Kommunalwahl, zur Schule ohne Rassismus oder zur Schulhofgestaltung.

Gerade will er mit allen Schulformen eine Stadt-Schülervertretung aufbauen. „Nehmt die Hauptschule mit, die werden manchmal nicht gesehen, die gehören aber mit dazu“, mahnte Feller an. Für die SV war das eine Selbstverständlichkeit.

Die Schülervertreter diskutierten selbstbewusst mit dem hohen Gast.

Die Schülervertreter diskutierten selbstbewusst mit dem hohen Gast.

„Ich darf Sie in der Zukunft des Rhein-Sieg-Gymnasiums begrüßen“, hatte Schulleiterin Birgit Fels die Ministerin begrüßt. „Die Schulfamilie feiert diesen Bau jetzt schon, obwohl er gar nicht fertig ist.“ Das große Foyer mit dem großzügigen Flur sei nicht nur aus ästhetischen Gründen so gestaltet, sondern habe einen pädagogischen Sinn. Über den erfuhr Feller im weiteren Verlauf ihres Besuchs mehr.

Geplant hatte die Schule ein Speeddating mit den unterschiedlichen Gruppen der Familie - Lehrkräfte, Eltern, Schulträger Stadt, Schulaufsicht und natürlich Schülerinnen und Schüler. Einzelne Stehtische waren aufgebaut, die Ministerin ließ sie aber gleich alle wieder zusammenschieben, hörte zu, stand Rede und Antwort.

Der Kurs Musik und Darstellung führte Teile des neuen Musicals „The Club - you can dance, you can die“ vor.

Der Kurs Musik und Darstellung führte Teile des neuen Musicals "The Club - you can dance, you can die" vor.

Die Lehrkräfte, die betonten, wie gerne sie am RSG arbeiten, beklagten, dass immer neue Sachen auf ihren fordernden Alltag drauf gepackt würden, Entlastungen aber nicht spürbar seien. Das mache Frust, nichts werde weniger. Die Ministerin nahm das auf und erklärte, dass das Land an Verbesserungen arbeite, der mögliche, anfängliche Mehraufwand bei der Oberstufenreform auf Dauer aber zu Verbesserungen führen werde.

Andrea Brassel-Ochmann, selbst Klassenlehrerin, mahnte psychologische Unterstützung auch an Gymnasien an, gerade nach der Corona-Pandemie sei das nötig. Zunächst verwies Feller an die Stadt, deren Aufgabe als Schulträgerin die Schulsozialarbeit sei. „Das Land ergänzt aber“, versprach sie. Immerhin sei ihr Ministerium das einzige, das von der Sparquote ausgeschlossen sei.

Eltern lobten vor dem hohen Besuch das offene und gute Miteinander

Marlene Kämper, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende, lobte vor dem hohen Besuch das offene und gute Miteienander. „Wir haben Kinder, die gerne zur Schule gehen, und ein wahnsinnig tolles, musisches Angebot.“ Matthias Reinold sei zum Beispiel ein Musiklehrer, der prägend für viele seiner Schülerinnen und Schüler sei. Der durfte mit dem Kurs  Musik und Darstellung in der Aula einen Ausschnitt aus dem neuen Musical „The Club - you can dance, xou can die“ den Gästen präsentieren.

Denn natürlich war die Ministerin mit einer ganzen Entourage gekommen, darunter Bürgermeister Max Leitterstorf und Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch, der als Schulausschussvorsitzender der Stadt einen starken inhaltlichen Bezug hat. Spannend wurde es auch für ihn bei der Vorstellung des Dalton-Konzepts, das in Sankt Augustin seit sechs Jahren umgesetzt wird. 

In der amerikanischen Kleinstadt Dalton hat es die Pädagogin Helen Parkhurst schon Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Freiheit in Gebundenheit, Selbstständigkeit, Verantwortung und Kooperation sind die vier Säulen. Die dritte und sechste Stunde sind Daltonstunden. Dann lösen sich Kurs- und Klassenverbände auf. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden selbst, bei welcher Lehrkraft, mit welcher Aufgabe, welchen Mitschülerinnen und Mitschüler sowie in welchem Raum sie arbeiten wollen und zwar in allen Fächern.

Das Konzept ist jahrgangsübergreifend. Fünftklässler sitzen mit Abiturienten zusammen, in Daltonplänen ist festgelegt, was sie schaffen müssen. Förder- und Fordercharakter gibt es gleichermaßen, die Lehrkräfte sind Lernbegleiter und Lernbegleiterinnen. Feller besuchte den Englisch-Raum, in dem alle möglichen Fächer behandelt wurden, aber eben alles auf Englisch. Maj-Britt Sönksen hatte sie begeistert, die Ministerin sprach mit vielen Lernenden. Tamina etwa findet das freie Arbeiten genau so toll wie das eigene Tempo, das sie selbst bestimmt. Linus erklärte Feller ausführlich seine Aufgaben.

Der Rohbau des Erweiterungsbaus ist abgeschlossen, der Innenausbau geht gut voran.

Der Rohbau des Erweiterungsbaus ist abgeschlossen, der Innenausbau geht gut voran.

Jakob und Mina aus der besten Robotertruppe im Kreis zeigten ihr programmiertes Modell, Sophie und Katharina übergaben ihr einen Antrag, Informatik zum regulären Kursfach zu erheben. Was fordern heißt, berichteten Nina und Wolfram eindrucksvoll. Sie belegen eine Vorlesung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und haben bei der Abschlussprüfung die dritt- und viertbeste Arbeit abgeliefert, bei einer Durchfallquote von 50 Prozent.

Der Erweiterungsbau stand am Anfang und am Ende des Besuchs. Durch die Rückkehr zu G 9 gab es zusätzlichen Raumbedarg, die Stadt lässt für etwa 25 Millionen Euro einen Erweiterungsbau mit rund 5700 Quadratmeter Fläche errichten. Auf 500 Quadratmeter Fläche wird Photovoltaik installiert, auf dem Dach des zweigeschossigen Trakts entsteht ein Dachgarten, der direkt zum Fachbereich Biologie gehört. Informatik und Sprachen bekommen hier ihre Fachräume. Sie bilden Lernlandschaften, mit Orten für Team und Gruppenarbeiten, zur Kommunikation, die aber auch zum Rückzug geeignet sind..

Der zwei- bis dreigeschossige Bau wird unter Berücksichtigung ökologischer und nachhaltiger Aspekte ausgeführt.

Der zwei- bis dreigeschossige Bau wird unter Berücksichtigung ökologischer und nachhaltiger Aspekte ausgeführt.

Über einen zum Zentrum sich öffnenden Hof wird das Gebäude erschlossen, hier gibt es für die Mensagäste Platz, im Freien zu sitzen. Für das Lerncluster der fünften Klassen wird ein ruhigerer Atriumhof realisiert. Der Rohbau ist abgeschlossen, Fenster sind eingebaut. Zum Schuljahr 2026/2027 soll es los gehen.