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Nur wenige Geschäfte offenCoronavirus sorgt im Huma-Einkaufszentrum für leere Gänge

Lesezeit 4 Minuten

Viel frische Ware, immer weniger Kunden: Abdurrahim Kansiray (links) und Jabro Askan haben deutlich weniger zu tun als früher.

Sankt Augustin – Rund 24 000 Besucher werden an normalen Samstagen im Huma-Einkaufszentrum gezählt, wochentags sind es immer noch einige Tausend. Doch jetzt sind die Gänge leer, fast alle Läden geschlossen. Hinweisschilder, manche notdürftig und eilig mit der Hand geschrieben, weisen darauf hin, dass sich diese Situation erst einmal nicht mehr ändern wird. Auch der Spielplatz mit seinem roten Pilz als weit sichtbares Erkennungszeichen ist mit Signalbändern umspannt: Zutritt zurzeit nicht möglich.

Die Rolltreppen laufen noch in die oberen Etagen. „Finger weg von den schwarzen Haltebändern links und rechts“, ruft mir eine Frau zu, als ich wie immer dort meine Hand auflegen will. Erschreckt zucke ich zusammen. „Der Coronavirus kann überall lauern“, ruft sie mir noch schnell im Vorbeigehen zu. Vorsicht ist das Gebot der Stunde. Geöffnet sind nur noch der Real-Markt, Optiker, Apotheke, Friseur, Drogeriemärkte, Bäcker und Schnellimbisse. Läden also, die für die tägliche Versorgung der Menschen notwendig sind.

Keiner weiß, wie es weiter geht

Abdurrahim Kansiray und Jabro Askan warten am Imbiss auf Kunden. Ein gut sichtbares Schild bittet, Abstand zu halten. „In spätestens drei Tagen können wir die frisch angerührten Pasten nicht mehr verkaufen“, sagt Kansiray. Im hinteren Teil des Ladenlokals, wo sonst gut gelaunte Kunden mit gefüllten Tellern sitzen, sind Tische und Stühle gestapelt. Vor Ort essen sei nicht mehr erlaubt. „Deswegen haben wir alles übereinander gestellt, damit das jeder sieht“, so Askan. Auch gegenüber in der Bäckerei sind die Auslagen noch gut gefüllt. „Wir verkaufen deutlich weniger“, so eine Verkäuferin.

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Wie es in den nächsten Tagen oder Wochen weitergeht, weiß sie noch nicht. Einige Kollegen seien zuhause geblieben, weil „weniger zu tun ist“. Ein junger Mann kauft gerade ein Teilchen. Das Gebäck in der Bäckerei zu essen, ist nicht mehr erlaubt. Diese Fläche ist wie der Spielplatz mit Flatterbändern abgesperrt. Auch eine weitere Bäckerei im Erdgeschoss des Huma hat gut gefüllte Auslagen. „Die Kunden verstehen, dass sie sich hier nicht mehr hinsetzen dürfen“, sagt Mitarbeiterin Gabi Rosenbaum.

„Haare wachsen ja trotz der Krise weiter“

Beim Friseur wird auf Abstand geachtet. Mit ausgestreckten Armen schneidet eine Mitarbeiterin einem Mann die Haare, auf der anderen Seite des Ladenlokales sitzt eine Kundin vor dem Spiegel und wartet, bis die Färbung wieder ausgespült werden kann. Nebeneinander sitzen ist nicht mehr möglich, darauf weisen Zettel auf den Stühlen hin. „Wir haben geöffnet, weil die Haare ja trotz der Krise weiterwachsen“, erläutert eine Mitarbeiterin.

Auf Abstand wird auch beim Friseur geachtet, nebeneinander sitzen ist nicht mehr möglich.

Im Real-Markt stehen die Kunden mit gefüllten Einkaufswagen an den Kassen. Gegessen wird weiter. Auch frische Blumen zu Dumpingpreisen locken am Eingang. Hektische Einkäufe zur Vorratshaltung sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Eigentlich ist es wie fast immer um die Nachmittagszeit. Ein Ehepaar im Rentenalter hat eine klare Aufgabenteilung: Er schiebt stoisch den Einkaufswagen, sie sucht kundig die Waren in den Regalen aus.

Kunden seien verunsichert

„Bei uns sind Mundschutz, Atemmasken und Handdesinfektionsmittel ausverkauft“, betont Florian Wehrenpfennig. In seiner Apotheke zeigen schwarze Kreuze auf dem Boden, wo Kunden warten sollen, bis sie an der Reihe sind. Die erste Markierung findet sich schon vor der Ladentür. „Seit 26 Jahren habe ich jetzt meine Apotheke, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Wehrenpfennig. Die Kunden seien verunsichert. Standardmedikamente allerdings genug vorhanden, auch gegen Erkältung.

In der Apotheke sind manche Waren schon ausverkauft.

Das Leben müsse doch weitergehen. „Wir haben hier eine Situation, die sich stündlich verändern kann.“ Daher sei es wichtig, jetzt Ruhe zu bewahren. Für seine Mitarbeiter hat er Glasscheiben an den Verkaufstischen anfertigen lassen, die bei Beratungsgesprächen schützen sollen. „Wir können nicht einfach schließen“, sagt Wehrenpfennig, dessen Apotheke sechs Tage die Woche geöffnet ist. Medikamente könne man jedoch auch telefonisch oder übers Internet zurücklegen lassen. „Beim Abholen geht das dann ganz schnell.“ So würden Wartezeiten vor Ort vermieden und die Möglichkeiten der Kontakte mit anderen Menschen reduziert.

Die Mitarbeiter der Huma-Betriebsfeuerwehr sind im Einkaufszentrum unterwegs und kontrollieren, ob die Absperrbänder noch an ihrem Platz sind. Gemütlich nach einem Einkaufsbummel pausieren ist jetzt nicht mehr möglich. Aber das wolle ja eigentlich auch niemand in den Zeiten des Corona-Virus. Offiziell ist zur aktuellen Situation beim Betreiber des Huma-Marktes nichts zu erfahren. Eine Anfrage in Düsseldorf beim Prime Management, wie es weitergehen könne, blieb ohne Antwort.