BlackoutSo bereiten sich die Kommunen auf Ausfall von Strom und Gas vor

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Hermann Neulen (l.) und Jürgen Bensberg mit Eitorfs Notstromaggregaten.  

Rhein-Sieg-Kreis – Was, wenn Gas und Strom für einen längeren Zeitraum ausfallen? Durch den Krieg in der Ukraine ist ein solcher Blackout zumindest wahrscheinlicher geworden, auch Naturkatastrophen wie Starkregen, Hochwasser und Stürme könnten einen Ausfall der Strom- und Gasversorgung verursachen. Daher hat das Land Nordrhein-Westfalen den Kommunen empfohlen, sich auf einen Ausfall für 72 Stunden oder länger vorzubereiten. So sehen die Notfallkonzepte der Kommunen aus.

In der Eitorfer Ratssitzung wurde das Konzept vorgestellt, das Ordnungsamtsleiter Hermann Neulen gemeinsam mit dem Chef der Freiwilligen Feuerwehr Eitorf, Jürgen Bensberg, in nicht einmal vier Wochen auf die Beine stellten. 240.000 Euro wurden dazu im Haushalt bereitgestellt. Vergleichbare Blackout-Szenarien haben alle Kommunen im Kreis erarbeitet.

Eitorfer Feuerwehr kann 14 Tage in der Wache leben und von dort aus agieren

Im Krisenfall Im Katastrophenfall – egal ob Hochwasser oder Blackout – tritt der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zusammen, der aus sechs bis zehn Verwaltungsmitarbeitern unter Leitung des Bürgermeisters besteht. In der Feuerwache im Auel ist für den SAE ein eigener Raum eingerichtet. Die Abstimmung mit der Feuerwehr kann so auf kurzem Weg erfolgen; mit dem Krisenstab des Rhein-Sieg-Kreises wird über Satellitentelefon Kontakt gehalten.

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In diesem Raum in der neuen Feuerwache im Auel kommt der Stab für   außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zusammen. 

Damit alle Kommunen im Gleichklang agieren können, wurden bereits die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen geschult, auch die SAE-Krisenstäbe bekommen eine Schulung, die Eitorfer im Oktober.

Notstromaggregate haben mittlerweile Lieferfristen von über 40 Wochen

Die Eitorfer Feuerwehr ist so aufgestellt, dass die Einsatzkräfte in der neuen Wache im Auel 14 Tage bleiben und von dort aus Einsätze fahren oder koordinieren können. Es gibt Strom, Schlafräume, Lebensmittel.

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Der hauptamtliche Gerätewart Sascha Schneider in  der Einsatzzentrale der Eitorfer Feuerwehr. 

Stromversorgung

Für den Fall, dass die Stromversorgung auf Gemeindegebiet 72 Stunden und länger ausfällt, hat Feuerwehrchef Bensberg mehrere Notstromaggregate  gekauft. Gerade noch rechtzeitig, wie er ausführte: „Eine Vielzahl vom Kommunen haben jetzt natürlich nachgefragt, um noch vor dem Winter versorgt zu sein.“

Gekauft habe er schließlich alles, was zu bekommen war: „Mittlerweile gibt es Lieferfristen von über 40 Wochen“.

Vorbereitung in anderen Kommunen

Much: Erfahrung durch Stromausfall 2021

Die „spontane Übung“ eines Blackouts haben Muchs Bürgermeister Norbert Büscher und seine Verwaltung bereits Ende 2021  hinter sich gebracht. Damals war nach dem Brand in einem Umspannwerk der Strom fast 48 Stunden ausgefallen.

Nach der Erfahrung wurde die Dienstanweisung für den SAE (Stab für außerordentliche Ereignisse) überarbeitet, drei Satellitentelefone für Feuerwehr und Verwaltung ebenso wie zusätzliche Megafone angeschafft und die Versorgung der gemeindeeigenen Notstromaggregate von Diesel auf Heizöl umgestellt.

Für mögliche Sammelunterkünfte seien Betten angeschafft worden, berichtete Büscher.  (sp)

Windeck: Erster Stresstest war das Feuer in der Nutscheid

„Der Blackout ist ein Szenarium von vielen, auf die wir uns vorbereiten“, erklärt die Windecker Bürgermeisterin Alexandra Gauß. Ein erster Stresstest seien die Brandübung in der Nutscheid und kurz darauf das reale Feuer gewesen.

Als Bürgermeisterin hat sie an den Schulungen beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teilgenommen. Auch die Mitarbeitenden im Rathaus seien geschult. Freiwillige bei Feuerwehr und Hilfsdiensten seien eingebunden. Zentrale Anlaufpunkte seien festgelegt. (sp)

Sankt Augustin: Bürgerhilfe in den Feuerwachen

Mehrere „Leuchttürme“ zum Katastrophenschutz (KAT), also Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger, hat die Stadt Sankt Augustin eingerichtet.

