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Finnischer TrendsportTroisdorfer Kinder üben sich im „Hobby Horsing“

Lesezeit 3 Minuten
Es sind zwei Mädchen zu sehen die grade Sprünge mit ihren Steckenpferden üben.

Das „Hobby Horsing“ ist Sport mit Steckenpferden und hat seinen Ursprung in Finnland.

Beim Troisdorfer Turnverein wird seit einiger Zeit dir Sportart „Hobby Horsing“ angeboten. Hierbei zählen Geschicklichkeit und Sprungkraft. 

Sie tragen Turnschuhe statt Reitstiefeln, einen Sattel brauchen sie nicht, ihre Pferde sind auch ohne Stroh und Futter zufrieden. Zum „Hobby Horsing“ haben sich an diesem frühen Abend 15 Kinder und Jugendliche in der Rundsporthalle am Elsenplatz versammelt: zum Reiten auf Steckenpferden.

„Es ist ein richtig anstrengender Sport“, versichert Tanja Schmitz, die Leiterin der Gruppe im Troisdorfer Turnverein. Die Aktiven wollten nicht belächelt werden. Und in der Tat sind die Gesichter der Mädchen – und des einen Jungen – bald schon gerötet; der Atem geht schnell.

Es geht einfach um den Spaß an der Bewegung.
Tanja Schmitz, Trainerin

Ruhepausen sind selten, Rösser und Reiter sind permanent in Bewegung. Seit November 2021 gibt es die Gruppe. Der Troisdorfer Turnverein hatte sich zuvor auf dem städtischen Familienfest vorgestellt und mit dem damals neuen Angebot offenbar einen Nerv getroffen: Bis zu 21 Kinder kommen inzwischen dienstags in die Rundsporthalle.

Und die stammen längst nicht nur aus Troisdorf, sondern auch aus Bonn. Auch aus der Nähe von Linz kommt ein Kind regelmäßig zum Training. Am Abend des Besuchs begrüßt Tanja Schmitz nur 15 Pänz – „eine ganz kleine Gruppe“. Fast alle haben ihre eigenen Pferde dabei; die kleine „Herde“ des Vereins bleibt auf dem Rollständer.

„Meines hat 125 Euro gekostet“, berichtet Sarah über den finanziellen Aufwand für das Sportgerät. „Mit der Trense.“ Schnell sind aber auch 180 Euro für das Steckenpferd ausgegeben. Und nach oben, weiß Tanja Schmitz, „gibt es fast keine Grenze“. Bis zu 500 Euro verlange eine Herstellerin für ihre Pferde.

Online werden auch Ohrenkappen zum Schutz für Insekten, Regenschutz und reich verziertes Zaumzeug angeboten. Man müsse aber auch nicht alles kaufen, stellt Freda klar: „Ich habe das Zaumzeug selber gemacht.“ Selina hat den Führstrick für ihr Pferd ebenfalls aus Wolle selbst hergestellt. Und das erste „Hobby Horse“ von Lilly Schmitz stammte komplett aus der eigenen Werkstatt.

Die Kinder sind zwischen sieben und fünfzehn Jahren alt

Gut frisiert sind die Lieblinge sowieso. Für Trainerin Tanja Schmitz geht es beim „Hobby Horsing“ „einfach um den Spaß an der Bewegung“. Spaß hat sie selbst, denn eigentlich wollte sie nur ihre Tochter unterstützen, die gerade den Helferschein gemacht hatte. „Und dann bin ich dabeigeblieben.“

Mit dem Aufwärmen starten die jungen Reiterinnen und Reiter in die Trainingsstunde, in wechselnden Gangarten und unterschiedlichem Tempo schreiten, tänzeln oder galoppieren sie durch die Halle. Mit sieben Jahren ist Hannah an diesem frühen Abend die Jüngste, aktuell ist die älteste Reiterin 15.

„Viele haben das schon vorher gemacht“, berichtet die Trainerin; einige Kinder reiten auch auf echten Vierbeinern. In der Halle ist außer der Geschicklichkeit im Slalomparcours das eigene Sprungvermögen an den Hürden gefragt – und das ist nicht immer gleich gut.

„Mayflower springt heute nicht gut“, erzählt die achtjährige Leona; „verliebt“ sei ihr Pferd, das zwar nicht im Bett schlafen darf, die Nacht aber in einem selbstgebauten Stall aus Karton verbringt.

„Hobby Horsing“ hat seinen Ursprung in Finnland

Freda ist erst seit Weihnachten dabei, ihre Lieblingsdisziplin ist der Hochsprung. „Es gibt aber auch Dressur“; in Finnland, wo das „Hobby Horsing“ seinen Ursprung hat, gibt es Turniere und Unterrichtsvideos im Internet.

Immer höher werden unterdessen in der Rundsporthalle die Hürden aufgelegt; unverdrossen nehmen Lizi und Co immer wieder die Hindernisse in Angriff. Wer höher springt als einen Meter, muss dafür schon die Verlängerung montieren. So wie Lilly, die bei einer Körpergröße von 1,50 Meter 1,10 Meter überspringt. Respekt! 

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