Aus Wasserkraftwerken in NorwegenKuraray produziert in Troisdorf mit grünem Strom

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Hendrik Himmelmann, Abteilungsleiter Energievertrieb, Dr. Holger Stenzel, sowie Kundenberater Robert Psota von der Firma Kuraray.

Troisdorf – Gerade in der chemischen Industrie werde es schwierig, den CO2-Fußabdruck auf Null zu reduzieren, betonte Dr. Holger Stenzel: Energieintensiv ist die Produktion, auf Erdöl basieren die meisten Produkte. Aber, so der Standortleiter der Kuraray Europe GmbH in Troisdorf und an allen vier europäischen Standorten verantwortlich für das operative Geschäft: „Was jetzt geht, machen wir jetzt.“ Seit dem 1. Januar bezieht der Chemiekonzern im Industriepark Troisdorf ausschließlich Ökostrom aus zwei norwegischen Wasserkraftwerken.

Nun hat der Verein Grüner Strom mit Sitz in Bonn Anbieter und Kunden entsprechend zertifiziert. Träger des Vereins sind unter anderem die Naturschutzverbände BUND, Nabu und Deutscher Naturschutzring sowie der Bundesverband Die Verbraucherinitiative.

Kein Handel mit Zertifikaten

37 Gigawatt-Stunden Strom hat Kuraray im vergangenen Jahr bei den Stadtwerken eingekauft und ist damit einer der größten Einzelabnehmer in der Stadt. Wie alle anderen bezieht auch der Großkunde Kuraray über die Stadtwerke seinen Strom aus einem Netz, in das Kohle- und Atomstrom ebenso eingespeist werden wie Strom aus erneuerbaren Energien. Eine besondere Leitung für den „grünen“ Strom gebe es nicht, sagte bei der Vorstellung Hendrik Himmelmann, der Abteilungsleiter für Energievertrieb der Stadtwerke.

Anders als beim Handel mit CO2-Zertifikaten werde aber hier nicht „grauer“ Strom aus fossilen Quellen „gewaschen“. Durch direkte Lieferverträge mit dem Stromproduzenten in Norwegen werde vielmehr garantiert, dass genau die Menge, die Kuraray abruft, in den dortigen Wasserkraftwerken auch produziert werde. „Das geht viertelstundengenau“, sagte Himmelmann. Diese Menge könne der Produzent in Norwegen zudem nicht an andere Kunden verkaufen.

Mehrpreis fließt in nachhaltige Projekte

Diese „mengengleiche Produktion“ ist ebenso Bedingung für die Erteilung des Labels wie die Erzeugung des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Eigentümer und Betreiber von Braunkohle- oder Atomkraftwerken könnten das Siegel daher nicht erhalten, betonte Hendrik Himmelmann. Zugleich bezahlen die Zertifikatsnehmer für den gelieferten Strom einen Extrabeitrag, der wieder in nachhaltige Projekt gesteckt wird.

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Interessant für die Kunden: Sie können selbst Projekte anstoßen und dafür einen Teil des Aufschlags auch selbst ausgeben. „Kuraray überlegt, einige Dächer mit Solarmodulen auszustatten“, berichtete Stenzel. Immerhin fünf Prozent der Investition könnten dann aus dieser Labelvergütung beglichen werden. Grundsätzlich solle das Projekt „Grüner Strom“ nur der erste Schritt sein.

Für den Chemiekonzern auch ein Verkaufsargument

„Es ist unser Ziel, auch in Troisdorf mehr Strom zu produzieren“, erklärte Hendrik Himmelmann. Derzeit kann der Oberlarer Solarpark 3,5 Megawatt liefern, allein auf den Kuraray-Dächern wären 1,6 Megawatt möglich. Weit entfernt von einer Autarkie, wie Stenzel betonte. Acht bis zehn Prozent des benötigten Stroms seien aber möglich. „Jede Investition lohnt sich sofort“, betonte Hendrik Himmelmann. „Was hier produziert wird, verdrängt anderen Strom aus dem Netz.“ Und das beginne schon bei kleinen Haushaltsanlagen.

Firmen wie Kuraray haben aber nicht nur die Umwelt im Blick, wenn sie sich für das Label entscheiden. „Die Kunden fragen nach dem CO2-Fußabdruck“, sagte Holger Stenzel. Mit dem neu erteilten Label lasse sich durchaus auch werben. 

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