Vor dem Siegburger GerichtEinbrecher irren neun Stunden durch Eitorfer Wald

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Amtsgericht_Siegburg_Gerichtssaal_Akten

Akten im Amtsgericht Siegburg (Symbolbild) 

Eitorf/Siegburg – Die missglückte Flucht zweier Einbrecher in Eitorf sorgte im Schöffengericht für Heiterkeit. Die 38 und 39 Jahre alten Männer waren fast neun Stunden durch den Wald bei Harmonie geirrt, nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt.

Der dritte, ein 35-Jähriger, war auf der Straße von der Polizei geschnappt und mit der Streife ins Gewahrsam gebracht worden.

Einbrecher-Trio aus Köln suchte in Eitorf „Lost Places"

Schon die Auswahl des Tatorts war kurios: Das Trio hatte sich an jenem Augusttag 2021 in Köln an der Kaffeebud getroffen und sich auf die Suche nach einem „Lost Place“ gemacht, einem verlassenen Gebäude. Dieses Hobby teilten sie mit vielen, schilderten sie.

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Auf der Internet-Karte tauchte das leer stehende, etwas verfallene Wohnhaus in Eitorf auf, die Besitzerin war kurz zuvor ins Altersheim umgezogen. Es sei ein spontaner Entschluss gewesen, dort einzusteigen, beteuerte der 35-Jährige. „Wir waren neugierig.“

Nachbar verständigte die Polizei

Er hatte das Fenster aufgehebelt, gemeinsam durchsuchten sie Schubladen und Schränke, fanden aber keine Wertsachen. Ein Nachbar hatte gesehen, dass sich die Gardine bewegte, er verständigte einen weiteren Nachbarn und die Polizei, postierte sich vor dem Haus.

Von dort sah er, wie der jüngste Täter sich in Richtung Wanderparkplatz entfernte, wo der Pkw stand. Als drinnen die beiden anderen die aufgeregten Stimmen hörten, flohen sie durch zwei Fenster in verschiedene Richtungen, „wir haben dann fast neun Stunden gebraucht, um uns zu finden und den nächsten Bahnhof“, so der 39-Jährige.

Socken mit DNA-Spuren führten zum dritten Täter

Zum Glück sei da ein Bach gewesen, „wir hatten ja nichts zu trinken dabei“. Mit dem Zug ging’s nach Köln. Der Wagen, zugelassen auf den Vater des 38-Jährigen, war da schon konfisziert.

Zwei der Angeklagten erkannten die Zeugen anhand der Lichtbildvorlage wieder. Der dritte, ein fünffacher Familienvater mit auffälligen Kopf-Tattoos, wurde durch eine DNA-Spur in seinen Socken identifiziert. Die hatte er als Handschuhe benutzt und auf der Flucht vor dem Haus verloren.

Keine Beute in Eiforf, kein Sachschaden

„Wir sind uns einig, dass Sie nicht die Schlauesten sind“, sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Wilbrand. Da sie weder Beute machten, noch ein Sachschaden entstanden sei, reiche eine milde Strafe.

Der 35-Jährige, ein zweifacher Vater, erhielt sechs Monate auf Bewährung, das Gericht wolle ihn im Auge behalten und den Erfolg seiner laufenden Substitutionsbehandlung kontrollieren: mit regelmäßigen Drogenscreenings. Der Hartz IV-Empfänger, gelernter Schlosser und früherer Zeitsoldat, wartet auf einen ambulanten Therapieplatz. „Sie müssen gesund werden“, sagte Richter Wilbrand.

Bei seinen Kumpeln hingegen, Lüftungsbauer der eine, Bauhelfer der andere und beide auf Hartz IV, sei wohl die Langeweile das größte Problem. 200 Sozialstunden muss nun der Ältere, ein fünffacher Vater, ableisten; 300 Stunden der 38-Jährige, ein kinderloser Single. Der hat noch eine zweijährige Bewährung offen und wäre mit einer weiteren Verurteilung hinter Gittern gelandet. Die Verfahren gegen sie wurden eingestellt. „Es ist sinnvoller“, so der Richter, „wenn Sie arbeiten.“

Gute Laune herrschte auch nach dem Prozess. Die Angeklagten wollten die Reporterin zum Kaffee einladen.

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