Bonner Collegium AlbertinumLeben in Ehelosigkeit und Gehorsam – 23-jähriger Spicher wird Priester
Troisdorf – Früh ist die Nacht zu Ende, um 6.40 Uhr beginnt das Stundengebet, um 7 Uhr fast täglich die Heilige Messe. Das ist nicht das Studentenleben, das die meisten seiner Altersgenossen sich erträumen und führen.
Aber Marcel Vogel hat genau den Studienplatz bekommen, den er sich schon als Teenager gewünscht hat. Der 23-Jährige aus Spich bereitet sich im Bonner Collegium Albertinum auf ein Leben als Priester vor.
Nein, vorgezeichnet sei dieser Weg nicht gewesen, erzählt der schlanke junge Mann mit moderner Hornbrille; die Familie habe ihm keine starke kirchliche Bindung mitgegeben. „Typische Durchschnittskatholiken“ seien die Eltern, zu Weihnachten und Ostern ging der Sohn mit ihnen zur Messe. Und doch: „Das Leben im Kloster hat mich schon vor der Erstkommunion fasziniert“, erinnert er sich heute. Zwei Ordensschwestern gab es in der Familie, Tanten des Vaters; die Großmutter väterlicherseits war eine „gläubige Frau“.
Erste Liebe in der Schulzeit
Gleichwohl folgte „eine normale Jugend“: Schule, Gymnasium, „man machte viel mit Freunden“. Auch die erste Liebe hat Vogel in der Schulzeit erlebt. Elf Jahre lang trainierte er den asiatischen Kampfsport Yoseikan. Sehr gern war der Jugendliche mit dem Rennrad unterwegs. Auch einen Berufswunsch gab es damals: „Ich wollte Pilot werden.“ Doch dann starb die Großmutter, ein plötzlicher Tod kurz vor Weihnachten. „Das war der Punkt, wo die Fragen des Glaubens wieder aufgeworfen wurden.“
Auseinandersetzung mit Glaube und Kirche
Intensiver führte Marcel Vogel nun die Auseinandersetzung mit Glaube und Kirche, regelmäßiger Besuch der Messe und Bibellektüre gehörten dazu. „Ich hatte wieder einen Sensus für den Glauben“, beschreibt er diese Phase in der Rückschau. Und auch die Faszination für den geistlichen Beruf erstarkte wieder. „Seit diesem Zeitpunkt“ – im Alter von 14, 15 Jahren – „stand im Großen und Ganzen fest, dass ich Priester werden möchte.“
Ein Besuchswochenende im Collegium Albertinum, die regelmäßige Teilnahme an den Treffen der Berufungspastoral festigten den Entschluss. Eine Entscheidung, auf die das Umfeld mit Toleranz reagierte, „auch wenn sie das vielleicht nicht verstehen konnten.“ Bis heute ist ihm selbst „fast unverständlich, dass man das so einfach akzeptieren konnte“. Auch die Mutter – Vogel ist ein Einzelkind – deren Wunsch nach Enkelkindern nun unerfüllt bleibt.
Entscheidung für den Zölibat
Schließlich hat sich Marcel Vogel für den Zölibat entschieden, das Versprechen der Ehelosigkeit. „Das wird in der Gesellschaft als sehr radikal aufgefasst, fast unmenschlich“, weiß er. „Weil der Mensch ausgelegt ist auf zwischenmenschliche Beziehung, auf Zärtlichkeit.“ Für den jungen Studenten ist der bewusste Verzicht „etwas unheimlich Starkes“, ein Zeichen, „weil es in meinem Leben etwas viel Höheres gibt“. Dabei räumt er ein: „Es ist natürlich so, dass es einem nicht immer leicht fallen wird“; dann vielleicht, wenn die Freunde heiraten und Familien gründen. Und doch versichert er: „Aus meiner eigenen Perspektive kann ich sagen, dass ich voll und ganz dahinterstehe.“
Und so hat Vogel mit seiner Entscheidung auch die Pflicht zum Gehorsam akzeptiert, die er als „ähnlich radikal“ wie das Versprechen der Ehelosigkeit empfindet. „Immer verfügbar für den Bischof“, verpflichtet auch dazu, Entscheidungen zu akzeptieren, die man persönlich nicht nachvollziehen kann. Statt des Priesteramts das eines ständigen Diakons oder eines Pastoralreferenten anzustreben, kam dennoch für den jungen Mann nicht in Frage. „Ich möchte später ganz für die Menschen da sein und auch mit ihnen die Messe feiern.“ In der Seelsorge, aber auch in der Nachfolge Christi, in die er sich „persönlich gerufen fühlt“. Auf einer Ebene, die sich einer Bewertung mit dem Verstand entzieht, wie er sagt.
Liturgie und Gesangsunterricht
Zwei Jahre des Studiums an der Uni liegen dafür noch vor ihm. Im so genannten Hausprogramm des Collegiums an der Bonner Adenauerallee stehen außerdem Liturgie und Gesangsunterricht ebenso auf dem Stundenplan wie die Auseinandersetzung mit den Idealen des Priestertums. Nach dem Examen sieht der Lebensplan weitere drei Jahre am Kölner Priesterseminar vor: Unterricht unter anderem im Kirchenrecht und Liturgiepraxis im Blockunterricht werden sich im ersten dieser Jahre mit Zeiten als Praktikant in einer Pfarrgemeinde abwechseln. Am Ende des zweiten Jahres steht die Priesterweihe, gefolgt von einem Jahr als Neupriester.
Wo er sich in zehn Jahren sieht? Eine Frage, auf die Marcel Vogel keine Festlegung treffen möchte. „Ich verlass’ mich da auf den Erzbischof.“ Lieber Stadt oder Land? „Ich glaube, ich könnte beides.“