CO2-BilanzSanierung des VHS-Gebäudes in Siegburg hat richtig viel gebracht

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Gespenstisch wirkt derzeit die Fassade des Siegburger Rathauses, das saniert wird.

Siegburg – 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom hat die Kreisstadt 2020 verbraucht, 12,2 Millionen Kilowattstunden an Gas. Mit 1,5 Millionen Euro hat das den städtischen Haushalt belastet und die Umwelt mit 3500 Tonnen CO2-Emissionen. Dieter Thiel, Stadtverordneter der Grünen und Vorsitzender des Bau- und Sanierungsausschusses, ließ das keine Ruhe: „Die Verbräuche wurden zwar aufgeschrieben, aber bislang nicht systematisch ausgewertet.“ Vor allem die CO2-Belastung sei in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich behandelt worden.

Das ändert sich gerade: Thiel, beruflich Berater für Energiedesign und Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen, besprach das Thema mit Hochschulexperten, zwei Studierende im Master-Studium gehen das Thema jetzt an: Christian Cremer, der an der Technischen Hochschule (TH) Köln von Professorin Michaela Lambertz betreut wird, und Elena Maskalenko (FH-Aachen, Professor Bernd Döring).

Cremer präsentierte jetzt bei einem Pressegespräch Ergebnisse, erläuterte, dass das Schulzentrum Neuenhof bislang der größte Energieverbraucher sei, dass die Sanierung des VHS-Gebäudes oder der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Kaldauen schon richtig viel gebracht hätten.

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Rückgang beim Stromverbrauch nur leicht

Der 27-Jährige entwickelte eine Software, mit der sich der Energieverbrauch von mehr als 90 Prozent der städtischen Gebäude erfassen lasse und fortgeschrieben werden könne. Als ernüchternd bezeichnete Thiel die Zwischenergebnisse: In den vergangenen vier Jahren lasse sich ein leichter Rückgang beim Stromverbrauch konstatieren, bei unverändert hohem Gasverbrauch.

Neue Schulden für energetische Sanierung

Rathaussanierung

„Ohne Vorwarnung“ sei der Mittelstopp durch Robert Habeck gekommen, „das hat alle überrascht“, sagte der Siegburger Kämmerer Andreas Mast auf Anfrage. Der Förderbescheid für die Rathaussanierung sei allerdings schon „in trockenen Tüchern“. Anders sehe es für anstehende Großprojekte wie die Sanierung des Schulzentrums Neuenhof für annähend 100 Millionen Euro aus oder die neuen Turnhallen, die als Ersatz für die Doppelturnhalle am Gymnasium Alleestraße geplant sind (21,4 Millionen Euro).

Immerhin sollten für die energetische Sanierung der Altbauten im Schulzentrum 40 bis 45 Prozent der Kosten durch Fördermittel gedeckt werden, bei den neuen Gebäuden seien es 15 bis 17 Prozent – insgesamt 16 Millionen Euro Fördermittel, die jetzt nur für den Neuenhof in Frage stehen. Die Bundesregierung stecke „in einer Falle“, da lediglich vergünstigte Darlehen statt Zuschüssen nicht ausreichend sein könnten. (ah) 

Siegburg

Mit Blick auf sich andeutende Zinserhöhungen bleibt Siegburgs Kämmerer Andreas Mast  optimistisch. Die Gemeindeprüfungsanstalt habe der Kreisstadt gerade erst bescheinigt, „eine sehr gute Ertragslage zu haben“. Daher könne sich Siegburg zur Not auch neue Darlehen leisten. (ah)

Hennef und Sankt Agustin

In Hennef sind für das geplante Feuerwehrhaus in Stadt Blankenberg Mittel beantragt worden, die Finanzierung ist auch ohne Bewilligung nicht gefährdet.

In Sankt Augustin bleiben städtische Planungen und das integrierte Klimaschutzkonzept unberührt, weil Maßnahmen weiter gefördert würden. Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß fordert gleichwohl eine zügige Revision der Fördersysteme. (rvg)

Dass dennoch die CO2-Emissionen gesenkt werden konnten, sei „nur der Verbesserung des bundesdeutschen Strommixes zu verdanken“ . In Siegburg gebe es in dieser Hinsicht kein einziges „Leuchtturmprojekt“. „Wenn wir die Politik so weitermachen, sind bis 2030 nur 29,5 Prozent CO2-Reduzierung zu erwarten.“

Cremer setzt in seiner Analyse eine Reduzierung von 65 Prozent im Vergleich zu 1990 voraus: Ohne private Maßnahmen werde dieses Ziel, das zudem eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 sei, deutlich verfehlt.

Bürgermeister Stefan Rsoemann sprach von einer „Mammutaufgabe“ für die Stadt, was das Schulzentrum Neuenhof exemplarisch zeige. Mit dem Software-Tool, das von Elena Maskalenko noch um Handlungsempfehlungen ergänzt wird, gebe es jetzt immerhin eine Basis für Veränderungen.

Dämpfer vom Bund für Energieeinsparpläne

Einen Tag vor dem Pressegespräch hatte es allerdings einen kräftigen Dämpfer für die Einsparpläne gegeben, als der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, die Mittel für die nötige Förderung einstellte. „Enttäuscht“ und „sauer“ habe er reagiert, so Thiel. Aber der Fördertopf sei mit 15 Milliarden um das Dreifache überzeichnet gewesen und jetzt leer. Rosemann geht davon, dass dann vor allem für das Schulzentrum Neuenhof einige Millionen Euro fehlen könnten. „Wenn es gar nichts gibt, würde uns das zum Umplanen zwingen.“

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Da könnte die Stadt Siegburg jetzt doch Glück haben: Am Dienstag einigte sich die Bundesregierung darauf, dass Anträge, die vor der Notbremse am 24. Januar gestellt wurden, noch nach alten Kriterien bearbeitet werden. Danach solle es aber einen klaren Schnitt geben. Stattdessen soll ein neues Förderprogramm aufgesetzt werden, das aber nur bis Jahresende laufen und auf eine Milliarde Euro gedeckelt werden soll. (mit dpa)

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