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Bienenzüchter brauchen NachwuchsImker sucht Azubis für Betrieb in Altenrath

Lesezeit 3 Minuten
Imker Thomas Rosenau steht neben Eimern voller Honig und lächelt.

Kühl und dunkel lagert der Honig am besten: 10 Grad herrschen im Lagerraum in Altenrath.

Thomas Rosenau wirbt für den handwerklichen und vielfältigen Beruf des Imkers – er ist der einzige Ausbilder im Rhein-Sieg-Kreis.

Mechatroniker, IT-Fachleute, „was mit Medien“ – oder Imker? Den professionellen Umgang mit Bienen haben wohl die wenigsten jungen Menschen auf dem Schirm, wenn sie die Schule beenden. Dabei, so versichert Thomas Rosenau, ist das ein ungemein vielseitiger Beruf. „Es ist nicht damit getan, dass man den Honig schleudert und ins Glas abfüllt“, sagt der Imker. „Und wir machen jeden Schritt selbst.“

Sein Wissen möchte der 31-Jährige gerne weitergeben; nach der erfolgreichen Meisterprüfung im vergangenen Jahr sucht er nun Auszubildende für seinen Betrieb in Altenrath.

Nach dem Abitur an der Gesamtschule in Oberlar – dort hatte er schon die Bienen-AG betreut – studierte Rosenau zunächst Agrarwissenschaften und absolvierte dann eine Ausbildung zum Tierwirt mit Fachrichtung Imkerei.

Imkerei: Nur wenige Ausbildungsbetriebe

„Man hat das gebündelt, weil es nicht genügend Ausbildungsbetriebe für Imkerei gibt“, sagt Rosenau. Er ist der einzige Ausbilder im Rhein-Sieg-Kreis, in ganz Nordrhein-Westfalen ist er erst der Siebte.

„Es ist ein sehr handwerklicher Beruf“, wirbt er bei Jugendlichen mit Hauptschulzeugnis oder auch ohne Schulabschluss. Drei Jahre dauert in der Regel die Ausbildung mit Berufsschule für Landwirte in Bonn. Wer die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzt, absolviert von Januar bis März den Blockunterricht am Bieneninstitut im niedersächsischen Celle, der einzigen Fachschule in ganz Deutschland.

Nicht mehr als 40 Absolventen zählt Jahr für Jahr das Institut in Celle. Viele gingen danach noch für längere Zeit ins Ausland, berichtet Rosenau: nach Australien und Neuseeland beispielsweise, denn „die sind ein halbes Jahr voraus, da verpasst man keine Saison“.

In meinem Jahrgang waren 50 Prozent Frauen.
Thomas Rosenau, Imker

Einmal zurückgekehrt, strebten die meisten Berufskolleginnen – „in meinem Jahrgang waren 50 Prozent Frauen“ – und -kollegen eine Selbstständigkeit an. Mögliche Arbeitgeber sind aber auch die zehn bis fünfzehn Bieneninstitute deutschlandweit oder private Forschungseinrichtungen, die sich zum Beispiel mit den Auswirkungen neuer Pflanzenschutzmittel auf die Bienen befassen.

Abwechslungsreiche Arbeit und „man hat sein Auskommen“

„Man hat sein Auskommen“, versichert Thomas Rosenau. „Die meiste Arbeit hat man von April bis August“, erläutert der Imker, der 200 bis 250 Völker hat und sich auf die Honigproduktion spezialisiert hat. Im Rhein-Sieg-Kreis und an der Ahr stehen seine Bienenstöcke, in den Obstplantagen von Meckenheim und Rheinbach sind seine Bienen „Dienstleister“ in der Bestäubung.

Im Spätsommer steht die Pflege der Völker auf dem Programm, nicht zuletzt die Behandlung gegen die nach wie vor gefährliche Varroa-Milbe. Später im Jahr werden Kerzen für das Geschäft auf Advents- und Weihnachtsmärkten gegossen.

Hygiene, Lebensmittelüberwachung und betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt neben der Honigproduktion unter anderem die Ausbildung zum Imker. Und nicht zuletzt die Anatomie und Physiologie der faszinierenden Insekten: Jedes der drei Beinpaare hat eine spezielle Aufgabe.

Außerdem können Bienen im Winter den Stock selbst „heizen“. Sie sind in der Lage, ihre Flügel auszuklinken und über die Bewegung der Flugmuskulatur die Temperatur in der Brutkammer auch bei strengem Frost auf 35 Grad zu halten.

Üblicher Ausbildungsstart ist im August, grundsätzlich könnte die Ausbildung aber auch schon in den nächsten Wochen beginnen. Die Vergütung orientiert sich am Tarifvertrag für die Landwirtschaft. Thomas Rosenau empfiehlt, vorab ein Praktikum zu absolvieren. Kontaktaufnahme telefonisch unter 0178/514 06 62 oder per E-Mail. (dk)


Wissenswertes über Honig

Dunkel, kühl bei etwa 10 Grad und trocken sollte Honig gelagert werden. Im offenen Küchenregal sollte das Naturprodukt nicht länger als ein paar Wochen stehen.

Abhängig vom Wetter und der „Fitness“ des Bienenvolkes ist der Wassergehalt des geernteten Honigs. Liegt er unter 16,5 Prozent, ist der Honig im Grunde unbegrenzt haltbar; ansonsten berechnen die Hersteller ein Mindesthaltbarkeitsdatum.

Kristallisierter Honig kann erwärmt und wieder flüssig gemacht werden – aber nicht zu oft. „Jedes Erwärmen führt zu einer Qualitätsminderung“, sagt Thomas Rosenau.

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