„Der Karren“Verein hilft in Sankt Augustin seit 40 Jahren Menschen mit Behinderung

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Die "Rollator-Queens und Mr. Tom" ernteten Begeisterungsstürme beim Sommerfest

Sankt Augustin – In Berlin rockten die Rolling Stones, beim Sommerfest des Vereins „Der Karren“ räumten die „Rollator-Queens und Mr. Tom“ ab. Mit ihrer schwungvollen Tanzeinlage an der rollenden Gehhilfe lieferte das Team aus der Häuslichen Pflege einen umjubelten Auftakt zu der Veranstaltung, mit der der Verein für Menschen mit Behinderung auch sein 40-jähriges Bestehen feierte.

„Wir wollen zeigen, dass man auch mit einem Rollator noch aktiv sein und Spaß haben kann“, sagte Mitarbeiterin Michaela Heiser, die zu den Klängen von „Schmidtchen Schleicher“ und „Dschingis Khan“ Hüften und Arme kreisen ließ. Das gut besuchte Fest rund um die Pauluskirche brachte ein Wiedersehen mit vielen Freunden, ehemaligen Team-Mitgliedern und Klienten. Clown Pepepan begeisterte die jüngsten Besucher, indem er Luftballons in Tiere verwandelte und Konfetti regnen ließ, es gab Live-Musik und viele Mitmach-Aktionen.

Mit Behinderung eigenständig leben

„Gegründet wurde »Der Karren« 1982 von Pfarrer Stephan Hünninger, weil er in seiner Arbeit mit Familien mit behinderten Kindern den enormen Bedarf dafür gesehen hat“, erzählte Vorstandsmitglied Gabriele Siebert, die seit mehr als 20 Jahren für den Verein tätig ist. „Für ihn stellte sich die Frage: Was geschieht, wenn behinderte Kinder erwachsen werden? Was kommt für sie nach dem Elternhaus?“

So entwickelte sich das Vereinsziel, das bis heute gilt: Menschen mit Behinderungen in Sankt Augustin und Umgebung sollen möglichst eigenständig so leben können, wie sie möchten. „Sie gehören mitten in die Gesellschaft, wie alle anderen auch“, betonte Siebert. Dafür steht auch der Vereinsname „Karren“, als Gefährt, das alles und jeden mitnehmen kann.

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Gabriele Siebert und Klient Marco hatten sichtlich Spaß beim Sommerfest.

Aus den ersten, privat organisierten Wohngemeinschaften mit behinderten jungen Erwachsenen ist inzwischen ein hochprofessionelles Inklusionsangebot geworden. Im Mittelpunkt stehen Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen; für sie gibt es individuelle Wohnangebote, ebenso wie Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu Hause oder in der Schule.

Seitdem der unter dem Dach der Diakonie angesiedelte Verein vor zehn Jahren einen häuslichen Pflegedienst aufgebaut hat, sind auch Senioren ein Arbeitsschwerpunkt. Insgesamt profitieren derzeit mehr als 500 Klienten, Patientinnen und Patienten von den Angeboten des „Karren“.

Anforderungen für Verein in Sankt Augustin weiten sich aus

Während das Vereinsjubiläum gefeiert wurde, blickte Vorstandsmitglied Gabriele Siebert nicht ohne Sorgen in die Zukunft: „Wie allen Anbietern macht auch uns der Fachkräftemangel zu schaffen, besonders in der häuslichen Pflege, aber auch in den pädagogischen Berufen. Wir sind teilweise an unseren Kapazitätsgrenzen.“

Zudem schlägt der demografische Wandel voll durch: „Aus Jugendlichen mit Behinderungen werden behinderte Senioren, die vielleicht auch dement werden. Das verändert die Anforderungen an unsere Arbeit.“

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Gestiegene Bau- und Grundstückskosten machten es immer schwieriger, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. An Ideen mangele es nicht, sagte Siebert: „In Alfter gibt es ein Grundstück, in dem die Stadt und eine Elterninitiative mit uns inklusives Wohnen realisieren will.“

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