EnergiesparenKirchen im Rhein-Sieg-Kreis bleiben kalt

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Der Innenraum der Siegburger Kirche St. Servatius mit seinen hölzernen Kirchenbänken ist zu sehen.

Der Innenraum von St. Servatius in Siegburg

Um Energie zu sparen, senken die Kirchen im Rhein-Sieg-Kreis die Raumtemperatur bei den Gottesdiensten deutlich ab. Ausnahme ist St. Servatius Siegburg.

Außen bleiben die Kirchen in der Region schon seit Beginn der Energiespar-Diskussion dunkel. Aber auch in den Innenräumen wird gespart: In den Troisdorfer Kirchen sei die Raumtemperatur deutlich gesenkt worden, berichtet Pfarrer Hermann-Josef Zeyen auf Anfrage. „Wir haben bei den Kirchgängern eine Umfrage gemacht und ihnen drei Möglichkeiten zur Auswahl gegeben: Entweder die Kirchen gar nicht heizen, die Temperatur auf 14 Grad abzusenken oder so zu heizen wie früher immer.“

Erstaunt sei er gewesen, dass sich die Besucher der Gottesdienste „mit weitem Vorsprung“ für ein nur 14 Grad warmes Gotteshaus entschieden hätten. „Es gab auch etliche, die meinten, es solle gar nicht geheizt werden“, berichtet er. „Nur ein verschwindend kleiner Teil wollte, dass die Kirchen weiter so geheizt werden wie früher.“ Etwa 17 oder 18 Grad seien es sonst während der Gottesdienste gewesen.

Weihnachtsgottesdienste sind stimmungsvoller ohne volle elektrische Beleuchtung.
Hermann-Josef Zeyen, Pfarrer in Troisdorf

Bei der Innenbeleuchtung gebe es nicht viel Einsparpotenzial: „Die Weihnachtsgottesdienste sind ja ohnehin stimmungsvoller ohne die volle elektrische Beleuchtung“, so Zeyen.

In den zehn Troisdorfer Kirchen findet über die Festtage ein breites Angebot an Christmetten statt, auch wenn Zeyen und sein Team feststellen mussten, dass die Zahl der Kirchgänger in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist, und zwar auch an Weihnachten und dem eigentlichen Hochfest, dem ersten Feiertag am 25. Dezember.

„Die Feiertage weisen längst nicht mehr so viele Kirchgänger auf, deshalb haben wir das Messangebot am ersten und zweiten Feiertag sowie am 24. Dezember am späten Abend deutlich reduziert“, berichtet der Pfarrer. Der Trend gehe zu Entkirchlichung und zur Privatisierung der Feste.

Angebote wie die offene Kirche in St. Hippolytus an Heiligabend um 13.30 Uhr, wo statt einer liturgischen Feier die große Wurzelkrippe zu besichtigen ist, gebastelt und gesungen wird, entsprächen vielleicht mehr dem Wunsch der Menschen, „Weihnachten für sich selbst zu gestalten“.

Energiesparen in Siegburgs Kirchen: Wertvolle Schreine vertragen keine Kälte

Ein reich verzierter goldener Schrein steht in einer Vitrine, weiter hinten im Kirchenraum sind zwei weitere Vitrinen mit goldenen Schreinen.

Die Schreine in St. Servatius benötigen eine Raumtemperatur von 16 Grad.

In Siegburg steht Küsterin Inge Moors vor einer besonderen Herausforderung:   Zwar wurden bereits einige Schritte unternommen, um in Kirchen Energie einzusparen, unter anderem, indem die Siegburger Kirchen weniger beheizt werden und folglich dort niedrigere Temperaturen herrschen.

Die Schreine benötigen eine konstante Luftfeuchtigkeit
Inge Moors, Küsterin in St. Servatius

In der Kirche St. Servatius am Markt geht das allerdings nicht. „Die Schreine benötigen eine konstante Luftfeuchtigkeit“, erklärt die 66-Jährige. Aus diesem Grund dürfe die Temperatur in der Kirche nicht unter 16 Grad fallen. Die Fenster würden sich automatisch öffnen und schließen, damit das Raumklima immer passend sei, um die Schreine möglichst gut zu erhalten.

Fest steht aber, dass es in den Siegburger Kirchen an Weihnachten etwas dunkler wird. Die Lichter werden gedimmt und auch in den Tannenbäumen hängen weniger Lichterketten.

Richtig kalt ist es derzeit in der Kirche St. Joseph am Brückberg. Dort sind die Heizungen ausgefallen. Die Gottesdienstbesucher bekommen dort warme Decken, die nach jedem Gottesdienst gewaschen werden. Dieses Modell könnte auch auf die anderen Kirchen ausgeweitet werden. „Die Leute nehmen das sehr gut an“, sagt Küsterin Inge Moors.

Durch Krise im Erzbistum und Corona schon viele Kirchengänger verloren 

Die Energiekrise beschäftigt auch Pastor Christoph Jansen in Hennef. Nur rund 13 Grad misst das Thermometer in den Kirchen der katholischen Pfarrgemeinden Liebfrauen Warth und Sankt Remigius Happerschoß mit Sankt Mariä Himmelfahrt Bröl. Tiefer sollen die Temperaturen aber laut Jansen nicht fallen.

Wir experimentieren mit diversen Energiesparmaßnahmen in den Gemeinden
Christoph Jansen, Pastor in Hennef

„Wir haben durch die Krise im Erzbistum und durch Corona ohnehin schon viele Menschen verloren, deshalb müssen wir mit dem Thema schon sensibel umgehen“, gibt der Pfarrer zu bedenken. Zudem könnten noch niedrigere Temperaturen zu Schäden an den Gebäuden führen.

Energie sparen die Kirchen durch den Verzicht auf verzichtbare Beleuchtung ein. Auch darüber hinaus ist das Thema für den Hennefer Pastor omnipräsent. „Wir starten immer wieder neue Versuche und experimentieren mit diversen Energiesparmaßnahmen in den Gemeinden“, sagt Jansen.

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