In Elsdorf, Kerpen, Pulheim, Bergheim, Erftstadt und Hürth schmücken Landwirte ihre Traktoren für die Lichterfahrten.
LichterfahrtenLandwirte in Rhein-Erft machen auf wirtschaftliche Probleme aufmerksam

Über 30 Zugmaschinen und Traktoren zogen 2024 in der Lichterfahrt durch die Elsdorfer Ortschaften, als Demonstration für den Erhalt der rheinischen Landwirtschaft.
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Um auf die Missstände und auf die schwierige wirtschaftliche Lage vieler landwirtschaftlichen Betriebe aufmerksam zu machen, bereiten sich aktuell wieder viele Landwirte im Rhein-Erft-Kreis auf die Lichterfahrten vor. Sie stehen unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung - Für den Erhalt der rheinischen Landwirtschaft“. „Eigentlich sind es ja Lichterdemonstrationen“, merkt Janine Moll an.
Sie ist federführend im Organisationsteam für den Lichterkorso durch das Stadtgebiet Kerpen am 6. Dezember, die um 16.30 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in Kerpen-Buir startet. „Die Landwirte möchten die Wertschätzung für ihre Arbeit und die Bedeutung der regionalen Landwirtschaft einfach hervorheben“, erklärt sie. Doch sie wollen nicht nur demonstrieren.
Kerpen: Freude und Hoffnung
„Mit der Lichterdemo wollen wir natürlich auch wieder Freude und Hoffnung verbreiten“, erklärt die Landwirtin aus Kerpen-Buir. Deswegen seien ja schon während der Corona-Pandemie die ersten Korsos gestartet. „Und natürlich wollen auch wir den Menschen mit unseren leuchtenden und geschmückten Traktoren in der Vorweihnachtszeit einfach eine kleine Freude machen.“
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Diesem Gedanken schließen sich die Landwirte in Erftstadt gerne an. Dort steckt Martin Richrath aus Dirmerzheim mitten in den Vorbereitungen für die Lichterfahrt. „Vorausgesetzt wir bekommen die Genehmigung, starten wir am 20. Dezember unsere Lichterfahrt.“ Sie soll durch fast alle Erftstädter Ortschaften führen. Alleine die schriftliche Dokumentation der Route habe einen ganzen Arbeitstag in Anspruch genommen, verrät der Landwirt. „So viel zum Bürokratieabbau.“
Wir demonstrieren zum Beispiel gegen die Geschäftspraktiken des Lebensmitteleinzelhandels
Er und seine Kollegen wollen mit dem Lichterkorso nicht nur Freude verbreiten. „Wir demonstrieren zum Beispiel gegen die Geschäftspraktiken des Lebensmitteleinzelhandels und gegen den von der Politik versprochenen und nicht gehaltenen Bürokratieabbau“, erklärt Richrath. Geplant ist auch ein Stopp in Frauental. „Dort wollen wir den Mitarbeiterteams unseres Krankenhauses hier in Erftstadt als kleine Wertschätzung für ihre Arbeit Schokoladen-Nikoläuse überreichen“, verrät Richrath. Möglich sei das dank einer privaten Spende.
Der Spender und ein Familienangehöriger „haben im Krankenhaus Frauental so viel Fürsorge und Freundlichkeit erfahren, wie zuvor in keinem anderen Krankenhaus“, hat Richrath erfahren. Er findet, dass Verbraucher und Politiker den Landwirten mehr Wertschätzung für ihre Arbeit und ihre Produkte entgegenbringen sollten. Auch die Mitarbeiterteams in den Krankenhäusern und in der Pflege in Erftstadt und allen anderen Krankenhäusern müssten sehr viel mehr für ihre Arbeit und ihren Einsatz wertgeschätzt werden.
Pulheim: Kartoffeln für die Biogasanlage
Aus Sicht von Markus Wipperfürth ist es wichtiger denn je, sich für den Erhalt der rheinischen Landwirtschaft einzusetzen. „Weil es noch nie so schlecht um sie stand“, ist der Landwirt und Reitstallbetreiber aus Pulheim-Stommelerbusch überzeugt. Offenbar sei all das, was auf rheinischer Flur zu finden sei, nichts mehr wert. Viele Bauern müssten ihre Produkte unter Wert verkaufen. „Sie müssen die Ware loswerden, sie können die Lager nicht voll lassen.“
Daher landen Kartoffeln, Möhren, Kürbisse und optional Getreide am Randkanal Nord auf der Stadtgrenze zwischen Köln und Dormagen - in einer Biogasanlage, die Wipperfürth und sein Cousin Christian Gentz der Rheinenergie abgekauft haben. Mit dem erzeugten Gas werden zwei Blockheizkraftwerke betrieben, die bis zu 5000 Haushalte mit Strom versorgen können. Mit der Abwärme werden rund 1600 Haushalte in Dormagen beheizt. Aussortierte Ware zu verwenden, sei ok, findet Wipperfürth.