Sie befinden sich in den Feuerwehrgerätehäusern in Mülldorf, Gartenstraße 31; Hangelar, Graf-Zeppelin-Straße 5; Menden, Siegstraße 131; Meindorf, Liebfrauenstraße 27a; Niederpleis, Schulstraße 4; Buisdorf, Frankfurter Straße 60; weitere können eingerichtet werden.

Informationen laufen über Lautsprecherdurchsagen oder die Medien. (vr)

Siegburg: 240.000 Euro für das Notfallkonzept

„Wir sind voll in den Vorbereitungen“, bestätigte der Siegburger Rathaussprecher Jan Gerull. So laufe derzeit die Abstimmung über die Leuchttürme, sprich Anlaufstellen.

„Mitgedacht“ würden Blackout-Szenerien inzwischen auch bei großen Sanierungs- oder Neubauvorhaben. Bei den Neubauten werde so geplant, dass man mobile Stromerzeuger anschließen könne.

Bereits im Dezember hat die Stadt 240.000 Euro für ein Notfallkonzept in den Haushalt eingestellt – als Reaktion auf die Flut an der Ahr. Weitere 200.000 Euro wurden für Notstromanhänger bewilligt. (dk) 

Das neue Feuerwehrgerätehaus wurde bereits mit einer Notstromversorgung gebaut, der Standort in Mühleip bekommt ein Notstromaggregat. Das Erdgeschoss des Rathauses soll noch in diesem Jahr mit einer Notstromversorgung nachgerüstet werden. Damit die Wasserver- und -entsorgung weiter klappt, wurden mehrere Aggregate für die Pumpen angeschafft, das Klärwerk hat eine große Anlage für 800 Kilovoltampere (KVA) bekommen.

Hilfe für die Bürger

Für die Bürgerinnen und Bürger werden sogenannte „Leuchttürme“ eingerichtet: Auf Gemeindegebiet möglichst fußläufig zu erreichende Anlaufstellen, die mit mindestens zwei Betreuungspersonen der Gemeinde besetzt sind, dazu ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation.

Hilfe für die Bürger von der warmen Decke bis zum Strom für das Handy

Dort gibt es Notstrom und eine mobile Heizung, so dass man sich dort auch aufwärmen kann. Die Ausstattung – von der Decke über Wasserkocher bis zur Kabeltrommel – wurden angeschafft. Warme Getränke werden dort ausgeschenkt, das Handy kann aufgeladen werden. Auch Angebote und Nachfrage von nachbarschaftlicher Hilfe soll von den Betreuern koordiniert werden.

„Aber sie sollen auch die Kommunikation mit der Einsatzleitstelle der Feuerwehr halten, die im Fall von medizinischen Notfällen oder Einbrüchen den Rettungsdienst oder die Polizei informiert“, berichtet Neulen. Denn auch die Notfallnummern werden bei einem Blackout nicht mehr funktionieren.

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Als Standorte wurden Schulen und eine Kita ausgewählt, in denen ein Raum genutzt werden kann: Die Mosaikschule, das Leonardo, die Grundschulen Alzenbach und Mühleip, die Kita in Merten. In Bohlscheid oder Rankenhohn soll ein Linienbus Anlaufstelle werden.

Blackout-Vorbereitungen in Eitorf: Satellitentelefon und eine mobile Tankstelle

Die Kommunikation

Dauert ein Stromausfall 72 Stunden und länger, funktionieren weder Festnetz noch Mobiltelefone. Daher hat Bensberg auch ein Satellitentelefon auf der Wache. 

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Auch Sankt Augustin hat bereits Vorbereitungen getroffen: Feuerwehrchef Herbert Maur (l.) und Christian Reinprecht am Satellitentelefon.

Und weil möglicherweise auch das Funknetz die Signale der digitalen Sirenen wegen Überlastung nicht mehr weiterleiten kann, hat man die Sirenen in Eitorf mit einem Schalter ausgerüstet, so dass sie notfalls auch per Hand ausgelöst werden können. So soll gewährleistet sein, dass man die Bevölkerung warnen kann.

Treibstoff

Um die Notstromaggregate und die Einsatzfahrzeuge am Laufen zu halten, wurde eine mobile Tankstelle angeschafft: Ein Behälter mit einer 12-Volt-Elektropumpe, an dem getankt werden kann. Denn die Tankstellen werden nicht mehr in Betrieb sein.

Außerdem verhandeln Verwaltung und Feuerwehr gerade mit einer Raffinerie in Wesseling und einem Tanklastzug-Besitzer, damit der Nachschub auch ins Siegtal kommt.

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