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Probleme im NeubauMieter im Siegburger Kaiser-Carré sind „stocksauer“

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Baustelle für die neue C&A-Filale im Kaiser-Carré

Baustelle für die neue C&A-Filiale im Kaiser-Carré.

Brigitte und Giselher Allexi haben Probleme mit der Gebäudetechnik und klagen über Belästigungen durch die C&A-Baustelle.

„Eigentlich ist es ja schön hier“, sagt Brigitte Allexi, der in ihrer Wohnung im fünften Stock im Kaiser-Carré die Kreisstadt zu Füßen liegt, der Panoramablick aus ihrer 70-Quadratmeter-Wohnung über die Dächerlandschaft ist beeindruckend. Doch das „eigentlich“ hat es in sich: Die 78-Jährige bereut es mittlerweile, im vergangenen Jahr eingezogen zu sein. Ihre Liste über Unzulänglichkeiten des Gebäudes ist lang.

Für Besucher fangen die Probleme gleich am Haupteingang an: Zwar findet sich dort eine moderne Touchscreen-Eingabe, über die sich die richtige Klingel finden lässt, doch die Verbindung funktioniert nur in eine Richtung: Brigitte Allexi kann mit dem Klingelnden sprechen, ihn aber nicht hören: Der Gehbehinderten bleibt nur übrig, sich umständlich und mit zwei verschiedenen Aufzügen zur Tür zu quälen und persönlich zu öffnen. Im Treppenhaus macht sich ein unangenehmer Abfallgeruch bemerkbar: Das kommt von den Müllcontainern im Keller, erläutert die 78-Jährige.          

Fehlende Hinweisschilder zu den Wohnungen im Kaiser-Carré

Schwer hätten sich schon Bereitschaftsärzte und Pflegekräfte getan, die zu den Allexis wollten. In dem Wohntrakt mit dem u-förmigen Grundriss, der auf den beiden Stockwerken für AOK, Aldi und bald auch C&A ruht, fehlen Hinweisschilder und Lagepläne zu den einzelnen Wohnungen.

Ehemann Giselher Allexis (86) ist seit elf Jahren an den Rollstuhl gefesselt – ein Grund, warum das Ehepaar sich eine neue, größere Bleibe suchte und vom Kleiberg an die Kaiserstraße umzog. Dort fielen immer wieder Internet- und TV-Verbindungen aus, die Jalousien setzen sich ohne erkennbaren Grund in Bewegung. Die schweren Türen im Haus sind auch nicht im Sinne von Brigitte Allexi: Zu schwer und unpraktisch seien sie für Bewohner mit Rollator, Kinderwagen oder Rollstuhl, im Gegensatz zur angeblichen Barrierefreiheit des Kaiser-Carrés. Unzuverlässig arbeite auch die sich elektrisch öffnende Tür des Haupteingangs.       

Brigitte und Giselher Allexi in ihrer Wohnung im Kaiser-Carré

Unzufrieden: Brigitte und Giselher Allexi in ihrer Wohnung im Kaiser-Carré

Aktuell sind für die beiden auch Lärm und Dreck von der Baustelle für die neue C&A-Filiale ein Ärgernis. „Uns wurde gesagt, dass das bis Ende September fertig wird“, doch vor und im Haus sind offensichtlich noch einige Gewerke zugange. Der Staub schaffe es bis ins Haus und sogar auf ihre Balkonmöbel im fünften Stock. Immerhin der Krach von Bohrmaschinen sei etwas besser geworden, nachdem die Rolltreppe angeliefert wurde.  Im Sommer habe sie bereits zwei Mietminderungen bekommen, berichtet Brigitte Allexi, und auch jetzt wieder für November und Dezember.  Änderungen im Haus wären der Mieterin lieber: „Ich bin stocksauer.“

Kreissparkasse stellt Nachbesserungen in Aussicht

Eigentümerin ist die Kreissparkasse Köln, die auf Anfrage der Redaktion Besserungen in Aussicht stellt: Bei einem Neubau könne es immer wieder zu einzelnen Punkten kommen, die nachgebessert werden müssen, so Michael Schwarz von der Pressestelle der Kreissparkasse. „Wir stehen hier mit unseren Mieterinnen und Mietern in Kontakt und kümmern uns um Lösungen.“ Ob auch andere Mietende Minderungen bekommen hätten, wollte die Kreisparkasse nicht mitteilen: „Wir bitten um Verständnis, dass wir Angelegenheiten zu Mietverträgen nicht öffentlich kommunizieren“, hieß es dazu.  

Für die Herrichtung der gewerblichen Fläche im Erdgeschoss seien bis Ende September auch Stemm- und Betonschneidearbeiten erforderlich gewesen. „Hierüber waren die Mieterinnen und Mieter informiert. Aktuell laufen noch nachgelagerte, weniger geräuschintensive Arbeiten, ehe wir die gewerbliche Fläche Ende Januar 2026 an den Mieter übergeben werden.“ Einen Einzugstermin zu kommunizieren, obliege aber vereinbarungsgemäß dem Mieter der gewerblichen Fläche.


Die Kreisparkasse Köln hatte 50 Millionen Euro in das Kaiser-Carré investiert und 70 Mietwohnungen geschaffen. Mit seinen beeindruckenden Maßen und der eleganten, hellen Natursteinfassade beendete es einen jahrelangen Missstand in der Innenstadt.

Ausgerechnet an der Flaniermeile der Kreisstadt, gleich neben dem Kaufhof, vergammelte auf dem sogenannten Goldberg-Areal eine ganze Reihe leerstehender Geschäftslokale, darunter ein ehemaliger Ihr-Platz-Drogeriemarkt. Eigentümer des Grundstücks war lange Jahre Peek & Cloppenburg, zur Eröffnung eines Modehauses kam es nicht.

Die Pareto GmbH, eine Immobilientochter der Kreissparkasse, und die Siebers-Partner GmbH aus Kempen hatten das Kaiser-Carré nach einem Entwurf des Kölner Büros Schulte-Architekten entwickelt und gebaut. Anfang Dezember 2021 begann der Abriss der leerstehenden Geschäftslokale