Absage der WeiberfastnachtspartySiegburger CDU-Fraktion wirft der Stadtverwaltung Untätigkeit vor

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Kostümierte feiern Weiberfastnacht auf einem Marktplatz

Die Party zu Weiberfastnacht in Siegburg auf dem Markt blieb 2023 weit hinter den Erwartungen zurück.

Im Rathaus wird die Entscheidung verteidigt. Die Besucherströme der Jecken seien am Markt vorbeigelaufen. Zudem gebe es eine Alternative.

Das Aus für die Weiberfastnachtsparty auf dem Siegburger Markt stößt auf harsche Kritik durch die Ratsfraktion der CDU: „Das aktuelle Handeln des Bürgermeisters und die von ihm ohne vorherige Diskussion mit der Politik einsam entschiedene Streichung einer Feier an einem der wichtigsten Karnevalsfeiertage dieser Session auf Siegburgs zentralem Platz ist aus unserer Sicht ähnlich instinktlos und an jeglicher Tradition vorbei“, so der erste Vorsitzende Lars Nottelmann.

Er zieht eine Parallele zum Martinszug, der im vergangenen Jahr gestrichen wurde. Bürgermeister Stefan Rosemann hatte bei dieser Gelegenheit wie auch jetzt mit mangelndem Interesse an der Veranstaltung argumentiert. 

Siegburger Stadtverwaltung hatte fast ein Jahr Zeit 

Nottelmann moniert, dass nach dem verunglückten städtischen Konzept der Weiberfastnachtsparty im vergangenen Jahr die Stadtverwaltung fast ein Jahr Zeit gehabt habe, über neue Wege nachzudenken, wie „Siegburgerinnen und Siegburger quer durch alle Generationen auf dem Siegburger Markt gelungen Weiberfastnacht feiern können“.

Möglich wäre seiner Ansicht nach gewesen, das Interesse der zahlreichen Brauchtumsvereine zu sondieren und eine Weiberfastnachtsparty aus der Mitte von Vereinswelt und Bürgerschaft zu organisieren. „Es kommt jedenfalls reichlich spät, dass Stefan Rosemann sich in Medien aktuell damit zitieren lässt, dass eine große Party auf dem Markt nicht mehr das richtige Angebot zu sein scheine.“

Bereits im Frühjahr 2023 hätte man neu denken und sich Kooperationspartner suchen müssen. Rosemanns Verwaltung wirft er „neuerlich Untätigkeit“ vor. Hilflos sei der Hinweis darauf, dass in der Mensa der Gesamtschule am Michaelsberg zwischen 13 und 16 Uhr eine Party für gerade mal bis zu 160 Siegburger Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren stattfinden soll. Eine Party „im Zentrum einer Karnevalshochburg wie Siegburg“ könne das nicht ersetzen.

Stadtverwaltung: Das Konzept verfängt nicht mehr

Die Stadtverwaltung verteidigt die Entscheidung. „Mit dem Veranstalter Rut-Wiess hat die Stadtverwaltung wenige Wochen nach der Party an Weiberfastnacht 2023 gesprochen“, heißt es auf Anfrage seitens der Pressestelle. Im Nachgang sei man überein gekommen, dass das vor Corona erfolgreiche Konzept der Eintrittsparty auf dem Markt nach der Pandemie nicht mehr so verfange, dass es eine Fortsetzung der Zusammenarbeit rechtfertige.

„Die Besucherströme laufen an der Kreisstadt vorbei, vornehmlich in Richtung Köln. Die dortige Überfüllung an den karnevalistischen Großkampftagen spricht eine eindeutige Sprache“, heißt es in Abstimmung mit dem Bürgermeister weiter. „Die Jugendtradition des Auf-den-Siegburger-Markt-Ziehens scheint vorbei oder stark abgeschwächt.“

Kostümierte Jugendliche auf der Tanzfläche in einer Mehrzweckhalle.

Die Jugendparty in der Hennefer Mehrzweckhalle Meiersheide dient der Veranstaltung in der Gesamtschule Neuenhof am 8. Februar als Vorbild.

Vermutlich seien auch die Partykonditionen mit Eintritt und vorgegebenem Getränkeerwerb am Bierwagen nicht attraktiv für die Zielgruppe. Einen politischen Beschluss zur Durchführung einer Weiberfastnachtsparty auf dem Markt gebe es nicht, entsprechend habe es auch keinen Tagesordnungspunkt in einem zurückliegenden Ausschuss oder im Rat gegeben.

Agentur wollte Konzept für Siegburg überarbeiten 

„Das stimmt nicht“, sagt Markus Poscher, Geschäftsführer der Kölner Event-Agentur, angesprochen auf die angebliche Übereinkunft mit der Stadt. Im April habe es Gespräche gegeben, Rut-Wiess habe angeboten, das Konzept überarbeiten, beispielsweise mit einem zusätzlichen Tower für einen DJ. Von der Stadt habe man aber, anders als angekündigt, nichts mehr gehört, auch auf zweifache Nachfrage nicht.

Poscher zufolge hat seine Firma 2023 durch die Weiberfastnachtsparty einen Verlust von 11.000 Euro gemacht. Das Konzept verteidigt er: Anfangs habe man an dem Tag noch „120 Schnapsleichen“ gezählt, die Veranstaltung dann aber auf ein viel höheres Niveau gebracht. „Siegburg war immer unser Karnevalsding. Schade, dass es vorbei ist.“    

Die Stadt will mit der Party am Neuenhof die Brauchtumsfeiern in den Schulen und Jugendzentren ergänzen, zunächst sei die Mensa die Tanzfläche. „Wenn die Resonanz groß genug ist, können wir 2025 das Ganze an einen größeren Ort (Turnhalle) verlegen.“ Der organisierte Karneval zeige sich gegenüber dem neuen Format aufgeschlossen. 

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