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AusstellungGedok zeigt eine Fülle der Kreativität im Siegburger Stadtmuseum

3 min
Gedok-Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum
Rosemarie Bühle zeigt ihr Festtagsgewand

Zum Tragen viel zu schade: Rosemarie Bühle zeigt in der Siegburger Gedok-Schau ihr Festtagsgewand aus Schlagmetall.

Bis zum 24. August sind die Arbeiten der Künstlerinnen in Siegburg zu sehen.

Was ist „angewandte“ Kunst und was ist „freie“ Kunst? Man streitet darüber nicht länger in der Gedok, denn seitdem die „großen“ Künstlerinnen (Louise Bourgeois, Eva Äppli) und auch die männlichen Künstler die Durchlässigkeit betonen, sind die Grenzen verwischt. Ein Umdenken hat sich Bahn gebrochen, spätestens als ein prominenter ehemaliger „junger Wilder“ wie der 78-jährige Georg Herold seine Kunst aus gehäkelten Topflappen ausstellte, die allerdings von seiner Mutter angefertigt worden waren (weil er selbst das gar nicht könne, wie der Künstler betonte).

Und so blättert die Gedok eine Fülle von Kreativität auf in dieser von Barbara Lehnard kuratierten Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum mit dem Titel „Was uns trägt“. Es findet sich das Textile und das Keramische, das Naturnahe und das durch Zufall Entdeckte. Zehn Künstlerinnen präsentieren Zeichnungen und Malerei, textile Objekte, Schmuck und Modefantasien ebenso wie Filz und Bronze.

Die Ästhetik der Natur wird zur Kunst

Allein die einstige Fachlehrerin für bildhaftes Gestalten, Traudel Lindauer, bietet „neunerlei Natur“, in einer Installation aus neun quadratischen Kastenformen, die sich von einer Ästhetik in der Natur leiten lassen. Auf schwarzem Grund zeigt sich die Vielfalt von Samen und ihren Hüllen oder das feine Filigran im Geäder von Blättern, deren Chlorophyll im Herbst zerfallen war. In ihrer Anordnung nimmt die Künstlerin das Spiel zwischen Symmetrie und Einzigartigkeit auf, das die Natur selbst vorgibt.

Gedok-Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum

neunerlei Natur von Traudel Lindauer

Neunerlei Natur zeigt Traudel Lindauer

Als Gäste wurden Angelika Karoly von der Gedok Heidelberg und die in der Region bekannte Margret Schopka eingeladen. Die in Husum geborene Angelika Karoly ist Keramikerin mit Leib und Seele und will die oft herablassend als „Kunsthandwerk“ bezeichnete Keramik neu erwecken. „Es hat mich zeitlebens interessiert, was man aus einem unförmigen Klumpen machen kann“, erläutert sie ihre abstrakte Plastik, die vage an ein Schiff erinnert.

Man würde nicht erkennen, dass die Seiten aus zart getöntem glatten Ton bestehen, da man meint, feinste Leinwandspuren auf der Oberfläche zu entdecken. Es sei der Abdruck der Unterlage, auf dem der Ton geknetet wurde und durch zweimaliges Brennen bei hohen Temperaturen sind diese feinsten Abdrucke entstanden, die dann durch Ritzungen und Füllungen mit Kupferoxiden noch weiter zu Bildträgern wurden und durch Blattgoldtupfen noch vollends abgerundet wurden.

Gedok-Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum
Angelika Karoly vor ihrem Schiff aus Keramik

Gedok-Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum Angelika Karoly vor ihrem Schiff aus Keramik

Ganz anders ist Margret Schopka vorgegangen, die im Dialog mit ihrer isländischen Zweit-Heimat Kunst geschaffen hat, mit der sie so wenig wie möglich in die Landschaft eingreift: kleine Gesteinsbrocken mit Fundstücken, die die Natur selbst hergibt und deren Metamorphosen die Künstlerin in ihren kleinen Installationen nachspürt.

Im Siegburger Stadtmuseum hängt auch fantastische Mode

Veränderungen sind auch ein Thema für die Keramikerin Ingeborg Mayr. Sie stellt „die Fäden, die das Leben zieht“, dar. Und diese Fäden ragen drahtartig mehr oder weniger angeflochten in den Raum. Was ein Kunstwerk bedeutet, braucht man bei der fantastischen Mode von Rosemarie Bühler so nicht nachzufragen. Ihr aus Schlagmetall bestehendes beidseitig bearbeitetes Gewand, ein Festtagskleid, schimmert in allen Farben. Tragbar? Eher nicht, es ist zu schade.

Zeichnend zur Musik zeigt sich Sabine Puschmann-Diegel, die übrigens oft mit den „urban sketchers“ unterwegs ist und sich im blitzschnellen Umsetzen des Gesehenen einübt. Mit Wachs zaubert Regina Thörne transparente Bildoberflächen, Margret Riedl hat einen Wandbehang in warmen Farben ganz aus Filz geschaffen und Sabine Störring spürt in ihren bunten Colliers „eine kleine Palette von unvermischten Farben“ auf, wie sie Hermann Hesse beschrieben hat als „ein Plus an Freude und Lebensqualität.“

Und das ließe sich auch über den Besuch der Ausstellung so sagen.

(Die Ausstellung läuft bis zum 24. August. Die Öffnungszeiten sind Dienstag – Samstag von 10 -17 Uhr und Sonntag von 10 -18 Uhr)