Rund 100 Menschen kamen auf den Marktplatz nach Siegburg, um sich solidarisch zu zeigen und für Vielfalt und Toleranz einzustehen.
„Nicht zulassen, dass Akzeptanz abnimmt“CSD in Siegburg setzt Zeichen für Rechte queerer Menschen

Rund 100 Menschen, darunter viele Jugendliche, waren auf den Markt gekommen.
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Der Rhein-Sieg-Kreis ist bunt: Das zeigte die LGBTQI-Community am Samstag, 21. Juni, beim Christopher Street Day (CSD) auf dem Markt – LGBTQI steht für lesbische, schwule (englisch: gay), bisexuelle, transgender, queere und intersexuelle Menschen. Zu der Kundgebung aufgerufen haben die Grüne Jugend, die Jusos und die Linksjugend, außerdem beteiligten sich viele Initiativen und Bündnisse aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Auch Bürgermeister Stefan Rosemann war vor Ort.
„Die großen Pride-Paraden kennt man ja aus Köln oder Bonn, wir wollen aber auch in Siegburg einen CSD veranstalten und damit ein Zeichen für queeres Leben im ländlichen Raum setzen“, sagte Tobias Lorscheid, Sprecher der Grünen Jugend Bonn-Rhein-Sieg. „In der Stadt wird queeres Leben inzwischen gesehen, auf dem Land werden dagegen konservative Werte vertreten. Das führt dazu, dass queere Menschen sich zurückhalten müssen oder sich nicht trauen, ihre Sexualität auszuleben. Wir wollen sie ermutigen, dass es völlig normal ist, so wie sie sind – damit sie eines Tages endlich mal gleichgestellt sind in dieser Gesellschaft.“
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Sichtbarkeit und die Akzeptanz und queeren Menschen weiter abnimmt.
Man müsse sich nur umschauen, um zu sehen, dass die Menschen regelmäßig diskriminiert würden. „Vor ein paar Tagen gab es Angriffe auf Teilnehmende eines CSD. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Sichtbarkeit und die Akzeptanz und queeren Menschen weiter abnimmt“, sagte Lorscheid und verwies in diesem Zusammenhang auf eine Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die verbot, dass das queere „Regenbogennetzwerk“ des Bundestags offiziell am CSD teilnimmt und entschied, dass keine Regenbogenflagge mehr am Reichstagsgebäude gehisst wird. Die Begründung dafür ist das „Neutralitätsgebot“ der Bundestagsverwaltung. Mit dieser Entscheidung hatte Klöckner auch eine frühere Forderung der AfD übernommen und viel Kritik auf sich gezogen.
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Die Jugendorganisationen der Parteien informierten an Ständen über ihre Arbeit, verteilten Finger-Kondome und erinnerten an homosexuelle Menschen, die während der Nazi-Zeit in Siegburg deportiert und ermordet wurden. Auch konnten Teilnehmende bei Aktionen aufschreiben, was sie sich als queere Personen für einen sicheren Ort wünschen.
Viele Menschen zeigten Solidarität mit der queeren Gemeinschaft
Auf einer Bühne ließ Lorscheid einige Gäste selbst zu Wort kommen. Dave Pador-Sundermeyer lebt in Minden-Lübbecke und ist mit einem Mann verheiratet. „Wenn ich unseren Sohn in den Kindergarten bringe, habe ich immer die Blicke auf mir. Und ich weiß: Die wird es auch geben, wenn er in die Schule kommt“, sagte der 44-Jährige. „Queer ist für mich ein Teil meiner Identität. Dafür habe ich sehr hart gekämpft. Und nach wie vor gibt es Menschen, die queer doof finden.“

Auf dem Podium berichteten queere Menschen von ihren Erfahrungen.
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Auch Menschen ohne LGBTQI-Bezug waren auf dem Markt zugegen und zeigten ihre Solidarität, wie etwa die „Initiative für Demokratie und Vielfalt“ aus Siegburg. „Wir haben uns im Februar im Vorfeld der Bundestagswahl gegründet und immer wieder Mahnwachen abgehalten, die stetig angewachsen sind“, sagt Kirsten Georg, eines von fünf Gründungsmitgliedern. „Nach der Wahl haben wir uns entschlossen, weiterzumachen und haben diese Initiative ins Leben gerufen.“
Regelmäßig veranstalte sie Stammtische, an denen alle teilnehmen dürfen. „Im Mai haben wir Stolpersteine geputzt und auch mal was zu Zwangsarbeit in der Stadt gemacht. Solche Aktionen unterstützen wir, um Vielfalt und ein solidarisches Miteinander hochzuhalten.“ Auf dem CSD seien sie aus zwei Gründen. „Der 21. Juni ist Tag der offenen Gesellschaft, der CSD kam dann dazu. Wir hatten die Idee, eine Wand aufzustellen, auf der Menschen ihre Privilegien aufschreiben können. Das nutzen wir, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagte Georg.