Drei Monate nach NeustartGaststätte am Hangelarer Flugplatz seit Samstag geschlossen

Seit Samstag bleibt im „Tant’ Tinchen“ die Küche kalt. Drei Monate nach der Eröffnung musste Monika Bärhausen das Lokal wieder schließen.
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Sankt Augustin – Mit frischem Schwung hob „Tant’ Tinchen“ im Juni ab. Nur drei Monate später droht die Bruchlandung. Die auch als Fliegerheim bekannte Gaststätte am Hangelarer Flugplatz ist seit Samstag geschlossen – „aus bürokratischen Gründen“, wie es im Fenster steht. „Wir sind völlig am Boden zerstört“, sagt Monika „Möhn“ Bärhausen, die das Lokal erworben hat und mit Hilfe von Mann, Sohn und Tochter betreibt. „Es lief gut an.“ Doch jetzt steht zum zweiten Mal in diesem Jahr die Existenz der Schaustellerfamilie auf dem Spiel.
Der Umstand, dass es sich bei „Tant’ Tinchen“ offiziell um eine Kantine handelt, hat den Betrieb in arge Turbulenzen gebracht. Für ein Restaurant, das die neuen Inhaber nebst Veranstaltungen wie Oktoberfest und Weihnachtsmarkt an den Start bringen wollten, fehlt die entsprechende Konzession. Jegliche Musikveranstaltung und der Ausschank alkoholischer Getränke sind tabu. Nichtalkoholisches darf nur in Flaschen auf den Tisch. Zudem ist die bisherige vorläufige Konzession abgelaufen.
Investitionen von 80.000 Euro
„Wir waren blitzverliebt in das Lokal“, erzählt Bärhausen und gibt zu, sich vor dem Kauf und der Innenrenovierung nicht ausreichend informiert zu haben. 80 000 Euro habe die Familie investiert. „Dass das eine Kantine ist, hat man uns nicht gesagt.“ Auf das alkoholische Angebot zu verzichten, hält die erfahrene Wirtin, die auf Märkten und Kirmessen mit einem „kulinarischen Dorf“ unterwegs ist, für nicht sinnvoll.
Alkoholisches habe bisher zwar 14 Prozent des Umsatzes ausgemacht, aber viele Gäste, die zum Beispiel nur auf ein Bierchen vorbeikämen, blieben dann aus. Auch die kleine Gin-Bar, die auf einem alten Harmonium eingerichtet wurde, müsste weg.
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Die Flugplatz-Gesellschaft, die das Grundstück verpachtet, auf dem „Tant’ Tinchen“ steht, habe sich bemüht, das Problem zu lösen, berichtet Monika Bärhausen. Und auch im Rathaus, beim Ordnungsamt und Bauamt, sei sie auf verständnisvolle Mitarbeiter gestoßen, die bis an ihre Grenzen gegangen seien. Um „Tant’ Tinchen“ als Restaurant zu steuern, ist eine genehmigte Nutzungsänderung vonnöten.
Weder sie selbst noch die Stadt habe jedoch Bauunterlagen, schildert Bärhausen ihre „verzwickte Lage“. Ein neuer Bauantrag sei für das nach der Ursprungswirtin Hubertine Lichius benannte Fliegerheim (der Holzneubau stammt von 1976) nötig. Den Architekt für Aufmaß und Zeichnung sowie ein Gutachten für den Brandschutz, der den neuesten Vorschriften genügen müsse, könne sie aber nicht bezahlen.
Hilferuf über soziale Medien
Die 53-Jährige hat das Dilemma auch über soziale Medien bekannt gemacht, in der Hoffnung, dass jemand helfen kann. Und tatsächlich zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Ein Architekt, der eine Bauzeichnung spenden wolle, habe sich gemeldet. Zudem seien alte Bauunterlagen von 1975 und eine Bestandszeichnung von 2007 aufgetaucht. Am morgigen Donnerstag hat Monika Bärhausen einen Termin bei der Stadt. „Kopf hoch und weiter geht’s“ lautet ihre Devise, mit der sie verhindern, will, dass „Tant’ Tinchen“ abschmiert.