Das ist völlig irre
Die Biogasanlage hingegen mit Ware, die eigentlich zum Verzehr vorgesehen ist, zu füttern - bislang wurden rund 2500 Tonnen Kartoffeln verwendet - widerstrebt dem zweifachen Vater allerdings. „Das ist völlig irre.“ Um die Verbraucher wachzurütteln, vor Ort einzukaufen, habe er ein Video gedreht, auf dem zu sehen ist, wie die Kartoffeln geschreddert werden, um die Biogasanlage damit zu füttern. „Es wurde bislang millionenfach geklickt“, so Wipperfürth.
Seit 2020 organisiert er Lichterfahrten. Bei der Neuauflage, die für Samstag, 13. Dezember, geplant ist, „wollen wir die Verbraucher auch mit Plakaten sensibilisieren, lokal einzukaufen und so die heimischen Landwirte zu unterstützen“. Die Traktoren verlassen den Hahnenhof in Pulheim-Stommelerbusch gegen 16.45 Uhr.
Erstmals als Teilnehmer mit dabei ist Phillip Flasshof. „Weil es wichtig ist, ein Zeichen für die Landwirte zu setzen“, sagt der Elektromeister und Landwirt im Nebenerwerb. Der Stommelner möchte sie und ihre Arbeit in ein positives Licht rücken. Viele Menschen sähen die Landwirtschaft negativ. Er selbst sei schon von Spaziergängern beschimpft worden, wenn er sonntags mit seinem Traktor unterwegs sei, um seine Arbeit zu erledigen.
Auch die Unterstellung, dass alle Landwirte reich seien, und die Frage, warum sie überhaupt jammerten, höre er immer wieder. Landwirt zu sein, sei ein toller, vielfältiger Beruf, der unglaubliches Wissen voraussetze. Diese Botschaft möchte der Vater einer neunjährigen Tochter den Menschen vermitteln.
In Elsdorf startet die sechste Lichterfahrt mit illuminierten und weihnachtlich dekorierten Treckern und Gespannen am Freitag, 5. Dezember, um 17 Uhr an der Burg Stammeln. Von dort fährt der Treck über Heppendorf, Bergheim-Ahe, Grouven, Berrendorf, Giesendorf, Elsdorf, Neu-Etzweiler, Tollhausen und Oberembt nach Niederembt. Dort wird sich die Lichterfahrt gegen 19.30 Uhr auflösen.
Der Kerpener Korso mit 30 bis 40 Traktoren setzt sich am Samstag, 6. Dezember, 16.30 Uhr, am Feuerwehrgerätehaus in Kerpen-Buir. Weiter geht es über Blatzheim, Manheim-Neu, Mödrath, Sindorf, Horrem, Türnich, Balkhausen, Brüggen. Gegen 22.30 Uhr löst sich die Fahrt an der Lidl-Filiale auf.
Die Pulheimer Lichterfahrt am Samstag, 13. Dezember, führt ab 16.45 Uhr vom Hahnenhof in Stommelerbusch nach Sinnersdorf, weiter geht es durch Pulheim, Brauweiler, Dansweiler, Sinthern, Geyen und vorbei am Paul-Decker-Platz und über die Venloer Straße nach Stommeln. Gegen 20 Uhr löst sich die Lichterfahrt mit 30 bis 40 Traktoren auf der Nettegasse auf.
Die Landwirte in Bergheim versammeln sich am Sonntag, 14. Dezember, um 16.30 Uhr auf dem Parkplatz der Sportanlage Am Lindenberg zwischen Büsdorf und Fliesteden (Landesstraße 93). Los geht es um 17 Uhr. Die Route führt durch Fliesteden, Glessen, Büsdorf, Niederaussem und Rheidt, wo sich der Lichterzug dann auflöst.
Die Lichterfahrt in Erftstadt mit rund 30 Fahrzeugen ist für Samstag, 20. Dezember, geplant. Start ist gegen 17 Uhr am Silo in Erftstadt-Gymnich an der Kehler Straße. Weiter geht es durch die Stadtteile Kierdorf, Köttingen, Liblar, Blessem, Lechenich, Ahrem, Friesheim, Erp, Herrig, Lechenich, Konradsheim und Dirmerzheim, wo sich der Korso gegen 20.30 Uhr auflöst.
Die letzte Lichterfahrt im Rhein-Erft-Kreis findet am Dienstag, 23. Dezember, in Hürth statt. Start ist um 17 Uhr in Berrenrath auf dem Wendelinusplatz. Die Strecke führt nach Gleuel und zurück nach Berrenrath. Auf dem Wendelinusplatz und am Märchenbrunnen in Gleuel gibt es warme Getränke und weihnachtliche Knabbereien. (ftz, mkl, mma)

