GleichstellungDeshalb haben es Frauen in Rhein-Sieg 2024 immer noch schwerer als Männer im Job

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Eine Frau sitzt im Wohnzimmer und hält ein kleines Kind auf dem Schoß.

Viele Frauen kümmern sich um die Kinder und kehren in Teilzeit in den Beruf zurück, so die Beobachtung der Gleichstellungsbeauftragten Katja Milde.

Katja Milde, Beauftragte für Gleichstellung des Rhein-Sieg-Kreises, sieht eine „strukturelle Benachteiligung“ von Frauen.

Benachteiligung im Berufsleben, die Familie als Karriereknick: Das sei auch im Jahr 2024 noch so, sagt Katja Milde, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises. „Grundsätzlich ist immer noch nicht viel passiert.“

Die unsichtbare „Care-Arbeit“, das Kümmern um Familie und Kinder, liege größtenteils immer noch bei den Frauen, die nach dem Mutterschutz oft in Teilzeit in den Job zurückkehrten, ohne eine Altersvorsorge schaffen zu können. Eine „strukturelle Benachteiligung“ nennt Milde das und appelliert: „Es reicht nicht, wenn der Mann hilft. Es müssen Verantwortlichkeiten festgemacht werden. Wenn wir das nicht verstehen, dass in Partnerschaften fair und miteinander Verantwortung geteilt wird, dann funktioniert es nicht.“

Frauen, die eine Familie gründen, rutschen in die Retraditionalisierung

Nicht nur Männer müssten sich das ins Bewusstsein rufen, sagt sie: Frauen seien so sozialisiert, dass sie sich automatisch kümmerten. „Auch junge, selbstbewusste und im Job erfolgreiche Frauen, die eine Familie gründen, rutschen in die Retraditionalisierung.“

Zwar arbeiteten immer mehr Frauen und Mütter auch mehr Stunden als früher, aber die „Care-Arbeit“ und den „Mental Load“, die Verantwortung, „haben sie trotzdem an der Backe“. Ihr Beispiel aus dem Alltag: Der Mann geht einkaufen, aber die Frau schreibt den Einkaufszettel, muss sich also doch um das Thema kümmern. „Frauen sind immer noch belasteter. Das macht es den Frauen so schwer, im Beruf Fuß zu fassen.“

Je nach Arbeitgeber gebe es auch mehr oder weniger Unterstützung: „Wenn man nicht die volle Zeit einbringen kann, wird es bei vielen Vorgesetzten zum Problem.“ Durch den Fachkräftemangel und die Notsituation, offene Stellen besetzen zu können, habe sich für berufstätige Frauen aber mittlerweile einiges bewegt und reduzierte Stunden würden häufiger akzeptiert.

Gleichstellung sollte schon im Kindergarten beginnen

Um eine Gleichstellung in die Köpfe und den Alltag zu bekommen, solle man schon im Kindergarten ansetzen, findet Katja Milde. Denn Gendermarketing beginne bereits dort und ziehe sich bis ins Erwachsenenalter durch. Daher biete der Rhein-Sieg-Kreis auch viele Projekte für Schulen an. „Wenn ich Influencerinnen sehe, die sich scheinbar nur auf Schönheit und Oberflächlichkeiten reduzieren, macht mir das Bauchschmerzen.“

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