„Kann nicht sein“Troisdorfer Verein fordert bei Besuch von Grünen-Vorsitzendem mehr Frauenhäuser

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau und ein Mann stehen in der Küche des Frauenhauses. Die Frau berichtet dem Mann von ihrer Arbeit.

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour machte auf seiner Sommerreise Station im Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf Michiko Park ist eine der sechs Geschäftsführerinnen des Trägervereins Frauen helfen Frauen

Omid Nouripour, Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, besuchte das Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf. Die Beschäftigten haben viele Anliegen.

Vor fünf Jahren hat auch Deutschland die Istanbul-Konvention ratifiziert, die der Gewalt gegen Frauen und Mädchen begegnen soll. Doch bis heute, so Michiko Park vom Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf, müssten immer wieder die gleichen Forderungen gestellt werden. Ein offenes Ohr aus der Bundespolitik fanden Park und ihre Kolleginnen bei einem Besuch des Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour. Auf seiner Sommerreise machte er Station in Troisdorf.

Die Aufenthalte im Frauenhaus sind länger geworden

Die durchschnittliche Verweildauer ist länger geworden, die Zahl der Anfragen gestiegen. Woran es liegt? „Wir wissen es nicht“, gab Jana Bach Antwort. Vielleicht trauten sich die betroffenen Frauen eher, Schutz zu suchen. Einem Milieu seien sie nicht zuzuordnen, „vom Akademiker bis zum Arbeiter“ seien gewalttätige Männer aktenkundig, berichtete Sozialpädagogin Julia Weimann.

Ein zentraler Punkt der Istanbul-Konvention ist bis heute auch im Rhein-Sieg-Kreis unerfüllt: Die „ausreichende Zahl geeigneter und leicht zugänglicher Schutzunterkünfte“ nämlich. 94 Plätze fehlten im Kreisgebiet, berichteten die Mitarbeiterinnen, vier statt zwei Frauenhäuser müsste es eigentlich geben.

Da mache sich, so erfuhr der Gast, auch die Schaffung einer Kontrollinstanz auf Landesebene noch nicht bemerkbar. Auf Bundesebene soll laut Nouripour ebenfalls eine derartige Koordinierungsstelle geschaffen werden.

Das Jobcenter bezahlt den Aufenthalt  nicht für alle Frauen

Binnen zehn Minuten läute das Telefon, sobald das Haus einen freien Platz melde, innerhalb einer Stunde werde die nächste Frau oft aufgenommen. Und: „Wir erleben immer mehr unfinanzierte Frauen“, sagte Julia Weimann: Frauen, die für ihren Aufenthalt selbst bezahlen müssten, da sie Einkommen oder Renten beziehen, während für andere das Jobcenter die Kosten trage. „Es kann nicht sein, dass Frauen sich nicht mehr leisten können, ins Frauenhaus zu gehen“, betonte Weimann, die eine auskömmliche Finanzierung anmahnte.

Gemeinsam äußerten die Mitarbeiterinnen im Frauen- und Kinderschutzhaus den Wunsch, in Planungsprozesse zum Beispiel auf Kreisebene eingebunden zu werden. „Man könnte unser Wissen einbringen“, sagte Michiko Park.

Auch eine bessere Vernetzung mit anderen Stellen wie Wohnungsamt oder Ausländerbehörde steht auf der Liste dringender Wünsche. „Verbesserungsbedarf“ sehe da auch er, erklärte Nouripour nach seinem Besuch; auch sei finanzielle Unterstützung nötig. In diesem und im kommenden Jahr erhielten Frauenhäuser und -beratungsstellen zehn Millionen Euro zusätzlich.

KStA abonnieren